Moers Handel muss mit Service punkten

Moers · Geschäfte müssen sich mit Serviceangeboten auf die älter werdende Bevölkerung einrichten. Durch den Rückgang der Einwohnerzahl wird die Kaufkraft sinken. Das Internet wird den stationären Handel weiter zurückdrängen.

Lebensmittelhändler wie Rewe Schroff in Moers leben es heute schon vor: Die Einkäufe werden auf Wunsch an die Haustür geliefert. Uns spätestens wenn es um schwere Getränkekisten geht, nutzen nicht nur ältere Bürger das Angebot. "Wir tragen die Ware in den Keller oder in den sechsten Stock. Das wird von allen Altersgruppengen genutzt", so Axel Schroff. Mit Blick auf den demografischen Wandel sieht er aber noch weitere Veränderungen: Das Warenangebot müsse altersgerecht sein, ernährungstechnisch werde es spezielle Angebote etwa mit Blick auf Allergien geben. "Nichts ist beständiger als der Wandel im Handel", sieht Schroff die nächsten Jahre als Herausforderung.

Dabei geht es nicht nur um die älter werdende Kundschaft. Städte wie Moers schrumpfen. "Moers verliert bis 2030 rund 5000 Einwohner in der Summe. Das bedeutet eine Kaufkraft von 26 Millionen Euro, die aus dem Markt verschwindet", so Wilhelm Bommann, Geschäftsführer des Dienstleistungs- und Einzelhandelsverbandes. Nur nach dem Motto "Verpackungen kleiner — Preisschilder größer" werde man dem Thema nicht gerecht werden. Zumal der Anteil von E-Commerce, also dem Handel über das Internet, von derzeit sieben Prozent schnell auf zehn bis 15 Prozent steigen werde.

Während Schroff seine Branche da nicht so stark betroffen sieht, glaubt er, dass Fachgeschäfte das spüren werden. Keine Chance mehr für den klassischen Einzelhandel: So pessimistisch ist Bommann nicht. Man werde darauf achten müssen, dass die Weg nicht dramatisch lang und damit unattraktiv werden. Die Politik sei gefordert, so wie es auch das Zentrenkonzept für Moers vorsieht, die Standorte in der Innenstadt und in den Ortsteilen gezielt zu sichern. Der Handel müsse seine Hausaufgaben machen und seine Profilierung, seine Serviceangebote, sein Erscheinungsbild, sein Sortiment und seine Zielgruppen ständig überprüfen.

Michael Birr von Moers-Marketing weiß, dass derzeit auch riesige Megastores und Giga-Malls zunehmend auch die ältere Generation als ihre Zielgruppe entdecken. "Folgerichtig und mit Blick auf den demografischen Wandel muss sich Moers mit Aufenthaltsqualität, Erlebnismöglichkeiten und Qualität im Einzelhandel dem Marktdruck stellen. Zentrumsnahes Parken, ausreichend Sitzgelegenheiten, Sicherheit, Sauberkeit und gut begehbare Untergründe sind ein Muss. Zudem sollte — auch in Moers — das Thema seniorengerechtes Wohnen in der City Priorität bekommen. Kurze Wege im Alter erleichtern das Leben erheblich", so Birr.

Gute Mitarbeiter sind für Bommann die Stärke des Einzelhandels. Es werde immer Kunden geben, die bewusst auf Beratung und Qualität setzen. Doch wird der Handel mit seinen unattraktiven Arbeitszeiten noch diese Mitarbeiter finden? "Wir kriegen sie", ist Bommann zuversichtlich. Aber der Handel wird sich bemühen müssen, Schulabgänger für dieses Berufsweg zu begeistern.

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