Tierärztin aus Neuss Die Frau für tierische Notfälle

Hoisten · Die Hoistener Tierärztin Astrid Urlaub ist für die Neusser Feuerwehr die erste Adresse, wenn es darum geht, Tiere, die in Not sind, zu versorgen.

 Astrid Urlaub in ihrer Praxis an der Schützenstraße in Hoisten.

Astrid Urlaub in ihrer Praxis an der Schützenstraße in Hoisten.

Foto: Andreas Woitschützke

Es ist ein emotionaler Moment für Astrid Urlaub, als der Vogel seine Flügel ausbreitet und in die Ferne fliegt. „Einfach ein tolles Gefühl“, sagt die 48-Jährige. Wie es dazu kam? Als die Neusser Feuerwehr die Tierärztin aus Hoisten am vergangenen Wochenende kontaktierte, musste es wie immer schnell gehen. Ein Bussard war von den Einsatzkräften aus der eiskalten Erft geborgen worden. Der – nicht schwimmfähige – Vogel hatte sich an einem Ast festgekrallt, versuchte vergeblich das Ufer zu erreichen und war dementsprechend in einer gefährlichen Situation. Übergeben wurde das Tier nach der erfolgreichen Rettung an Astrid Urlaub. „Wir haben ihn wieder aufgepäppelt“, sagt sie. Nach ein bisschen Nahrung und warmen Infusionen konnte er auch schon wieder in die Freiheit entlassen werden. „Da weiß man, warum man diesen Job macht“, beschreibt die Tierärztin den Moment.

 Nach der Rettung durch die Feuerwehr päppelte die Neusser Tierärztin diesen Bussard auf.

Nach der Rettung durch die Feuerwehr päppelte die Neusser Tierärztin diesen Bussard auf.

Foto: dpa/-

Der Einsatz am vergangenen Wochenende war bei weitem kein Einzelfall. Die Expertin ist sozusagen erste Ansprechpartnerin für die Feuerwehr, wenn es um Tiere in Notsituationen geht. In den meisten Fällen sind es kleinere Wesen wie Igel oder Tauben – aber nicht immer. Ihr spektakulärster Einsatz liegt bereits einige Monate zurück. Spaziergänger hatten auf einem Feldweg in Rosellerheide ein Reh-Kitz entdeckt, das dort offenbar von Unbekannten abgelegt wurde. Von der Mutter des Tieres, der Ricke, war weit und breit keine Spur. Die Feuerwehr brachte das scheue Tier kurz drauf in die Praxis von Astrid Urlaub – doch es sollte alles andere als ein Kurzbesuch werden. Die Neusserin nahm das Tier nämlich mit nach Hause, zog es mit der Flasche auf – und wilderte es schließlich wieder aus. Henriette, wie das Tier liebevoll genannt wurde, lebt mittlerweile in der Eifel und ist nun ein ausgewachsenes Tier. „Ab und zu schickt uns die Halterin ein paar Fotos von ihr“, sagt die Tierärztin.

 Die Tochter von Astrid Urlaub mit dem Rehkitz Henriette, das die Familie aufnahm.

Die Tochter von Astrid Urlaub mit dem Rehkitz Henriette, das die Familie aufnahm.

Foto: Astrid Urlaub

Die Tiernotfälle nehmen nach Angaben der Expertin stetig zu. War sie im vergangenen Jahr in rund zwölf Einsätze dieser Art involviert, waren es in diesem – noch jungen – Jahr bereits sechs. Dieser ansteigende Trend geht auch aus den Statistiken der Feuerwehr hervor, die Anzahl der Einsätze wegen „Tieren in Notlagen“ stieg von 299 im Jahr 2018, auf 365 im Jahr 2019 und nochmals auf 376 im vergangenen Jahr.

Doch leider haben nicht alle Fälle dieser Art ein Happy End. Astrid Urlaub erinnert sich zum Beispiel an einen anderen Bussard, um den sie sich kümmerte. „Er hatte einen gebrochenen Flügel und musste eingeschläfert werden“, sagt die Tierärztin.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort