Moers Ein Wald aus giftigem Riesen-Bärenklau

Moers · Auf einer Wiese an der Straße Zum Egelsberg in Kapellen sprießt die Pflanze in Massen. Fachleute warnen vor dem Berühren der Staude. Sie enthält ein Gift, dass bei Hautkontakt verbrennungsähnliche Beschwerden hervorrufen kann.

Moers: Ein Wald aus giftigem Riesen-Bärenklau
Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Der Riesenbärenklau-Wald im Süden von Kapellen ist einfach gigantisch. Eine Wiese ist von den Stauden mit ihren schönen weißen Blütendolden zugewuchert. An die vier Meter hoch mögen die größten der Pflanzen sein. Zwar liegt zwischen der Straße Zum Egelsberg und dem Riesenbärenklau-Wald ein Graben, doch wer will, kommt leicht an das Gelände heran. Um ein Foto zu machen, vielleicht, oder um sich die rätselhaften Pflanzen näher anzusehen. An schönen Tagen kommen hier viele Menschen vorbei, Radfahrer zum Beispiel, die das benachbarte Naturschutzgebiet Niederheide am Egelsberg ansteuern.

Vor dem Kontakt mit dem Riesenbärenklau - auch Herkulesstaude genannt - kann man allerdings nur warnen. Die Staudenpflanze enthält ein Gift, das bei Berührungen Verbrennungen, Fieber, Schweißausbrüche und Kreislaufschocks hervorrufen kann. Die Symptome treten nach ein bis zwei Tagen unter Lichteinwirkung auf, zum Beispiel bei Sonneneinstrahlung. Noch Jahre später könne die die angegriffene Haut empfindlich auf ultraviolette Strahlen reagieren, warnen Experten.

Rosi Warmbach (Name geändert) aus Moers hat von der Gefährlichkeit des Riesenbärenklaus gehört und gelesen. Neulich hat sie in der Aktuellen Stunde gesehen, wie in Duisburg Riesenbärenklau-Pflanzen beseitigt wurden. "Die Leute trugen dabei Schutzanzüge", sagt die Asbergerin. Umso mehr wunderte sie sich, als sie vor ein paar Tagen bei einer Radtour mit einer Freundin an der zugewucherten Wiese im Süden Kapellens vorbeikam. "Die Wiese ist leicht zugänglich", kritisiert sie. Wie könne es sein, dass gegen das große Vorkommen nichts unternommen wird?

Unsere Redaktion hat die Frage an die Stadt weitergeleitet, die nun prüfen will, wem das Grundstück gehört und ob ein Einschreiten notwendig ist. Nach Angaben von Stadtsprecher Thorsten Schröder sollte man das Ordnungsamt verständigen, wenn Riesenbärenklau auf privaten Flächen steht und "Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung" bestehe. Zum Beispiel wenn eine Schule, ein Spielplatz oder ein Kindergarten angrenze. Oder wenn die Pflanze auf einem eingezäunten Areal stehe, aber darüber hinaus wachse und Menschen gefährden könne. "Das Ordnungsamt ermittelt in solchen Fällen den Besitzer und fordert die Beseitigung", sagt Schröder. "Sollte dies nicht geschehen, folgen weitere Maßnahmen." So könne die Stadt die Pflanzen auf Rechnung des Besitzers beseitigen lassen.

Wächst der Riesenbärenklau auf städtischen Grund, kümmert sich die Enni darum. "In der Blütezeit des Riesenbärenklaus von Juni bis August kontrollieren unsere Mitarbeiter fortlaufend die Parkanlagen", sagt Enni-Pressesprecher Holger Kleinekort. Sobald eine Herkulesstaude entdeckt wird, werde diese beseitigt. "In Wasserschutzgebieten buddeln wir die Pflanzen aus", sonst gebe es ein chemisches Bekämpfungsmittel. Auch Straßen NRW, für die Unterhaltung der Landestraßen zuständig, achte auf Riesenbärenklau, der sich gerne an den Grünstreifen entlang von Fahrbahnen ansiedele. Nach Angaben der Kreisverwaltung wird ihr zuständiger Fachdienst aktiv, wenn Riesenbärenklau sich an Kreisstraßen ausbreitet.

Die Herkulesstaude ist im 19. Jahrhundert als Zierpflanze aus dem Kaukasus eingeführt worden. In der Landwirtschaft diente sie als Futterpflanze. Seit 50, 60 Jahren sind die Gefahren der Staude bekannt. Zum Problem ist sie auch geworden, weil sie sich rasend vermehrt und schnell wächst. Eine Pflanze produziert bis zu 100 000 Samen: "Wo die Staude wächst, geht die lokale Vielfalt der heimischen Flora und der von ihr abhängigen Flora zurück", heißt es in einer Broschüre des Landesumweltamtes.

Die Ausbreitung der Herkulesstaude einzudämmen, ist mühselig. Die Blütenstände abzuschneiden reicht nicht. Am besten sei es, vor der Blüte den in der Erde liegenden "Vegetationskegel" zu entfernen und zu vernichten. Dabei ist das Anlegen von Schutzkleidung, Schutzbrille und Handschuhen ratsam. "Sollte dennoch die Haut mit dem Pflanzensaft in Kontakt kommen, muss die betroffene Stelle umgehend mit Wasser und Seife gewaschen werden", so das Landesumweltamt.

(RP)
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