Neubau in Mönchengladbach Venloer Vorbild für Rathaus-Neubau

Venlo/Mönchengladbach · Wer gesund und günstig baut, hat keine Probleme mit der Zustimmung. So hat es Venlo gemacht und spart viel Geld dabei. Gladbach will die Zusammenarbeit ausbauen.

 So sieht das Stadskantoor in Venlo von außen aus: viel Glas und begrünte Fassade. Insgesamt ist durch den Neubau der Krankenstand deutlich zurück gegangen.

So sieht das Stadskantoor in Venlo von außen aus: viel Glas und begrünte Fassade. Insgesamt ist durch den Neubau der Krankenstand deutlich zurück gegangen.

Foto: WFMG/Andreas Baum

Ein grünes Rathaus muss nicht unbedingt eine politische Bedeutung haben. Das Stadskantoor der niederländischen Stadt Venlo ist immer grün, egal, wie gewählt wurde. Die Fassade des Gebäudes besteht aus Glas und aus bepflanzten Wänden. Der Komplex, der für etwa 60 Millionen Euro gebaut wurde, ist nicht nur wegen dieser Fassade ein Vorbild für Mönchengladbach, das derzeit mit der Planung eines Rathaus-Neubaus für rund 160 Millionen Euro in der Rheydter Innenstadt beschäftigt ist. „Man kann das sicherlich nicht eins zu eins kopieren, dazu sind die Voraussetzungen zu verschieden“, sagte Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners bei einem Besuch bei seinem Venloer Amtskollegen Antoin Scholten. „Wir können nicht auf der grünen Wiese komplett neu bauen, sondern haben zwei denkmalgeschützte Gebäudeteile zu integrieren. Aber in diese Richtung soll es gehen, um zu einem guten Ergebnis zu kommen.“

Stadtplaner und Politiker waren schon vor Ort, Anfang April sollen an einem Wochenende alle Mitarbeiter der Stadtverwaltung auf freiwilliger Basis die Möglichkeit haben, mit Bussen nach Venlo zu fahren und sich dort das neue Rathaus zeigen zu lassen. Das Venloer Rathaus ist konzipiert mit 750 Arbeitsplätzen, 1000 Mitarbeiter sind dort beschäftigt, die sich Arbeitsplätze teilen. Für die war der Umzug den Angaben von Scholten und Bareld Rebbers, Beauftragter für internationale Angelegenheiten der Stadt Venlo, eine deutliche Verbesserung. „Unser Krankheitsstand ist von fünf Prozent auf vier Prozent zurückgegangen“, sagt Scholten. Das bedeute jährliche Einsparungen an Personalkosten in Höhe von 600.000 Euro. Abgesehen davon sind die Mitarbeiter fitter und motivierter. „Die Mitarbeiter sollen ihr Maximum leisten können“, sagt Scholten. Dafür seien sie von Anfang an in die Konzeption mit einbezogen worden. Dazu gehört auch, dass Mitarbeiter, die weniger als sieben Kilometer vom Rathaus entfernt wohnen, keinen Parkplatz in der Tiefgarage bekommen. „Die meisten kommen mit dem Fahrrad zur Arbeit“, sagt Scholten.

 Sämtliche beim Bau und bei der Einrichtung verwendeten Materialien sind wieder verwertbar. Die lichten Treppenhäuser etwa sind größtenteils aus Holz gebaut, Teppiche wurden aus alten PET-Flaschen hergestellt. Das hat den Baupreis gedrückt.

Sämtliche beim Bau und bei der Einrichtung verwendeten Materialien sind wieder verwertbar. Die lichten Treppenhäuser etwa sind größtenteils aus Holz gebaut, Teppiche wurden aus alten PET-Flaschen hergestellt. Das hat den Baupreis gedrückt.

Foto: WFMG/Andreas Baum

Der Neubau spart rund 500.000 Euro an Energiekosten. Die grüne Fassade reinigt die Luft, auch im Umfeld ist die Feinstaubbelastung um 30 Prozent zurückgegangen. Im Inneren gibt es viel natürliches Licht und frische Luft. Abgesehen davon sind die Bau-Materialien wieder verwertbar, das legt ein exakter Abrissplan fest. So hat das Gebäude nach 40 Jahren noch einen Restwert von zehn Prozent. Dieses Prinzip setzte sich auch bei der Einrichtung fort. Das hat den Bau günstiger gemacht. „Wir hatten 70 Millionen Euro beim Rat beantragt und kamen bei unter 60 Millionen Euro aus“, sagt Bareld Rebbers. Günstiger und gesünder – so gab es keine Probleme mit der Zustimmung im Rat.

 OB Hans Wilhelm Reiners (li) mit Venlos Bürgermeister Antoin Scholten

OB Hans Wilhelm Reiners (li) mit Venlos Bürgermeister Antoin Scholten

Foto: WFMG/Andreas Baum

Nachhaltiges und gesundes Bauen, das mit den Begriffen „Cradle to Cradle“ und „Healthy Building“ umschrieben wird, ist genau das, was Mönchengladbach von Venlo übernehmen und die Region dafür zu einem Kompetenzzentrum machen möchte. „Beim Bau an die Wiederverwertung der Materialien zu denken, das ist für die Bauwirtschaft in der Region ein ganz neuer Ansatz“, sagte Reiners. Scholten und Reiners betonten bei dem Rundgang durch das Venloer Rathaus die Zusammenarbeit beider Städte beim nachhaltigen Bauen. Die Zusammenarbeit soll sich auch ausweiten auf die Förderung von Elektromobilität und des Radverkehrs.

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