Kreis Wesel Giftwolke: Alarm irritiert

Kreis Wesel · Wegen des Großbrandes in Krefeld wurde gestern kreisweit Katastrophenalarm ausgelöst. Der Heulton hatte die Bevölkerung verunsichert. Akustische Entwarnung blieb aus. Gefahr bestand nicht. Der Fall wird nun aufgearbeitet.

Um 11.57 Uhr fuhr rund 470 000 Menschen ein Schreck in die Glieder. Kreisweit — und nach RP-Informationen auch für viele Ordnungsämter und Feuerwehren vollkommen unvorbereitet — wurde Katastrophenalarm ausgelöst. Der Aufruf dazu ging von der Bezirksregierung an die Kreise. Wegen des Großbrandes in Krefeld war eine Rauchwolke Richtung Kreis Wesel unterwegs. Der Heulton (siehe Info) sollte auffordern, in geschlossenen Räumen zu bleiben und auf Rundfunkdurchsagen zu achten. Auf Anhieb klar war das den Wenigsten. Folge: große Verunsicherung im ganzen Kreis Wesel, massenweise Anrufe besorgter Eltern in Schulen und die Frage, wie und wann "normales Leben" weitergeht. Denn eine akustische Entwarnung, eine Minute Dauerton, blieb aus. Hintergrund ist der Alarm selbst. Kreissprecherin Anja Schulte sagte, die Kreisleitstelle habe eben wegen der Irritation durch den ersten Sirenenton nicht mit einem zweiten für noch mehr Verunsicherung sorgen wollen. "Das wird jetzt aufgearbeitet", versicherte Schulte. Offiziell beendet war die Alarmlage um 15.42 Uhr.

Alle Luftmessungen negativ

Die Wolke war zuvor Richtung Dinslaken, Moers, Rheinberg und Voerde gezogen. Die Wehr setzte zwei Spezialfahrzeuge aus Voerde und Kamp-Lintfort ein, nahm an etwa 35 Stellen Luftmessungen vor. Alle Ergebnisse waren negativ, Gefahr für die Gesundheit bestand zu keinem Zeitpunkt. In Moers waren fünf, in Dinslaken vier weitere Fahrzeuge der Wehren unterwegs. Auch dort blieben laut Kreis die Ergebnisse negativ. Sichtbehinderung und Geruchsbelästigung waren aber weiterhin möglich.

Zum Beispiel in Moers: Hier fuhren schon am Vormittag sechs Wagen der Feuerwehr die Wohngebiete rund um die Römerstraße im Schritttempo ab. Teilweise staute sich im auf den Straßen liegenden Nebel der Wolke der Verkehr. "Außer einer starken Rauch- und Geruchsbelästigung stellten die Einsatzkräfte aber nichts fest", erklärte Stadtsprecher Klaus Janczyk. Die Rauchwolke enthielt keine für den Menschen schädlichen Stoffe. Um kurz vor 8 Uhr hatten Feuerwehrmänner den Rauch gesehen. "Zunächst haben wir keine weiteren Maßnahmen eingeleitet, da die Wolke ins Ruhrgebiet zu ziehen schien", sagte Einsatzleiter Ludger Janßen. Um kurz vor 11 Uhr drehte sich allerdings der Wind — und wehte Teile der Wolke Richtung Moers.

"Betroffen waren die Siedlungen im Osten der Stadt", sagte Janßen. "Wir haben gleich gemessen, ob die Wolke schädlich ist und den Anwohnern geraten, Fenster und Türen geschlossen zu halten."

(RP/jul)
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