Mönchengladbach Neue extreme Rechte – ein Facebook-Phänomen

Mönchengladbach · Wenn in Deutschland von einer extrem rechten Gesinnung die Rede ist, denken die meisten an Nationalsozialisten. Das ist historisch begründet, doch es gibt auch eine andere extreme Rechte. Ihr galt die Informationsveranstaltung "Weiß, jung, identitär – eine neurechte Jugendbewegung?".

Auf Einladung der Falken Mönchengladbach und der Verdi-Jugend Linker Niederrhein, in Kooperation mit dem antirassistischen Bildungsforum Rheinland und der IG Metall Mönchengladbach referierte David Begrich über die "Identitäre Bewegung". Sie gilt als neuer Hype in der extremen Rechten und scheint in Deutschland ein Facebook-Phänomen zu sein.

Begrich kommt von der Arbeitsstelle Rechtsextremismus Miteinander, Magdeburg, die seit 1997 besteht und einen Beratungs- und Bil-dungsauftrag verfolgt. Der Referent hatte den Titel bewusst mit Fragezeichen versehen: Denn es sei noch nicht klar, ob tatsächlich schon von einer Bewegung oder vielmehr von einem virtuellen Problem gesprochen werden könne, da durch geschickte Selbstvermarktung das Auftreten stark medial ausgebreitet werde. So sei eine Aktion, die kaum eine Randbemerkung bekommen hätte, durch Facebook-Fotos zur medialen Schneeballschlacht ausgeartet.

Das Spektrum der neuen Rechten liege an der Schnittstelle zwischen extrem rechts und national konservativ. Die Bewegung kommt aus Frankreich. Junge, weiße (in der Mehrheit) Männer nennen sich dort "Bloc identitaire" mit dem Ziel zur Bewegung der "weißen Jugend Europas" zu werden. Sie sehen sich von einer befürchteten "Islamisierung" bedroht und wenden sich gegen eine vorgebliche Dekadenz des Westens.

Laut David Begrich versuchen die Identitären in Deutschland, nicht in die "Ausschwitz-Falle" zu geraten, um so ihre Positionen in die "Mitte der Gesellschaft" bringen zu können. Er erklärte, wie Inszenierungen und ästhetische Formen, etwa die der als dekadent verachteten Popkultur, angeeignet und für eigene Inhalte entwendet würden. Mythen würden entsprechend neu interpretiert, bekannte Namen unter ideengeschichtlichen Aspekten als Ahnherren der Bewegung vereinnahmt.

David Begrich glaubt nicht, dass die identitäre Bewegung in Deutschland wirklich straff geführt ist. Vielmehr bescheinigte er ihr eine "Inkubationszeit", die versuche, Themen zu besetzen. In der anschließenden Fragerunde äußerten mehrere Besucher die Überzeugung, dass auch in Mönchengladbach eine kleine Gruppe aktiv sei. Da hieß es: "Die hatten so schnell plakatiert. Das waren nicht nur zwei, drei Leute".

(anw)
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