Vom Teil-Lockdown betroffen Das schwere Geschäft mit der Schönheit

Mettmann · Kosmetiker sowie Betreiber von Nagel- und Massagestudios dürfen weiterhin nicht öffnen. Das macht den Inhabern zu schaffen. Auch Friseursalons leiden unterm Lockdown. Sie haben zwar geöffnet, der Betrieb ist aber eingeschränkt.

 Auch für Friseure wie Dirk Dillenberg ist die Pandemie eine Herausforderung.

Auch für Friseure wie Dirk Dillenberg ist die Pandemie eine Herausforderung.

Foto: "Köhlen, Stephan (teph)"/Köhlen, Stephan (teph)

Der letzte Tag vor dem Teil-Lockdown war lang, bis in den Abend hinein hat Nicole Wittig Kunden in ihrem Kosmetikstudio in Mettmann empfangen. Dann war Schluss, auch Massage-, Nagel- und Tattoostudios mussten ihre Türen schließen – und dürfen sie vor dem 10. Januar 2021 nicht wieder öffnen. „Ich gehe davon aus, dass die Schließungen sogar darüber hinaus andauern werden“, sagt Nicole Wittig. Viel tun kann sie derzeit nicht, ihr Hauptgeschäft sind die Behandlungen. Ihre Kunden bleiben ihr treu, so gut es geht. „Sie bestellen ihre Pflegeprodukte, die sie sonst bei mir im Laden kaufen“, berichtet die Kosmetikern. „Ich liefere sie dann samt Rechnung bis vor die Haustüre.“

Ihre laufenden Kosten kann sie damit nicht decken. „Die Miete musste  schon bezahlt werden – ohne Novemberhilfe.“ Denn von der groß angekündigten staatlichen Unterstützung für besonders betroffene Betriebe ist bei Nicole Wittig bisher noch nichts angekommen. „Das ist natürlich übel, denn zwischen dem ersten und dem zweiten Lockdown konnte ich nichts zurücklegen – ich habe seit März so gut wie keinen Cent verdient.“ Trotz ihrer schwierigen finanziellen Lage hat sie Verständnis für die Maßnahmen, „Gesundheit steht über allem“, sagt sie. Was sie jedoch nicht versteht: Warum Friseursalons, die ebenfalls nah am Gesicht arbeiten, weiterhin öffnen dürfen.

Damit trifft sie einen Nerv der Kosmetikbranche: Hier gab es bereits erste Klagen, etwa von einer Kosmetikerin aus Düsseldorf. Kern des Ganzen ist die Ungleichbehandlung von Handwerksbetrieben. Auch der Bundesberufsverband der KosmetikerInnen kann den Beschluss von Bund und Ländern nur begrenzt nachvollziehen.

Doch auch der Betrieb in den Friseursalons ist extrem eingeschränkt. Denn dort, wo normalerweise verzahnt gearbeitet wird und der Friseur zwischen mehreren Kunden springen kann, erschweren seit Monaten strenge Vorgaben die Abläufe. „Für viele ist das sehr schwierig, besonders bei Kollegen, die nicht viel Platz im Salon haben“, berichtet Friseur Peter Dillenberg. Er selbst habe Glück gehabt: „Wir können bis zu sechs Kunden gleichzeitig im Geschäft haben und haben dadurch kaum Einschränkungen.“ Staatliche Hilfe habe er deswegen nicht in Anspruch genommen.

Die zwangsweise geschlossenen Betriebe hingegen sind auf die Finanzspritze angewiesen. So auch Daniel Stahl, der das Wellness-Center am Lavalplatz seit dem 1. Oktober führt. „Für die Massage sind die Wintermonate die stärksten – und natürlich leben wir auch indirekt vom Weihnachtsgeschäft, da normalerweise viele Menschen Gutscheine verschenken“, sagt Stahl. Auf die November-Hilfe wartet er, wie andere, bisher vergeblich. „Wir haben jetzt Anfang Dezember – mittlerweile musste ich schon für zwei Monate Miete zahlen, ohne etwas eingenommen zu haben.“

Für ihn steht die Sicherheit seiner Kunden und Mitarbeiter an erster Stelle – Hygiene-Vorschriften seien im Massage-Bereich ohnehin unverzichtbar, auch schon vor Corona. „Im Winter ist es normal, dass Masseure einen Mundschutz tragen, weil dann vermehrt Grippeviren im Umlauf sind.“ Auch die Desinfektion von Händen und Liegen sei Standard. Er hofft, dass er im neuen Jahr richtig starten kann in Mettmann – die Nachfrage, so habe er im Oktober gemerkt, ist da.

Lange warten möchte auch Kosmetikerin Nicole Wittig nicht mehr. „Ich lebe von Monat zu Monat, und es ist noch völlig unklar, wie es im Dezember weitergeht.“ Sie vertraue zwar drauf, dass die betroffenen Betriebe Unterstützung bekommen, das habe ja schließlich mit der Corona-Soforthilfe im Frühjahr auch funktioniert. „Aber man muss natürlich realistisch bleiben und sich fragen: Inwieweit ist man bereit, sein Geld darein zu pumpen?“ Seit 30 Jahren hat sie ihr Kosmetikstudio, gerne würde sie es noch zehn Jahre weiterführen. „Aber ich werde nicht meine gesamte Altersvorsorge aufbrauchen, um diese Krise zu überstehen – dann höre ich lieber früher auf.“

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