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Moers Ferienjob Straßenmusiker

Moers · Drei junge Musiker wollten sich in der Innenstadt ihr Taschengeld aufbessern. Dass sie nach nur wenigen Stunden tatsächlich mit nicht wenigen Münzen nach Hause gehen, hätte keiner von ihnen erwartet.

Der eine spielt Mundharmonika, der andere Akkordeon: In der Moerser City geht's musikalisch zu — jeden Tag. Und dann das: Da schallten neue Klänge durch die Gassen der Altstadt. Eine klare Stimme sang "Are you loving pain, loving the pain?" — Der Refrain des Lieds "New Age", das derzeit im Radio rauf und runter läuft. Begleitet wurde diese Stimme von zwei Akustik-Gitarren. Und das nun wahrhaftig nicht schlecht.

Die drei Musiker sind 18 und 19 Jahre alt. Und sie machen demnächst ihr Abitur am Filder-Benden-Gymnasium. In den Herbstferien wollten Vera Hesemann, Christina Springer und Jan Kreider den Schulstress einfach ad acta legen und das tun, wozu sie Lust haben — zusammen "jammen". Aber eben nicht in irgendeinem düsteren Proberaum, sondern vor Publikum. Wenn das auch noch zahlt, desto besser.

Fünf Pop-Lieder hatte das Trio für seinen "Open-Air-Auftritt" in der Innenstadt einstudiert. Von Marlon Roudettes Song "New Age" über "Rolling in the Deep" von Adel, Katy Perrys "Fireworks" und "Apologize" von One Republic bis zu Carly Rae Jepsens "Call Me Maybe". "Charts kommen einfach richtig gut an", sagte Christina und grinste dabei.

Dies zeigte auch der Blick in den Gitarrenkoffer. Nach einiger Zeit waren nicht wenige 50 Cent-Stücke, Ein- und Zwei-Euro-Münzen darin gelandet. Reich macht das nicht, zumal sicherlich nicht viele Auftritte folgen werden. Aber es macht ein wenig stolz. "Das klingt richtig gut, meine Enkelin spielt auch Musik", sagte eine Passantin und warf im Vorbeigehen eine große silber-goldene Münze in den Koffer. Die drei Musiker konnten es kaum glauben, wie gut ihre Musik ankam. "Mit dem Geld hol ich mir morgen einen neuen Porsche", scherzte Vera. "Oder wir fahren in den Urlaub", rief Christina dazwischen.

Doch bei solchen Summen steht die Frage schnell im Raum: Dürfen die das eigentlich? Schließlich handelte es sich um eine, naja, vergleichbar hübsche Einnahme.

Die Stadt Moers will den Musikern allerdings keine Steine in den Weg legen. "Wenn sie alle 30 Minuten ihren Stadtort wechseln, ist das kein Problem", so Pressesprecher Klaus Janzcyk. "Alles, was in den Hut geht, können sie natürlich behalten."

Ein schlechtes Gewissen hatten die Drei trotzdem. Denn auf der anderen Straßenseite saß ein Obdachloser und spielte einsam auf seiner Mundharmonika. "Das ist traurig, weil ihm niemand etwas abgibt", zeigten sie sich berührt. Sie hatten Sorge, ihm seine Einnahmequelle zu nehmen. "Wenn wir hier aufhören, dann geben wir ihm was ab", versprachen sie und legten gleich wieder los.

(kt)
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