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Mönchengladbach In keiner anderen Großstadt ist das Volk so wahlfaul wie in Gladbach

Mönchengladbach · Desinteresse, Unzufriedenheit und Unentschiedenheit sind Gründe, warum viele nicht zur Wahl gingen. Selbst in Dortmund war die Wahlbeteiligung höher.

In der Gemeinschaftsgrundschule Mülfort-Dohr müssen die Wahlhelfer zeitweise vor Langeweile umgekommen sein: Gerade einmal 56 Menschen kamen am vergangenen Sonntag dorthin, um für die Stichwahl ihre Stimme abzugeben. Die Wahlbeteiligung betrug dort lausige 7,3 Prozent. Das ist das schlechteste Ergebnis im gesamten Stadtgebiet. Auf Rang zwei der Negativ-Liste: der Stimmbezirk Stadtmitte mit knapp neun Prozent Wahlbeteiligung, dicht gefolgt vom Stimmbezirk Musikschule mit 9,1 Prozent.

Im Stimmbezirk Hauptschule Kirschhecke leben die eifrigsten Wähler. Immerhin 273 Bürger gaben dort ihre Stimme ab, das bedeutet eine Wahlbeteiligung von 36,8 Prozent, gerade einmal ein gutes Drittel wählte dort.

Der Grundsatz "Wählen ist eine Bürgerpflicht" scheint schon lange nicht mehr zu gelten. In Mönchengladbach erst recht nicht. Die Vitusstadt liegt im Ranking ganz weit unten. In sechs großen NRW-Städten gab es am Sonntag eine Stichwahl. In keiner war die Wahlbeteiligung so niedrig wie in Mönchengladbach mit 29,6 Prozent. Selbst in Dortmund (Wahlbeteiligung 30,9 Prozent) und Hagen (31,2 Prozent) machten mehr Wähler Kreuzchen auf ihre Stimmzettel.

Stichwahl: So lief der Wahlabend in Mönchengladbach
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Dabei hatte es in der Stadt zahlreiche Aktionen gegeben, um der Wahlmüdigkeit entgegenzutreten: Die Kirchen und der Verein "Aktiv für MG" setzten sich dafür ein, dass mehr Menschen zur Wahlurne gehen. Es gab Appelle, Plakataktionen und vieles mehr. Gefruchtet hat es nicht. Bernd Gothe, erster Vorsitzender des Vereins Aktiv für MG, will daraus Konsequenzen ziehen. "Wir sind angetreten, um die Wahlbeteiligung in Mönchengladbach zu verbessern. Wir wollten das Interesse wecken. Das hat nicht geklappt." Gothe nennt die Mönchengladbacher Wahlbeteiligung bei der Stichwahl eine Katastrophe. "Ich bin noch nie zurückgetreten. Aber nach dem Ergebnis werde ich im Verein Aktiv für MG nicht mehr zur Wahl stehen. Wir werden so schnell wie möglich eine Vereinssitzung einberufen."

Stichwahl: So wählten die einzelnen Wahlbezirke
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Foto: Detlef Ilgner

Wer Nicht-Wähler fragt, warum sie ihre Stimme am Sonntag nicht abgaben, hört unterschiedliche Antworten. Die einen sind mit der Politik und dem Stadtbild nicht zufrieden, junge Leute fühlen sich nicht ausreichend informiert, haben die Wahlprogramme der Parteien nicht gefunden oder sie haben sie nicht verstanden und sind deshalb nicht zur Wahl gegangen. Einige sind auch einfach desinteressiert nach dem Motto: "Warum soll ich wählen, das hat doch eh keinen Zweck."

Mönchengladbach: Das sagt Wahlgewinner Hans Wilhelm Reiners (CDU)
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Foto: Detlef Ilgner

Gothe vermutet, dass in Mönchengladbach auch viele nicht wählten, weil sie einfach keine Notwendigkeit sahen, da sie sowohl mit Hans Wilhelm Reiners als auch mit Norbert Bude leben können. "Die beiden unterscheiden sich zu wenig. In unserer Stadt sollte im Gegensatz zu anderen Städten niemand abgestraft werden. Wäre das so gewesen, hätte die Wahlbeteiligung sicher ein paar Prozentpunkte höher gelegen."

(RP)
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