Neukirchen-Vluyn Preußen-Trikots für junge Kicker im Senegal

Drei Pakete mit Sportartikeln haben von Vluyn aus den Weg nach Afrika gefunden. Jugendtrainer Peter Borinski setzte sich dafür ein.

 Die Freude bei den jungen Afrikanern aus dem Senegal hätte gar nicht größer sein können. Der Grund dafür waren die Fußballtrikots, die in Vluyn wegen der Vereinsfusion nicht mehr gebraucht wurden.

Die Freude bei den jungen Afrikanern aus dem Senegal hätte gar nicht größer sein können. Der Grund dafür waren die Fußballtrikots, die in Vluyn wegen der Vereinsfusion nicht mehr gebraucht wurden.

Foto: Espoir de Demain

„Strahlende Kinderaugen sind das Schönste, was es gibt“, sagt Peter Borinski. In diesem Fall leuchten Kinderaugen im 6000 Kilometer entfernten Senegal. Dorthin sind Trikotsätze, Fußballschuhe, T-Shirts und Verbandsmaterialien des TuS Preußen Vluyn hingegangen. „Drei Pakete habe ich gepackt“, so Borinski, der sich seit vielen Jahren um den Fußballnachwuchs kümmert.

Einen reichen Fundus bot der TuS Preußen, der im FC Neukirchen-Vluyn aufgegangen ist. „Diese Trikots wurden nun nicht mehr gebraucht. Sie zu entsorgen, wäre einfach zu schade gewesen“, sagt Borinski über die Mannschaftsbekleidung, die er im Sinne der Nachhaltigkeit einer so genannten „Zweitverwertung“ zuführte. Eine Aktion, die so ganz im Sinne der Sponsoren war.

Bei der Suche nach einem Empfänger wurde er auf den Hamburger Verein „Espoir de Demain“ aufmerksam, der im Senegal mit gleichnamigem Verein kooperiert. „Ich habe kurzerhand mit der Vorsitzenden Steffi Schwenkel Kontakt aufgenommen und gefragt, ob sie überhaupt Interesse an unseren Trikots hat. Sie war sofort begeistert“, erinnert sich Borinski. „Mir hat das Engagement des Vereins gefallen.“

Informationen gab es auch darüber, wie schwer die Pakete für den Flug nach Westafrika sein durften. Seit 2009 fliegt Schwenkel bis zu fünf Mal im Jahr in das westafrikanische Land. Auch für Jürgen Meier, ehemaliger Chef des TuS Preußen, eine gelungene Aktion des Jugendtrainers. „Da schwingt schon Stolz mit, wenn ich die Kinder in unseren Vereins­trikots sehe“, sagt Meier. Die Hamburgerin Schwenkel beschreibt in ihrem Dankesbrief die Aktion. „Mir fällt auch nach langem Überlegen nichts ein, was einen kleinen Jungen im Senegal glücklicher macht, als ein Trikot. Ein Trikot ist definitiv der Hauptgewinn. Als ich die Pakete öffnete, wusste ich schon, dass meine Kids aus dem Häuschen sein würden.“

Der Hamburger Verein kümmert sich um verarmte und benachteiligte Kinder aus schwierigen Verhältnissen. Nicht von ungefähr kommt der Vereinsname „Hoffnung von morgen“ zustande. Dabei konzentriert der Verein seine Arbeit auf das Kinderheim in Mbour, eine Stadt 80 Kilometer südlich von Dakar. „Bei uns haben 20 ehemalige Straßenkinder, Waisenkinder oder Kinder, die keiner mehr haben will, ein Zuhause gefunden. Alle unsere Kinder gehen in die Schule oder in den Kindergarten. Mit viel Einsatz und Liebe haben wir es geschafft, zu einer kleinen, glücklichen Espoir-Familie zu werden – mit den besten Kids der Welt“, schreibt Schwenkel.

Ein zweiter Schwerpunkt ist die medizinische Versorgung der Talibés und Straßenkinder. Talibés sind Kinder, die früh von ihren Eltern an Koranschulen abgeschoben werden. Die vier- bis fünfjährigen Kinder werden oft zur Bettelei gezwungen, geschlagen und stehen unter immensem psychischen Druck. „Das menschenunwürdige Leben dieser Kinder ist auch durch die katastrophalen, hygienischen Verhältnisse in den Unterkünften geprägt, denn die Koranschulen sind in der Regel Bauruinen oder Strohverschläge ohne sanitäre Anlagen“, beschreibt Schwenkel die Situation.

Viele der Kinder leiden unter Krankheiten und Verletzungen wie Malaria, Krätze oder Verbrennungen. Talibés, die diesem Druck nicht mehr gewachsen sind, fliehen aus den Koranschulen und leben dann auf der Straße. Der Verein sorgt für die medizinische Erst- und Notversorgung. „Medizinisch ausgebildete Streetworker kümmern sich um diese Kindern. Hinzu kommen Animationsprogramme, um den Kinder zumindest stundenweise aus ihrem sklavenähnlichen Alltag einen Teil ihrer Kindheit zurückzugeben“, so Schwenkel.

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