Kolumne Mensch Gladbach Bitte jetzt eingreifen!

Meinung | Mönchengladbach · Brutale Jugendbanden, wilde Müllhalden, Leerstände – mancherorts ballt sich in unserer schönen Stadt Unschönes zusammen. Da helfen nur: Kontrolle und Konsequenz.

 Der Stadtwald ist beliebt zum Grillen. An warmen Tagen ist dort allerdings auch das Chaos angesagt.

Der Stadtwald ist beliebt zum Grillen. An warmen Tagen ist dort allerdings auch das Chaos angesagt.

Foto: Reichartz,Hans-Peter(hpr)/Reichartz, Hans-Peter (hpr)

Es gibt in der Soziologie den Begriff der Broken-Windows-Theorie. Sie besagt in etwa, dass Anzeichen von Verwahrlosung in einer Stadt den Boden bereiten können, dass es weiter bergab geht. Die zerbrochenen Fenster (broken windows) sind dabei das Symbol für den Start einer solchen Entwicklung. Dahinter steht die statistisch unterfütterte Erfahrung, dass die Menschen umso enthemmter eine Ordnung missachten, je ausgeprägter die Unordnung bereits ist. Auch Kriminalität findet der Theorie zufolge in solchen Gebieten einen fruchtbaren Boden. Man muss den Anfängen wehren, so die Wissenschaft, und schon erste Anzeichen der Verwahrlosung umgehend beseitigen.

Warum ich darauf komme? Es gibt in unserer Stadt nicht viele, aber doch einige Orte, an denen es wichtig ist, jetzt konsequent durchzugreifen. Weil es andernfalls viel schwieriger und auch teurer wird, die Situation wieder zum Besseren zu drehen.

Das erste Beispiel ist die Rheydter Innenstadt. Dort haben in den vergangenen Jahren immer mehr Einzelhändler aufgegeben. Es gibt zwar noch einige sehr gute, inhabergeführte Geschäfte. Das Bild prägen jedoch Leerstände, Billigläden und Spielhallen. Das neue Rathaus soll mehr Frequenz und Attraktivität bringen. Doch bis dahin sind es noch fünf bis sieben Jahre, in denen die Broken-Windows-Theorie wieder einmal bestätigt werden könnte.

Anzeichen dafür gibt es bereits: Dass Jugendliche und junge Männer rund um Marienplatz, Stresemannstraße und Marktplatz nun schon seit Monaten in Serie Menschen bedrohen und teils schwer verletzen, ist mehr als ein Signal. Ihre Opfer sind meist ähnlich jung und sehen den Marienplatz als Bereich, den man sogar tagsüber meiden sollte, um nicht überfallen zu werden. Dass Polizei und kommunaler Ordnungsdienst dort verstärkt Präsenz zeigen, ist wichtig. Über weitere Maßnahmen wie Videoüberwachung sollte man ernsthaft nachdenken.

Weniger brutal, aber auch aus der Kategorie der Theorie, sind die Vermüllungen rund um Containerplätze, dort, wo Reste von Sperrmüll liegengeblieben sind oder einfach so irgendwo in der Natur. Die Mülldetektive der Mags sind das richtige Signal, können aber auch nicht überall sein. Drei Dinge sind wichtig: 1. Jeder sollte illegales Abladen melden und die Umweltferkel auch mal gezielt ansprechen. 2. Der Müll muss so schnell wie möglich weggeräumt werden, sonst wird, das kennt jeder, immer mehr Müll hinzukommen. 3. Es müssen ausreichend Abfallbehälter vorhanden sein. Containerstandorte sind nicht schön. Wenn aber ihre Zahl reduziert wird und das Entsorgen am Reststoffhof teurer wird, ist die Versuchung größer, sich seines Mülls illegal zu entledigen.

All das wird Überzeugungstäter nicht abhalten, aber zumindest die Hemmschwelle und die Aufmerksamkeit erhöhen. Und ja: Es kostet. Eine sichere und saubere Stadt gibt es allerdings auch nicht zum Nulltarif. Und wie so oft im Leben: Wer zu spät reagiert, hat noch mehr Mühe.

In diesem Sinne: Ihnen ein ordentliches Wochenende!

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