Mönchengladbach Vierspurig um die City herum

Mönchengladbach · Mehr als 15 Millionen Euro nehmen Stadt und Land in die Hand, um Korschenbroicher Straße, Breitenbachstraße und Steinmetzstraße zu erweitern. Die dann fast durchgehend vierspurigen Trassen sollen den Verkehr in der City mildern. Die Finanzierung ist fast gänzlich in trockenen Tüchern.

Nach der Ursache dafür, dass der Eickener Kreisel kein Kreisel mehr ist, die Korschenbroicher Straße vierspurig wird und die Breitenbachstraße tiefergelegt werden muss, muss man lange graben. Fündig wird man im Jahr 1973. Vereinfacht gesagt. Denn im Januar jenes Jahres wurde die Hindenburgstraße zwischen Stadttheater und Bismarckstraße zur Fußgängerzone — und dadurch fiel eine wichtige Ost-West-Achse in der Stadt weg. In den folgenden Jahrzehnten nahm der Autoverkehr immer mehr zu, zudem wird seit über zehn Jahren über den Neubau eines Einkaufszentrums in der Innenstadt diskutiert, das zusätzliche Verkehre erzeugen würde.

Deshalb ist das ursprüngliche Problem bis heute nicht vollständig gelöst. Aber immerhin auf dem Weg dahin. Denn da über Jahre in mühevoller Kleinarbeit ein System aus Umgehungs-Trassen entstanden ist und zum Teil noch entsteht, gibt es durchaus Anlass zur Hoffnung — sowohl für die Anwohner Alt-Gladbachs als auch für die Autofahrer. Insgesamt 15,2 Millionen Euro betragen die reinen Baukosten für den Umbau von Steinmetzstraße, Breitenbachstraße und Korschenbroicher Straße, sagt Stadtsprecher Wolfgang Speen. "Das beinhaltet noch nicht den Grunderwerb, den Abbruch von Häusern, passiven Lärmschutz sowie die Kosten für Leitungsverlegungen der NVV."

Auftrieb erhielten die Planungen, den Verkehr möglichst weit um den Stadtkern herum zu leiten, durch das Bauvorhaben City Ost. Mit der Neugestaltung des ehemaligen Güterbahnhof-Geländes, die seit Ende der 90er Jahre im Gespräch ist und nun langsam konkrete Züge annimmt, war klar: Die Verkehrsanbindung muss verbessert werden, besonders für den Fall, dass in der City Ost ein publikumswirksames Fachmarktzentrum entstehen sollte. Mitte 2002 stand der Rahmenplan für die City Ost, inklusive der nötigen Umbaumaßnahmen an nahezu allen Knotenpunkten im Umfeld. Damals wurde etwa bereits davon ausgegangen, die Breitenbachstraße vierspurig zu gestalten.

Steinmetzstraße

Im Frühjahr 2003 teilte die Stadt mit, dass die Steinmetzstraße vierspurig und zur Ost-West-Tangente verlängert werden soll — von der Bismarckstraße bis zum Eickener Kreisel auf der Hindenburgstraße. Zweieinhalb Jahre später war klar, dass dafür auch der Affenfelsen und der Eickener Kreisel weichen und Platz für eine große Ampelkreuzung machen müssen, um das künftige Verkehrsaufkommen abzufedern. 2008 wurde das zum Teil vom Land bezuschusste Millionenprojekt in Angriff genommen, das Mitte 2011 abgeschlossen war.

Breitenbachstraße

Die Bahnunterführung kurz vor dem Eickener Kreisel ist das Nadelöhr des künftigen Umgehungs-Rings. Sie soll in diesem Bereich 2012/2013 dreispurig werden — vierspurig, wie ursprünglich geplant, ging nicht, weil das exorbitant teuer geworden wäre. Nun behilft man sich mit einem Trick: Die Fahrbahn unter der Brücke soll um einen Meter abgesenkt werden, so dass auch Lastwagen hindurchpassen. Durch das veränderte Profil der Straße lässt sich Raum für eine dritte Spur gewinnen.

Die drei Spuren (eine soll in Richtung Norden führen, zwei vom Eickener Kreisel nach Süden) reichen aus, um alle Verkehre zu verarbeiten, sagt die Verwaltung. Die Finanzierung des Projekts ist so gut wie gesichert: Fördermittel des Landes, Eigenmittel und Geld des City-Ost-Investors Aurelis sind eingeplant. "Wie viel Aurelis trägt, müssen wir noch klären", sagt Planungsdezernent Andreas Wurff. Anfangen zu bauen werde man jedenfalls von der anderen Richtung her, von der Korschenbroicher Straße, und den Aurelis-Teil im Bereich der Unterführung erst zum Schluss angehen.

Korschenbroicher Straße

Auf einer Länge von 1,6 Kilometern wird die Straße derzeit vierspurig ausgebaut. Auch sie ist in Abschnitten Bestandteil der Ost-West-Tangente. Insgesamt fließen rund zwölf Millionen Euro in den Bau, die Kosten teilen sich die Stadt und das Land. Begonnen wurde im Herbst 2010, fertig sein soll alles im Sommer dieses Jahres.

Welche Pläne verworfen wurden

Als der Investor für das neue Einkaufszentrum an der Hindenburgstraße noch nicht Mfi hieß, sondern ECE, wurde intensiv damit geliebäugelt, die Steinmetzstraße in Fahrtrichtung Gründerzeitviertel (zwischen Kleiststraße und Kaiserstraße) in einen Tunnel zu verlegen. Den hätte die Stadt aber selbst zahlen müssen — gut, dass aus diesem unnötigen Planspiel nichts wurde.

Was noch aussteht

Die Viersener Straße soll, aus Richtung Norden kommend, künftig auf Höhe der neuen Arcaden enden — somit entstünde in der Mönchengladbacher Innenstadt eine durchgängige Fußgängerzone. Und zwangsläufig ergäben sich, wie seit langem geplant, ohne die Direktverbindung Viersener/Stepgesstraße zwei Ringe, die um die City herumführen: einer über Hermann-Piecq-Anlage, Bismarckstraße, Rathenaustraße, Fliethstraße und Hittastraße, der andere über Bismarckstraße, Rathenaustraße, Fliethstraße, Korschenbroicher Straße, Breitenbachstraße und die neue Ost-West-Achse. Noch unklar ist, wie sich die Notwendigkeit, einen Luftreinhalteplan zu erstellen und eine Umweltzone einzurichten, auf die Verkehrsführung auswirken wird.

(RP/rl)
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