"Ich bin schon richtig heiß"

Interview mit dem Gladbacher Profi-Radrennfahrer Markus Eichler (26).

Seit dieser Saison stehen Sie beim Team Milram unter Vertrag. Wie fährt es sich neben den Radsport-Legenden Erik Zabel und Alessandro Petacchi?

Eichler Ich war wirklich überrascht, wie prima ich direkt mit Erik klar gekommen bin. Auch die Stars sind normale Menschen. Sie können nur ein bisschen schneller Rad fahren. Als Schüler habe ich natürlich davon nur geträumt.

Wie kamen Sie zum Radsport?

Eichler Im Grunde durch die Erfolge von Bjarne Riis und Jan Ullrich bei der Tour de France. Da habe ich die Rundfahrt erstmals richtig verfolgt. Danach bin ich mit meinem Vater zum Radrennen in Rheydt gegangen und wusste im Anschluss, dass ich auch Profi werden möchte.

Nun sind Sie es just in der Zeit geworden, da die Sportart durch das massive Doping am Boden liegt.

Eichler Es ist nicht angenehm. Früher hat man mit seinen Idolen mitgefiebert und heute fragt man sich: ,Was ist das für ein Sport?' Doch ich fahre lieber jetzt als vor zehn Jahren. Durch die harten Kontrollen geht es langsam wieder bergauf, die schwarzen Schafe werden erwischt.

Haben Sie keine Angst, als junger Profi mit Doping in Kontakt zu kommen?

Eichler Nein, ich kann selber entscheiden, was ich tue. Und ich bin auch noch nie dazu gedrängt worden. Zumal unser Sponsor klar sagt: ,Wer etwas macht, ist raus.' Das war vor zehn Jahren sicher anders.

Sie gelten als Klassiker-Spezialist. Was prädestiniert Sie für die Eintagesrennen?

Eichler In erster Linie meine körperlichen Vorraussetzungen. Ich wiege mehr als 50 Kilo und bin damit kein Kletterer. Außerdem wird bei den Klassikern direkt aggressiv gefahren, man muss ständig hellwach sein und auch mit schlechtem Wetter gut zurecht kommen. Mir gefallen diese Rennen.

Demnach müsste der April schon Ihr wichtigster Monat sein?

Eichler Ja, auf die Flandernrundfahrt am 6. April und Paris-Roubaix eine Woche darauf bin ich schon richtig heiß.

Würden Sie also die Fahrt über die Kopfsteinpflaster der Tour de France vorziehen?

Eichler In diesem Jahr schon. Aber ich werde 2008 auf jeden Fall bei einer der drei großen Rundfahrten dabei sein. Die Tour wäre natürlich eine Riesensache. Dort hätte ich als Helfer aber ganz andere Aufgaben. Bei den Klassikern bekomme ich freie Fahrt.

Was haben Sie sich für den April vorgenommen?

Eichler Es ist schwer, sich einen Plan zurechtzulegen oder Platzierungen anzusagen. Im Rennen muss man intuitiv entscheiden. Und wenn ich im Finale meinem Kapitän zum Sieg verhelfen kann, ist das auch schon super.

Und wie sehen ihre langfristigen Ziele aus?

Eichler Ich möchte mich in der Team-Hierarchie Schritt für Schritt hocharbeiten und irgendwann zum ersten Stamm gehören. In diesem Jahr fahre ich das Programm, das ich mir erhofft hatte. Doch es geht immer weiter nach oben.

Markus Eichler begann seine Lehre als Tischler, ist seit 2006 Profi (Regiostrom-Senges, 2007 Team Unibet.com, seit 2008 Milram), Gewann 2006 die Ronde van Drenthe. Thomas Grulke sprach mit ihm.

(RP)
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