Handgemachte Terrarien Frösche im Spielautomaten

Mönchengladbach · Wo sonst Flipperkugeln umher schießen, sitzen bei Dennis Bautze Frösche. Er baut ausrangierte Spiel-Geräte und Kühlschränke zu Biotopen für Haustiere aus. Ausgebüchste Schlangen brachten ihn auf die Idee.

Ein alter Spielautomat strahlt immer etwas Nostalgisches aus. Blickt man auf die Deutsche Mark und Pfennig-Embleme und berührt den aus Holz gearbeiteten Rahmen, erwartet man schon freudig das lautstarke Gedudel. Wer jedoch in einen Spielautomaten schaut, der von Dennis Bautze umgebaut wurde, findet dort eine Dschungelwelt in Miniaturausgabe. Ganz hinten zwischen Farnen und einem Wasserlauf sitzt ein kleiner Baumsteigerfrosch mit blauen Beinchen. Konstruiert hat all das Dennis Bautze persönlich.

Der 35-Jährige hat sich vor rund einem halben Jahr mit seiner Firma „Handmade-Terrarienbau“ in Mönchengladbach selbstständig gemacht.  Eigene Terrarien baut er allerdings schon seit mehr als acht Jahren und am liebsten in ungewöhnliche Behälter: von ausgedienten Spielautomaten, über Torten- oder Getränkekühlschränke bis hin zu Möbelstücken. „Angefangen hat diese Leidenschaft schon mit 16“, erinnert sich Bautze. Damals habe er für seine Grasnattern ein Terrarium in einem alten Buffetschrank gebaut. Ungünstig nur, dass die nur strohhalmdicken Tiere irgendwo ein Schlupfloch ausgemacht haben und sie irgendwann – und unter großem Entsetzen der Eltern –  in der Wohnung wieder eingesammelt werden mussten. „Das hat mich damals so geärgert“, erzählt Bautze. Er habe daraufhin angefangen, sich emsig mit dem Bau von Terrarien zu befassen. Es folgte eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann, Richtung Zoologie und Aquaristik, neben der er den Bau von Terrarien immer weiter professionalisierte. Inzwischen verkauft er handgemachte Terrarien für Insekten-, Amphibien- und Reptilien, wie beispielsweise eine Wüstenlandschaft für zwei Leopard-Leguane.

Das zwei Meter lange Terrarium steht auf einem alten Krankenbett, das Bautze als Hebebühne nutzt – kreativ und rückenschonend. „So muss ich das schwere Ding nicht ständig heben“, sagt er. Sonst sieht es in seiner Werkstatt aus wie in einem kleinen Baumarkt: In einer Ecke hängt säuberlich aufgereiht Werkzeug, daneben stehen große Säcke mit Sand, und dann gibt es noch die Pflanzen und Deko wie zum Beispiel handverlesene Korkeiche aus Bulgarien. „Sie ist wasserabweisend und eignet sich deshalb sehr gut für das Innendesign des Terrariums“, erklärt Bautze.

Ein kaputter Getränkekühlschrank hat nun eine neue Aufgabe.

Ein kaputter Getränkekühlschrank hat nun eine neue Aufgabe.

Foto: Bauch, Jana (jaba)

Jedes seiner Terrarien hat ein individuelles Konzept. Beispielsweise sägt er für die Leopard-Leguane eine Landschaft aus Styropor –  beachtet dabei Klettermöglichkeiten, Felsformation und Plateaus zum Sonnen. „Ich weiß genau, wie die Tiere laufen werden“, sagt er, fährt durch das Leguan-Terrarium und lässt seine Hand von Fels zu Fels hopsen. Als nächstes wird alles mit robusten Materialien verspachtelt. „Macht man das nicht, dann können die Tiere mit ihren Krallen die Landschaft schnell zerstören“, sagt er. Und auch die Hinterlassenschaften der Tiere könnten dann das Material schnell angreifen.

Rund 30 bis 35 Stunden fließen in ein Terrarium. Mit der Komplettausstattung kann so eine Wüstenlandschaft rund 3000 Euro kosten.  „Ich mach da kein Geheimnis draus, schließlich kostet ein handgeschreinertes Unikat auch mehr als ein Massenmöbelstück“, sagt Bautze. Den Kauf eines Terrariums vergleicht er mit einer Autoanschaffung: „Man fängt mit einem preiswerten an, und irgendwann darf es dann auch etwas Besonderes sein.“ Im Falle des Leguan-Terrariums zum Beispiel ist ein automatischer Sonnenauf- und -untergang eingebaut.

 Bautze zeigt ein Handy-Foto von einem Frosch im Terrarium.

Bautze zeigt ein Handy-Foto von einem Frosch im Terrarium.

Foto: Bauch, Jana (jaba)

Wichtig sei jedoch immer, dass die Tiere eine adäquate Terrarien-Größe bekommen. Ein Leguan oder eine Boa-Constrictor im Spielautomaten zu halten, das sei nicht artgerecht. „Dort können nur Kleinstfrösche und Insekten gehalten werden“, sagt Bautze.

 Dennis Bautze baut aus alten Spielautomaten oder Kühlschränken Terrarien für Reptilien, Amphibien und Insekten. Jedes Werk ist ein Unikat und ein Blickfang.

Dennis Bautze baut aus alten Spielautomaten oder Kühlschränken Terrarien für Reptilien, Amphibien und Insekten. Jedes Werk ist ein Unikat und ein Blickfang.

Foto: Bauch, Jana (jaba)

Sein neustes Projekt ist ein altes Weinfass, in dem ein Terrarium entstehen wird. „Auf einer Messe kann das ein richtiger Hingucker werden“, sagt Bautze. Künftig möchte er seine Terrarien auf Wein- oder Spielemessen in der Region ausstellen.  Denn eines erlebt er immer wieder: „Wer ein Terrarium sieht, kann einfach nicht anders, ist wieder Kind, drückt sich die Nase an der Scheibe platt und freut sich einfach, wenn er das Tier endlich entdeckt.“

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