Kolumne Mensch Gladbach Streng verboten

Mönchengladbach · Müll in die Natur kippen ist nicht erlaubt, viele machen es aber trotzdem. Könnte es sein, dass das auch mit der zu Jahresbeginn verdreifachten Gebühr an den Wertstoffhöfen der Mags zu tun hat?

 An der Hardter Straße wurden 67 Säcke Müll auf einen Schlag illegal entsorgt.

An der Hardter Straße wurden 67 Säcke Müll auf einen Schlag illegal entsorgt.

Foto: mags

Verbote haben eine ganz besondere Anziehungskraft. Das weiß jeder, der als Kind schon mal ein Glas Cola haben wollte und dann doch wieder mit ’ner Fanta abgespeist wurde. Oder wer mal einen Apfel vom verbotenen Baum pflücken wollte. Im Lateinunterricht wurde uns das dann irgendwann einmal schlüssig erklärt bei der Lektüre des Ovid: „Zum Verbotenen neigen wir stets und begehren Versagtes.“

Das klingt angemessen romantisch, wenn wir über wilden Müll sprechen müssen. Sehr viele Gladbacher begehren es nämlich, ihren Unrat versagterweise in der Natur zu entsorgen und nicht wie erwünscht in der Rolltonne. „Es wird einem nichts erlaubt. Man muss es sich nur selbst erlauben; dann lassen sich’s die andern gefallen oder nicht.“ Sagte wiederum Goethe. In diesem Fall ist aber klar: Die andern lassen es sich nicht gefallen, was Müllsünder da anrichten. Die Stadttochter Mags geht mit großem Eifer voran und gilt andernorts ob ihrer Mülldetektive als Vorbild.

Es ist aber auch erstaunlich, dass die Mags sich darüber wundert, wie viele Gladbacher es mit dem Verbot nicht so genau nehmen. 1700 Einsätze hatten die Mülldetektive bereits in diesem Jahr, und es wären sehr wahrscheinlich einige weniger gewesen, wenn die Gebühr an den Wertstoffhöfen zu Jahresbeginn nicht verdreifacht worden wäre. 15 Euro statt fünf Euro für einen halben Kubikmeter Restmüll, das ist eine Kofferraumladung Abfall. Dieser Preissprung schreckt  ab. Wer einmal in seinem Leben einen Haushalt aufgelöst hat, der weiß, was für Unsummen da zusammen kommen können. Natürlich muss jeder für seinen Müll bezahlen. Aber man kann sich gut vorstellen, wie die staatsbürgerliche Disziplin bei einigen Gladbachern arg strapaziert wird, wenn sie für ein paar Säcke Hausmüll am Nordpark oder Luisental derart kräftig zur Kasse gebeten werden. Man kann nur hoffen, dass diese Herrschaften früher als Kinder genug Cola zu trinken bekommen haben und Versagtes deshalb nicht so sehr begehren. Geschäftsführung und Verwaltungsrat der Mags sollten diesen Teil der Gebührensatzung in diesem Jahr noch einmal dringend überdenken. Diese Entscheidung hat jedenfalls erwiesenermaßen nicht dazu geführt, dass weniger Müll in der Natur entsorgt wird. Dabei ist es doch genau das, was Mönchengladbach will.

Bei einer anderen Stadttochter wird im Moment auch ziemlich viel überdacht: Die NEW AG, die zu einem guten Teil der Stadt beziehungsweise der EWMG gehört, muss die Beteiligung an der Entwicklung des Elektroautos „Sven“ rückabwickeln. Das ruft die Opposition auf den Plan, die natürlich aufklären und daraus verständlicherweise politisches Kapital schlagen will. Es ist richtig, dass OB Hans Wilhelm Reiners den Ratsfraktionen jetzt Akteneinsicht in die Vorgänge rund um die umstrittene Beteiligung gewähren wird. Auch wenn aus gesellschaftsrechtlicher Sicht keine Details aus der Aufsichtsratssitzung, in der der Kaufbeschluss getroffen wurde, genannt werden dürfen, sollten sich alle Beteiligten klar machen: Das Vertrauen der Bürger in ihren kommunalen Versorger steht auf dem Spiel.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort