Platt in Mönchengladbach Dönekes em Kolumbarium

DAHL · Der Freundeskreis Gladbacher Mundart-Autoren und die St. Kamillus Kolumbarium GmbH veranstalteten eine plattdeutsche Lesung.

 Mundartabend im St. Kamillus Kolumbarium  Heinz-Josef Classen

Mundartabend im St. Kamillus Kolumbarium Heinz-Josef Classen

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Die Besetzung zum Mundartabend im St. Kamillus Kolumbarium war klein, und der Grund dafür rasch erzählt – natürlich auf Platt: Hotte Jungbluth war zum Klassentreffen, der eine und die andere erkrankt oder sonst wie verhindert. Doch Mundartdichter und -autorität Kurt Gietzen mochte das Beisammensein unter dem Motto „Em Dahl wödt wijer Platt jekallt“ nicht ausfallen lassen. So bestritt er den wesentlichen Teil mit Tochter Heike. Die bezeichnete sich vor ihrem Auditorium zwar als Aushilfe und Azubine im Bereich Mundart, verstand es aber vortrefflich den charakteristischen Ton zu treffen und Pointen gut vorzubereiten. Sie habe sich für die Gesellenprüfung qualifiziert, befand schließlich Heinz-Josef Claßen.

„Unser Ziel ist es, diesen Friedhof mit Leben zu füllen, und dazu gehören auch Sie dazu“, sagte Claßen den Besuchern im Namen der St. Kamillus Kolumbarium GmbH, die den Abend gemeinsam mit dem Freundeskreis Gladbacher Mundart-Autoren anbot. Hotte Jungbluth hatte Claßen gut mit Texten versorgt. So konnte auch der aus fremder Feder die eine oder andere Erzählung beitragen, wie die vom Pitter aus Trietenbroich. Der war nach Hamburg gezogen, um seinen Traum von der Seefahrt zu verwirklichen, dann aber als Hafenarbeiter dem Festland erhalten geblieben. Einem Fremden gegenüber gab sich der Niederrheiner weltmännisch sprachgewandt und konnte doch nicht vom heimischen Platt lassen.

„Ich bin in Neuwerk-Engelbleck geboren und wohne nun in Venn. Von da aus bin ich unterwegs, um als Mundart-Autor meine Stückskes vorzutragen“, erzählte Kurt Gietzen. Seine Erzählungen handeln von der Welt und dem lieben Gott, erinnern mit Beschreibungen von Lakritz und Brause für ein paar Pfennige an alte Zeiten und bedenken das allzu Menschliche in Gedanken an das Leben und den Tod. Bezeichnend sind ein feiner Humor mit oftmals schelmischen Pointen wie auch hin und wieder eine sachte Melancholie und Besonnenheit. Beim Flug nach Malaysia habe er einst seine Gedanken auf eine Papierserviette notiert, berichtete Gietzen, bevor er nachdenkliche Zeilen über die Schönheit der Welt und das Treiben der Menschen las. Von oben sei nicht zu sehen, ob sie sich vertragen oder streiten würden.

Heike Gietzen entführte die Zuhörer in die Schulzeit von einst. Sie erzählte Dönekes von Kirchenbesuchern und der Wahrheit, die Kindermund kundtut. Für den Heimweg gab Gietzen den Besuchern zur gelegentlichen Anwendung für eine gesellige Zeit die Unterscheidung von Kuscheln und Schmusen mit auf den Weg.

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