Coding-Workshop in Moers Mädchen können – auch programmieren

Moers · Mit Daten Geschichten erzählen, darum geht es beim Coding-Workshop für junge Frauen und Mädchen, der am Wochenende stattfand.

 Referentin Patricia Ennenbach erklärt den Workshop-Teilnehmerinnen, worum es beim Programmieren geht.

Referentin Patricia Ennenbach erklärt den Workshop-Teilnehmerinnen, worum es beim Programmieren geht.

Foto: Arnulf Stoffel (ast)

„Gib mal ‚rocket_girls2019‘ in deine Kommandozeile ein, danach drückst du die Pfeiltaste nach oben und die Enter-Taste, damit du nicht  alles nochmal schreiben musst.“ Auf diese Anweisung hin tippt eine Vierzehnjährige vorsichtig auf der Computertastatur herum und beobachtet gespannt, wie ihr PC auf die Befehle reagiert. Danach schaut sie in die englischsprachige Anleitung, die neben ihr auf dem Tisch liegt, um den nächsten Befehl einzugeben. Dabei schaut Christine der Heranwachsenden über die Schulter. Sie ist Softwareentwicklerin und assistiert zusammen mit der Informatikstudentin Caro beim „Coding-Workshop“, der von der Datenjournalistin Patricia Ennenbach geleitet wird. Im Vorfeld des Hackday hat die Stadt Moers diesen mit der Staatskanzlei NRW organisiert.

Mädchen und Frauen ab 14 Jahren sollen an der Volkshochschule Moers-Kamp-Lintfort  in zwei Tagen lernen, wie Daten aufbereitet und visualisiert werden. „Wenn man als Bürger mitreden möchte, ist es sinnvoll zu wissen, wie Datenverarbeitung funktioniert“, meint Patricia Ennenbach. „Nur so wird die Verwaltung transparenter und es besteht eine engere Zusammenarbeit mit dem Bürger.“

Am Weltfrauentag vergangenen Freitag (8. März) traf sich die neunköpfige Gruppe zum ersten Mal im Computerraum, um die nötigen Programme auf den Rechnern zu installieren. Gearbeitet wird mit der Programmiersprache „Python“. Diese ist besonders transparent, sodass alles nachvollzogen werden kann, was die Teilnehmer an ihren Computern machen. Noch dazu ist das Programm einfach in der Anwendung. Das ist auch gut so, denn viele der Teilnehmer haben bisher noch keine Informatik-Kenntnisse.

„Weißt du noch, wie du an deine Dateien kommst, die du gestern bearbeitet hast?“, fragt Christine eine weitere Teilnehmerin. Ein fragender Blick ist die Antwort. Christine, Caro und Patricia nehmen sich aber gerne Zeit für ihre Schützlinge, um jede Frage zu beantworten. „Informatik soll noch spannender für Frauen werden“, erklärt Patricia Ennenbach. Es gehe um das Gefühl, dass man sich als Mädchen dafür interessiert. Das sieht auch eine 41 Jahre alte Teilnehmerin so, die sich im Vorfeld für den kostenlosen Workshop angemeldet hat: „Oft schaut man als Frau auf Männer, die meist technisch begabt sind, und denkt, man selbst könne das nicht.“

Dass Frauen aber durchaus dazu in der Lage sind, mit Technik umzugehen, beweist das Vorbild der ‚Rocket Girls‘, nach dem dieser Workshop benannt wurde. Die Amerikanerin Margaret Hamilton entwickelte im Jahr 1969 ein System, damit die Rakete (englisch: rocket) der „Apollo 11“-Mission zum Mond abheben konnte.

Mit Daten lassen sich praktisch viele Dinge anfangen, nachdem sie ordentlich visualisiert wurden. Sie dienen dazu, etwas zu erzählen und Dinge miteinander zu vergleichen, um zum Beispiel auf gesellschaftliche Probleme aufmerksam zu machen. Dabei steht am Anfang eine These, die dann mithilfe von Daten aufbereitet und in eine Form gebracht wird. Diese Daten werden analysiert und am Ende veröffentlicht.

Dass Patricia Ennenbach mit dieser Vorgehensweise durchaus schon Erfolg hatte, ist an ihren zahlreichen Publikationen erkennbar: Ihr größtes Projekt bisher war das „Programmieren mit der Maus“, in dem Kinder ab acht Jahren spielerisch in Kontakt mit einfacher Datenverarbeitung kamen. Und was ist das nächste Projekt? Wahrscheinlich die Datenaufnahme der Pizzabestellungen, die die Kursteilnehmer gerade aufgeben ...

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