Besuch im Briefwahlzentrum Mönchengladbach Wenn Demokratie wichtiger ist als das gute Wetter

Mönchengladbach · 500 Wahlhelfer haben im Briefwahlzentrum Volksgartenstraße ihren Sonntag geopfert, trotz sommerlicher Temperaturen. Der Stimmung schadete das aber nicht.

 Peter Jeschka ist mit seinen 2,03 Metern der längste Wahlhelfer im Berufskolleg.

Peter Jeschka ist mit seinen 2,03 Metern der längste Wahlhelfer im Berufskolleg.

Foto: Danina Esau

Hausmeister Uwe Hufschmidt hat schon seinen Samstag im Berufskolleg Volksgartenstraße verbracht. Er hat die Lampen überprüft, die Toiletten inspiziert und die blauen Tonnen für die Briefumschläge in den Räumen verteilt. Auch am Sonntag ist er schon um 13 Uhr da. Zum Glück – ein Waschbecken ist undicht, er repariert es sofort. Gelassen läuft er durch die Schule und schaut nach dem Rechten. Dass sein Arbeitsplatz mal zum Briefwahlzentrum wird, hätte er nicht gedacht. Ihm gefällt‘s: „Die Wahlhelfer sind sehr freundlich. Das ist bei den Schülern nicht immer so“, sagt er und lacht.

Nach der Krahnendonkhalle und dem Berufskolleg am Platz der Republik wurde für die Landtagswahl das Berufskolleg Volksgartenstraße zum Briefwahlzentrum umfunktioniert. Der Grund: „Das Wählen per Brief wird immer beliebter, deswegen haben wir in diesem Jahr die Zahl der Briefwahlbezirke erhöht und brauchen mehr Platz“, sagt Hardy Drews, Fachbereichsleiter Bürgerservice.

 Die 29-Jährige Kelly Oppitz öffnet den ersten Brief des Abends – als Wahlhelferin ist sie zum fünften Mal dabei. 

Die 29-Jährige Kelly Oppitz öffnet den ersten Brief des Abends – als Wahlhelferin ist sie zum fünften Mal dabei. 

Foto: Danina Esau

Bei der Europawahl 2019 waren es noch 33 Briefwahlbezirke, bei der Bundestagswahl 2021 schon 60 und in diesem Jahr sind es 70. Das hat Vorteile: Mehr Bezirke, schnellere Auszählung. „Wir haben dieses Mal nur 520 Briefe, beim letzten Mal waren es doppelt so viele“, sagt Kelly Oppitz.

Sie ist eine von 2500 Wahlhelfern, auch diese Zahl wurde von 2400 erhöht. 500 davon sind im Berufskolleg in der Volksgartenstraße eingeteilt, jeder einzelne Raum ist besetzt. Das Gebäude bietet nicht nur genügend Platz zum Ausbreiten der vielen Briefe, es ist außerdem barrierefrei und hat einen Bonus: Bernadette Lenert hat ihren Kiosk extra für die Wahlhelfer geöffnet. Für den Tag hat sie noch Mal richtig aufgestockt, es gibt Donuts, Kekse, Schokoriegel, kalte und warme Getränke. „Ich musste den Kiosk wegen Corona zwei Mal schließen und bin dankbar für die Gelegenheit. Bis jetzt läuft es ganz gut“, sagt sie.

 Bernadette Lenert hat für die Wahlhelfer extra ihren Kiosk geöffnet.

Bernadette Lenert hat für die Wahlhelfer extra ihren Kiosk geöffnet.

Foto: Danina Esau

Auch bei Peter Jeschka läuft es, er hat einen besonders guten Überblick. „Ich bin zwar nicht so groß Kostenpflichtiger Inhalt wie der längste Schütze, aber mit 2,03 Metern der wohl längste Wahlhelfer hier“, sagt er. Seit 1982 ist er bei jeder Wahl dabei, nur einmal war er „aus Versehen im Urlaub“. Ihm gefällt die Stimmung in seinem Team, zum dem auch seine Frau gehört. Er hat sie 1984 im Wahlamt kennengelernt, in dem beide als Wahlhelfer Stimmen auszählten. „Wir waren uns nicht unsympathisch“, sagt er. Seit vielen Jahren sind sie nun verheiratet und haben eine Tochter. „Auch deswegen mache ich das so gerne“.

Noch nicht ganz so erfahren ist Michelle Ploch, die 18-Jährige ist zum ersten Mal dabei. Ihre Freundinnen haben sie zum Mitmachen animiert, gemeinsam zählen sie nun die Briefe aus. Auch ihr gefällt die besondere Stimmung: „Ich interessiere mich sehr für das, was in der Stadt passiert. Und es ist spannend zu sehen, wo die Wähler ihre Kreuzchen gesetzt haben“, sagt sie. Ploch steckt mitten in ihren Abiturprüfungen und hat eine Abwechslung gebraucht. Das Zählen sei irgendwie beruhigend.

Bereut hat sie ihre Entscheidung trotz der 28 Grad nicht: „Demokratie ist wichtiger als gutes Wetter“, sagt sie.

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