Frühjahrsputz in Mönchengladbach Herr Kieninger räumt auf

Westend · Der Mönchengladbacher macht in gleich drei Gruppen beim Frühjahrsputz mit. Für ihn und die „Legion Mariens“ ist das Großreinemachen weit mehr als eine einmalige Aktion.

 Die „Legion Mariens“ – das sind unter anderem Manfred Oelers, Anita Brücken, Wilhelm Pötter und Ulrich-Bernhard Maria Kieninger.

Die „Legion Mariens“ – das sind unter anderem Manfred Oelers, Anita Brücken, Wilhelm Pötter und Ulrich-Bernhard Maria Kieninger.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Ulrich-Bernhard Maria Kieninger telefoniert mit der Stadt Mönchengladbach: „Wir können nicht loslegen, wenn die Autos hier stehen“, sagt er in sein Mobiltelefon. Kieninger steht vor der Kirche Heilig-Kreuz, an der er und drei ehrenamtliche Mitglieder der Legion Mariens mit dem Frühjahrsputz beginnen wollen. Jedes Frühjahr rufen dazu die Rheinische Post, GEM und Stadtsparkasse in Mönchengladbach auf. An der Aktion nehmen jährlich Tausende engagierte Helfer teil. Kieninger selbst ist schon seit mehr als 20 Jahren mit dabei, und in diesem Jahr hat er sich gleich mit drei Gruppen angemeldet: als Privatperson, mit der Zentrumspartei und mit der „Legion Mariens“.

Bevor diese jedoch richtig mit dem Großreinemachen loslegen kann, müssen die Autos weg. „Ich habe das Parkverbot schon vor Tagen beantragt. Die Schilder sind eindeutig“, erklärt Kieninger der Stimme aus dem Telefon und zeigt auf das Parkverbotsschild. Zügig diktiert er die Nummernschilder. Dann gibt es noch einen Kaffee im Gemeindetreff, in dem gerade der Frühstückstreff stattfindet. Dort verkündet Kieninger fröhlich, dass heute rund um die Kirche sauber gemacht wird und bekommt zustimmendes Gemurmel aus der Gruppe. „Manche denken: Ist ja nicht mein Garten. Und lassen hier dann alles fallen“, beklagt sich eine Frau.

Kieninger ist Schriftführer der Kirche Heilig-Kreuz und sitzt mit im Präsidium. Auf sein Engagement hin ist die „Legion Mariens“ dieses Jahr zum ersten Mal bei der Aktion dabei. Die katholische Vereinigung setzt sich für die Ausbreitung des christlichen Glaubens ein und besteht bereits seit über 60 Jahren in Mönchengladbach.

Kieninger lebt hier schon seit 30 Jahren. Im Herzen sei er allerdings Schwabe, beteuert er, denn sein Vater kam gebürtig aus dieser Region. „Bodenständig, klar, direkt, ordentlich, regelbewusst und ja, tatsächlich auch ein bisschen geizig“, so beschreibt er die Eigenschaften der Schwaben und seiner selbst. Er hat es gerne korrekt und geregelt. Deshalb ist er auch Umweltpate für die „Legion Mariens“ bei der Initiative „Clean-up-MG“ und hat ein Auge auf den Unrat in der Stadt.

 Ulrich-Bernhard Maria Kieninger (r.) und der pensionierte Pfarrer Wilhelm Pötter sammeln in der Botanik rund um die Kirche Müll.

Ulrich-Bernhard Maria Kieninger (r.) und der pensionierte Pfarrer Wilhelm Pötter sammeln in der Botanik rund um die Kirche Müll.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Wenn etwas nicht stimmt – beispielsweise ein Container oder Mülleimer überfüllt ist –, dann ruft Kieninger an. Die Telefonnummer der GEM, Dienstleister in Sachen Abfallentsorgung, kennt er auswendig. „Die kennen mich und wissen schon Bescheid, wenn ich anrufe“, sagt er. Er fühle sich dafür verantwortlich.

Einer, den Kieninger mit für die Frühjahrsputz-Aktion gewinnen konnte, ist Manfred Oelers. Er kennt das Problem mit dem Müll schon aus dem eigenen Wohnhaus: „Ich schiebe jede Woche die blaue Tonne vor unser Mehrparteienhaus, sonst kümmert sich da niemand drum“, sagt der 71-Jährige. Ihn ärgere die Egal-Haltung vieler Nachbarn, vor allem wenn Werbung aus dem Briefkasten einfach achtlos im Hausflur fallen gelassen werde: „Ich empfinde das als arrogant.“

Deshalb ist er gemeinsam mit Anita Brücken und dem ehemaligem Pfarrer von Heilig-Kreuz Wilhelm Pötter bei der Frühjahrsputz-Aktion der Legion dabei. Sie alle finden, dass es um die Kirche schön aussehen soll. „Wenn jemand schon Müll sieht, dann wirft er schneller etwas dazu“, sagt Oelers.

Gemeinsam fegen sie deshalb den Kirchvorhof. Hinderlich: Der Wind, der federleichte Strohhalme, Alufolienreste und Bonbonpapiere immer wieder weg von zusammengekehrten Dreckhaufen weht. Man könnte sich aufregen, doch nicht Herr Kieninger. „Ich bin Berufsoptimist. Es gibt keine Probleme“, sagt er und greift energisch mit der Zange nach einem Papierchen. Pfarrer Pötter und Brücken schieben alles mit einer Schneeschaufel zusammen und verstauen den Müll in einem Sack. Auch einen alten zertrümmerten Fernseher, der in einer Parkbucht vor der Kirche liegt, wollen sie der GEM melden.

Derweil hat Kieninger etwas in einem neuen Müllhaufen entdeckt: eine Batterie. Gewissenhaft sammelt er sie ein. „Die werde ich dort entsorgen, wo sie hingehört“, sagt er. Das Großreinemachen ist für den gläubigen Christen weit mehr als eine einmalige Aktion. „Der Frühjahrsputz hat für mich unheimlich viel mit der Bewahrung der Schöpfung Gottes zu tun“, sagt er. Er fühle sich für den Erhalt der Natur verantwortlich: „Wir haben nur eine Erde, die müssen wir uns bewahren.“

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