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Serie Was macht eigentlich? Einfach anpacken statt zu reden

Mönchengladbach · Rolf Heilmann mag es nicht, wenn er in den Mittelpunkt gerückt wird. Doch ohne den Einsatz des heute 84-Jährigen wäre im RTV 1847, dem ältesten und größten Rheydter Sportverein, so vieles kaum erreicht worden.

 Rolf Heilmann vor dem Vereinsheim seines Rheydter TV 1847.

Rolf Heilmann vor dem Vereinsheim seines Rheydter TV 1847.

Foto: Isabella Raupold

Hans-Ulrich Rosocha, Vorsitzender des Rheydter Turnverein 1847, gerät immer wieder ins Schwärmen, wenn man ihn auf Rolf Heilmann anspricht: „Was er geleistet hat, ist unglaublich, einfach bewundernswert. Menschen wie ihn gibt es leider immer weniger.“ Menschen, die ehrenamtliche Arbeit nicht scheuen, sondern suchen. Und verlegen werden, wenn man sie darauf anspricht.

Seit 68 Jahren ist Rolf Heilmann im RTV. Anfangs als junger Turner und Handballer in der Kreisklassen-Mannschaft, daneben machte er ein bisschen Leichtathletik. Beides ohne besonderes Talent oder Erfolg, einfach nur, um Sport zu treiben. Doch dann wurde aus dem interessierten „Mitläufer“ ein Mann, der sieht, woran es im Verein mangelt, wo Hilfe nötig ist. Der keine langen Reden mag, eigene schon gar nicht, aber auch nicht von anderen. „Einfach anpacken“: Das ist seine Devise. Der Verein profitiert davon bis heute. Im Vorstand und beim sportlichen Angebot.

36 Jahre, von 1981 bis 2017, hat Rolf Heilmann sich als Schatzmeister um die Finanzen des RTV, der mit dem Gründungsjahr 1847 der älteste und mit an die 1400 Mitgliedern der größte Rheydter Sportverein ist, gekümmert. Aber er hat auch ganz praktisch Hand angelegt: Sanierung, Um- und Ausbau des vereinseigenen Turnerheims an der Nordstraße im Jahr 1983, weitgehend in Eigenleistung, sind vor allem sein Werk. Er war Bauleiter, packte selbst auf der Baustelle kräftig an – und überzeugte die Vorstandsmitglieder, dem Verein insgesamt 15.000 Mark als Darlehen zu geben, um die finanzielle Lücke zu schließen. „Ich habe in die Runde geschaut und gefragt, ob jeder für ein Jahr 1000 Mark geben würde. Alle haben mitgemacht“, erzählt er. Das Geld hat der Schatzmeister wie vereinbart nach einem Jahr zurückgegeben. Und als 1990 das Dach der nebenan liegenden Turnhalle einstürzte, fand Rolf Heilmann mit engagierten Mitgliedern Wege, die Probleme zu meistern.

 Rolf Heilmann zeigt Teilnehmerin Eva Schneider Übungen bei der Rückenschule im RTV-Turnerheim.

Rolf Heilmann zeigt Teilnehmerin Eva Schneider Übungen bei der Rückenschule im RTV-Turnerheim.

Foto: Isabella Raupold

Das Wissen für das Amt als Schatzmeister hat er sich bei wiederholten Wochenend-Lehrgängen der Führungs- und Verwaltungsakademie des Deutschen Sportbundes in Berlin zum Thema Finanzen und Steuern im Verein angeeignet. Seine Frau Brigitte, einst Handballerin im RTV, kümmerte sich um die Buchhaltung im eigenen Geschäft. Bis heute erneuert er alle vier Jahre beim Landessportbund seine Lizenz „Vereinsmanagement“.

Sein Engagement, das Anfang der 70er Jahre begann, ist ungebrochen. 2018 erst hat Heilmann noch ein Amt im RTV übernommen: kommissarischer Sportwart für ein Jahr. Als Beauftragter für das vereinseigene Turnerheim an der Nordstraße ist er ohnehin noch im Vorstand. „Zum Glück, denn im nächsten Jahr haben wir einen Pächterwechsel. Da ist bei der Nachfolger-Suche einer, der sich in der Materie sehr gut auskennt, enorm wichtig“, sagt Hans-Ulrich Rosocha, ehemaliger Fechter, RTV-Vorsitzender seit 2015 und Pfarrer im Ruhestand.

 Gipfelstürmer (links): möglichst jedes Jahr stand einer auf dem Programm, hier der Großglockner.

Gipfelstürmer (links): möglichst jedes Jahr stand einer auf dem Programm, hier der Großglockner.

Foto: RH

Von 1979 bis 2015 hat Heilmann als Übungs- und Abteilungsleiter der Jedermann-Fitnessgruppe die Abteilung geführt, parallel dazu 1998 die „Rückenschule“ gegründet. Die gibt es immer noch, mit 70 bis 80 Mitgliedern an jedem Übungstag. Sie ist die drittgrößte Abteilung im RTV und immer noch mit dem mittlerweile 84-jährigen Rolf Heilmann als begeistertem Übungsleiter. „Mein Erfolgshonorar ist, wenn die Teilnehmer sagen: Das hier tut mir gut“, sagt er. „Wenn sie über viele Jahre immer wiederkommen und neue Mitglieder mitbringen.“ Außerdem leitet er die Nordic-Walking-Gruppe des RTV seit 2000.

 Gekonnt: Handstand-Überschlag 1951.

Gekonnt: Handstand-Überschlag 1951.

Foto: RH
 Eingespieltes Duo: Rolf Heilmann und Rolf Mayer.

Eingespieltes Duo: Rolf Heilmann und Rolf Mayer.

Foto: RH
 Rolf im Alter von zwei Jahren: Ist er nicht süß?

Rolf im Alter von zwei Jahren: Ist er nicht süß?

Foto: RH
 Ein glückliches Paar: Seit 1963 sind Brigitte und Rolf Heilmann verheiratet.

Ein glückliches Paar: Seit 1963 sind Brigitte und Rolf Heilmann verheiratet.

Foto: RH
 Familien-Sportabzeichen (v.l.): Rolf mit Schwiegertochter Jutta sowie den Enkelinnen Viktoria und Jone.

Familien-Sportabzeichen (v.l.): Rolf mit Schwiegertochter Jutta sowie den Enkelinnen Viktoria und Jone.

Foto: Rolf Heilmann
 Ein zufriedener Hobby-Gärtner: Bei der Kürbisernte 1999 in Rheydt.

Ein zufriedener Hobby-Gärtner: Bei der Kürbisernte 1999 in Rheydt.

Foto: RH

Rolf Heilmann war zudem 15 Jahre als Lehrbeauftragter des Stadtsportbundes für die Aus- und Fortbildung der Mönchengladbacher Übungsleiter verantwortlich. Er besitzt die Sonderlizenz Prävention und bleibt auch  mit mehr als 80 Jahren auf der Höhe der Zeit, erneuert immer noch alle vier Jahre seine B-Lizenz beim Landessportbund. Der Verein mag sich eine Zeit ohne Rolf Heilmann nur schwer vorstellen, doch einmal wird ja Schluss sein müssen. Wann?, fragt man sich im RTV. „Das kann ich nicht sagen. Es kommt auf die körperliche und geistige Verfassung an. Vorerst bin ich ja noch für zwei Jahre gewählt worden“, sagt er.

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