Moers Battlerap: Schwer verständliche Ungereimtheiten

Moers · Rapkünstler und ihre Fans gaben sich in der Eventhalle ein Stelldichein. Die Stimmung war gut, die Texte gingen leider etwas unter.

 Der Rapper Lyrico beim Auftritt in der Eventhalle.

Der Rapper Lyrico beim Auftritt in der Eventhalle.

Foto: Reichwein

Worauf reimt sich eigentlich das Wort "Kontoausdruckszugsdrucker"? Auf "Brontosaurus' Mutter" natürlich. Oder was? Für den 30-jährigen Rapper Merlin aus Gladbeck, der mit seinem Rheinberger Freund Rado am Samstag für das erste Moerser Battlerap Festival in der Eventhalle verantwortlich zeichnete, war dieser Reim überhaupt kein Problem. Beim Rap, so erklärte er, komme es nämlich nur bedingt darauf an, dass Reime und Inhalt irgendwie zu einander passen. Hauptsache, sie klingen ähnlich und haben einen einheitlichen Rhythmus.

Ähnlich wie bei den inzwischen allgemein bekannten Poetry Slams, in denen meist junge Wortkünstler ihre Werke einer öffentlichen Zuhörerschaft präsentieren, treten seit einiger Zeit auch angehende Rapper in sogenannten öffentlichen Battleraps gegen einander an. In diesem Fall war das erste Moerser Battlerap-Festival jedoch keine kleine Nachwuchsveranstaltung, sondern eine richtig große "Rap-Schlacht" zwischen zahlreichen schon ziemlich berühmten Stars der deutschen Rap-Szene. "Die boomt seit geraumer Zeit ziemlich heftig", weiß Mitveranstalter Merlin. "Trotz der jüngsten Kritik gegen bestimmte Gruppen", womit er auf den Eklat bei der Vergabe des jüngsten deutschen Musikpreises "Echo" an die beiden bekannten Rapper Kollegah und Fahrid Bang anspielte. "Es gibt gewisse künstlerische Schmerzgrenzen, aber einige hauen ihre Meinung manchmal auch einfach nur raus", kommentierte er die in diesem Fall als extrem antisemitisch und frauenfeindlich kritisierten Texte des Duos. Er selber sei eher für Toleranz und Friedfertigkeit. Und so ähnlich sieht er sich auch als Veranstalter. "Rap vereint die unterschiedlichsten Leute mit einander, vom Germanistik-Studenten bis zum Hilfsschüler", weiß er. "In dieser Szene ist Platz für jeden." Künstlerische Freiheit werde groß geschrieben: "Battlerap ist wie Boxen. Man haut sich auf die Klappe, aber verträgt sich am Ende auch wieder."

An diesem Samstag ging es jedoch weniger um Kampf, sondern eher um prestigeträchtige Auftritte. Alle auf dem Festival auftretenden Rapper waren bereits bekannt genug, um sich keinem Wettbewerb mit irgendwelchen Anfängern mehr stellen zu müssen. Dennoch gaben sie ihr Bestes. Mit Hilfe stärkst möglicher Lautsprecherboxen präsentierten sie in der lediglich für stehende Zuhörer ausgestatteten Halle ihre durch dumpf-rhythmische Basstöne und flirrende Lichtspiele unterstützten Reime, von denen die meisten jedoch gar nicht richtig zu verstehen waren. So war auch deren Inhalt kein Problem.

"Ich mag diese Art von Musik einfach" erklärte ein Besucher, der extra aus Bochum angereist war, womit er den beiden Veranstaltern Merlin und Rado wahrscheinlich aus der Seele sprach. Ihr Wunsch ist es nämlich, demnächst noch mehr Rap-Fans zu aktivieren, um damit ein Zirkuszelt oder sogar ein Fußballstadion zu füllen.

(lang)
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