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Mönchengladbach Jakobsweg-Pilger: Für 43 Tage aus der Welt

Mönchengladbach · Für sechs Wochen begab sich der Mönchengladbacher Bernd Buers auf den Jakobsweg nach Santiago de Compostela. Von Frankreich aus war der Pilger mehr als 800 Kilometer zu Fuß unterwegs. Sein Ziel: das Grab des Apostels Jakobus.

Mit der im Lukas-Evangelium erzählten Weihnachtsgeschichte beginnt auch die Geschichte des Pilgerns. Die Heiligen Drei Könige machten sich auf, um Jesus zu verehren und fanden ihn in einer Krippe. Über 2000 Jahre später ist das Pilgern noch immer vielen Menschen ein Bedürfnis.

802 Kilometer zu Fuß, rund 20 pro Tag

Auch Bernd Buers hatte schon lange mit dem Gedanken gespielt, den Jakobsweg zu gehen. So klinkte sich der 64-jährige Mönchengladbacher im vergangenen Jahr für 43 Tage aus seinem Alltag aus. Ohne Telefon und Internet wanderte er von Saint Jean-Pied-de-Pont in Frankreich bis nach Santiago de Compostela. 802 Kilometer zu Fuß, im Schnitt 21 Kilometer pro Tag. Jede Etappe endete abends mit der Suche nach einer Herberge.

Als Geschäftsführer der Gladbacher Heiligtumsfahrt 2014 wollte der 64-Jährige einfach einmal ausprobieren, ob es möglich sei, sich über sechs Wochen ganz aus dem modernen Alltag zu verabschieden. Deshalb ließ er sein Smartphone zu Hause. Doch die romantische Vorstellung vom urbanen Pilgerweg, abgeschnitten vom Rest der Welt, wird auf dem Jakobsweg nicht erfüllt. "Der ganze Weg ist durchstrukturiert, in jeder Herberge werden die persönlichen Daten erfasst", erzählt Buers. Da könne es passieren, dass man in einem ganz kleinen Dorf ankomme, das aussieht wie die Kulisse eines alten Films. "Und wenn man dann ein hüttenähnliches Haus betritt, erfolgt die Anmeldung vollelektronisch mit modernster Technik", berichtet Bernd Buers.

Bei Schnee und Eis über die Pyrenäen

Gleich zu Beginn seiner Pilgerreise musste Buers das erste Hindernis überwinden: Bei Schnee und Eis ging es über die Pyrenäen. Drei Monate hatte er für diesen Weg trainiert. Statt Jogging und Fahrradfahren bestimmte der Wandermodus sein Trainingsprogramm. Einmal pro Woche hat Buers seine Wanderschuhe geschnürt und ist mindestens 25 Kilometer durch die Landschaft gegangen.

"Bei einigen Wanderungen habe ich auch schon den Rucksack mitgenommen und ihn mit sechs Litern Wasser bepackt." Trotzdem waren die Steigungen in den Pyrenäen dann ziemlich anstrengend. Und auf dem weiteren Weg wechselte das winterliche Klima plötzlich in einen spanischen Sommer.

Wo Worte fehlten, halfen Gesten

Doch die körperlichen Strapazen wurden aufgehoben durch das Gefühl der Gemeinschaft und zahlreiche persönliche Begegnungen jenseits virtueller sozialer Netzwerke. Schon am ersten Tag fand sich Buers an einem Tisch inmitten eines internationalen Kreises wieder. Amerikaner, Südkoreaner, Brasilianer, Deutsche, Franzosen, Engländer, Spanier und Japaner sprachen miteinander. Wo Worte fehlten, halfen Gesten aus.

"Trotz der verschiedenen Sprachen haben wir uns sehr gut verstanden", erinnert sich der Gladbacher. "Unsere Wege haben sich danach getrennt, aber immer wieder haben wir während der Tour den einen oder anderen wiedergetroffen." Kulturelle Grenzen wurden dabei ganz einfach überwunden.

(gam)
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