Reportage Headis: Die verrückte Mischung ist der Clou

Mettmann · Neue Trendsportart entstand 2006 in Kaiserslautern. Auch die Hildener Martin Wodniczak und Mike Roeloffs sind mit Leidenschaft dabei.

Konzentriert steht Martin Wodniczak an der massiven Tischtennisplatte, beide Hände darauf abgestützt. Er fokussiert jede Bewegung seines Gegenspielers. Mike Roeloffs wirft den handballgroßen Gummiball mit einer Rotation in die Luft und setzt zum Kopfball an. Gefühlvoll passiert das 100 Gramm schwere Spielgerät das Netz und setzt kurz dahinter auf der Plattenhälfte von Wodniczak auf — der schnell reagiert und mit dem Oberkörper auf die grüne Platte springt. Es folgt ein wuchtiger Kopfball, den Roeloffs nicht mehr erreichen kann. Punkt für Wodniczak! Es steht 11:9. Damit gewinnt der 22-Jährige das Headis-Duell.

Wer sich fragt, was hier überhaupt gespielt wird, muss sich keine Sorgen machen. Es geht um die neue Trendsportart Headis — eine Kombination aus dem Kopfballspiel des Fußballs mit Elementen aus dem Tennis und dem groben Regelwerk aus dem Tischtennis. Entstanden ist Headis im Sommer 2006 in einem Freibad in Kaiserslautern. Da der dortige Fußballplatz bereits belegt war, fing der Student René Wegner mit seinen Freunden einfach an der freien Tischtennisplatte an, den Ball nur mit dem Kopf über das Netz zu spielen. Noch im selben Jahr entwickelte der Sportstudent die Idee weiter. Zwei Jahre später wurde Headis in das Hochschul-Sportprogramm der Universität Saarbrücken aufgenommen und es verbreitete sich anschließend in ganz Deutschland. Vor allem an den Hochschulen und Universitäten erfreut sich die neue Ballsportart größter Beliebtheit. Rund 4000 aktive Headis-Spieler gibt es allein in Deutschland.

Im vergangenen Jahr kam dann der Hildener Martin Wodniczak erstmals mit Headis in Kontakt. "Ich bin zum Studium nach Bochum gezogen und dort wurde Headis im Hochschulsport angeboten. Ich habe es mir einfach mal angesehen und schon nach drei Wochen mein erstes Turnier gespielt", berichtet der Student der Wirtschaftswissenschaften. Zusammen mit seinem Freund Mike Roeloffs, den Wodniczak aus einer gemeinsamen Zeit in der Fußball-B-Jugend der SpVg. Hilden 05/06 kennt, rief die aktuelle Nummer 21 der Headis-Weltrangliste vor rund einem Jahr Headis in Hilden ins Leben. "Wir haben uns auf der Hildener Sportwoche erstmals präsentiert und über den Stadtsportverband ist letztlich der Kontakt zur BSG Hilden zustandegekommen", berichtet Roeloffs.

Die Verantwortlichen des Sportvereins Bewegung-Sport-Gesundheit Hilden waren sofort begeistert und nahmen die Headis-Gruppe in ihren Klub auf. Und so sind die Kopfballsportler derzeit jeden Freitagabend in der Dr.-Ellen-Wiederhold-Sporthalle an den grünen Platten zu finden. Und sie freuen sich immer über neue Mitspieler. "Man sollte auf jeden Fall Spaß und eine gesunde Portion Ehrgeiz mitbringen", erklärt der 21-jährige Roeloffs, "man darf keine Angst vor dem Ball haben und sollte eine gewisse Grundfitness vorweisen. Dann hat man nach etwa einer Stunde den Dreh raus", ergänzt Wodniczak, dessen Spielername "Asturias" ist.

Seit 2008 gibt es eine feste Turnierserie mit jährlich rund zehn Turnieren in Deutschland, Frankreich oder den Niederlanden. Höhepunkt des Headis-Jahres ist jeweils die inoffizielle Weltmeisterschaft im Fritz-Walter-Stadion in Kaiserslautern, die 2012 vor über 20 000 Zuschauern stieg. Neben dem Freizeitbereich hat Headis inzwischen auch in den Profisport Einzug gefunden. So nutzten längst verschiedene Fußballmannschaften wie Borussia Dortmund oder der 1. FC Kaiserslautern die Trendsportart in ihren Trainingseinheiten, um das Kopfballspiel der Spieler zu verbessern.

In den Schulen ist Headis ebenfalls bereits angekommen. "Wir haben Headis bei der Aktionswoche "Sport statt Sucht" in der Bettine-von-Armin-Gesamtschule in Langenfeld in den Pausen und im Sportunterricht vorgestellt und ein durchweg positives Fazit von den Schülern erhalten", berichtet Wodniczak. Dann muss er zurück an die Platte. Mike Roeloffs alias "Flying Dutchman" möchte eine Revanche und setzt bereits zum Aufschlag an.

In Hilden bieten Martin Wodniczak und Mike Roeloffs für Einsteiger und Fortgeschrittene wöchentlich ein Headis-Training an. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich, benötigt werden nur Sportkleidung und saubere Hallenschuhe. Das Training findet jeden Freitag von 19.30 bis 21.00 Uhr im Gymnastikraum der Dr.-Ellen-Wiederhold-Sporthalle statt. Die Gruppe ist unter "HEADIS Hilden" auch bei Facebook vertreten. Weitere Informationen: www.headis.com.

(tzb)
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