Handball Realistisch sind Nordrhein- oder Dritte Liga

Haan · Weil die Söhne Handball spielten, übernahm Martin Blau den Vorsitz bei der Unitas. Der Blick des Vorstands ging immer nach oben.

 Martin Blau trommelt auch in Zukunft bei den Heimspielen in der Halle an der Adlerstraße für die Unitas.

Martin Blau trommelt auch in Zukunft bei den Heimspielen in der Halle an der Adlerstraße für die Unitas.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Acht Jahre hatte Martin Blau den Vorsitz bei der DJK Unitas Haan inne. Bei der Jahresversammlung stellt sich der 56-Jährige für eine weitere Amtsperiode nicht mehr zur Verfügung, bleibt dem Verein aber als Begleiter der Sponsoren erhalten.

Mit welchen Erwartungen haben Sie 2010 das Amt des 1. Vorsitzenden angetreten?

Martin Blau Ich habe es sehr blauäugig übernommen. Weil meine beiden Söhne Moritz und Felix beide bei der Unitas spielten, habe ich gedacht: Das kannst Du machen. Ich war dem Handball verbunden, habe früher selbst viel gespielt. Der Handball hat mir etwas gegeben und ich wollte etwas zurückgeben. 2010 hat die erste Mannschaft in der Verbandsliga gespielt. Im Vorfeld habe ich mir gar keine Gedanken über die Finanzen gemacht, musste dann aber feststellen, dass der Verein noch verschuldet war und Sponsoren nötig sind. Dieses Thema hat uns dann die ganzen Jahre begleitet.

Sie waren schon vorher selbst Sponsor, oder?

Blau Ja, und es war mir klar, dass Geld notwendig ist, um den Handball-Sport zu betreiben. Wir haben aber drei oder vier Jahre gebraucht, um den Schuldenberg abzutragen. Zum Glück habe ich Achim Görke als 2. Vorsitzenden gewinnen können. Das war der Motor – der hat richtig viel gearbeitet und geackert und hat mit dafür gesorgt, dass wir jetzt wieder gut dastehen. Das Gleiche gilt für Elke Kinscheck, Geschäftsführung Finanzen. Elke ist ein Gewinn für den Verein.

Acht Jahre sind eine lange Zeit – wie haben Sie es selbst empfunden?

Blau Im Nachhinein muss ich sagen: Es war sehr kurzweilig. Wenn man es etwas differenzierter betrachtet, dann war es eine Zeit, die nicht einfach war. Wegen der Flüchtlingspolitik hatten wir zum Beispiel die Hallen nicht zur Verfügung – eine fremdgesteuerte Geschichte, für die vermutlich keiner etwas kann. Und dann sind wir in der Haftmittelfrage nicht weitergekommen. Ich wollte nie in die Politik oder damit zu tun haben, musste mich aber jetzt damit auseinandersetzen. Ich kenne die Parteien alle, egal ob CDU, SPD, Grüne oder Freie Wählergemeinschaft. Das ist ein gutes Miteinander, aber beim Thema Haftmittel waren die Ansichten sehr differenziert und es war schwierig, Überzeugungsarbeit zu leisten, dass Haftmittel notwendig sind, um leistungsorientiert Handball spielen zu können.

Das Thema begleitet den Verein weiterhin.

Blau Ja, die erste und zweite Herrenmannschaft sowie die A-Jugend dürfen am Wochenende mit Haftmittel spielen. A-Jugend und Oberliga-Team trainieren gemeinsam, aber die Zweite hat noch keinen Trainingstermin, an dem sie Haftmittel verwenden darf.

Momentan läuft es ja sehr gut für die Oberliga-Mannschaft. Hängt das auch damit zusammen, dass die Haftmittelnutzung inzwischen etwas entspannter geregelt ist?

Blau Da gebe ich Ihnen recht. Es ist jedoch nicht nur eine Frage von Haftmittel, sondern auch von der Einkaufspolitik. Der Trainer hat mich da in einigen Punkten überzeugt. Speziell der Torwart war ein Thema. Mit Dario Musacchio haben wir einen guten verloren, der war menschlich ein richtiges Pfund. Kai Müller wollte aber unbedingt Tobias Joest von der SG Langenfeld holen und deshalb mit drei Torhütern in die Saison gehen. Dario hat sich letztlich entschieden, den Verein zu wechseln, so dass wir jetzt nur mit Tobi und Christopher Seher in die Saison gestartet sind. Die Leistungen, die Tobi diese Saison gezeigt hat, haben mich überzeugt: Kai lag mit seiner Wahl und der Zusammenstellung der Mannschaft richtig. Um erfolgreich zu sein, ist der Torwart die halbe Miete..

Welche sportlichen Ziele hatten Sie?

Blau Der Blick ging immer nach oben. Wir haben viele Sachen ausprobiert, wie zum Beispiel den Sponsorenkreis, um die notwendige finanzielle Unterstützung zu bekommen. Nach dem Projekt 2010++ haben wir uns jetzt 2020 auf die Fahne geschrieben. Realistische Ziele sind Nordrheinliga oder Dritte Bundesliga.

Was bleibt Ihnen in Erinnerung?

Blau Schlimm war, dass die Arbeit immer auf wenigen Schultern gelagert war, so dass schnell die Lust verloren gehen kann. Die Arbeit mit jungen Leuten treibt einen aber auch immer wieder nach vorne. Der Aufstieg in die Oberliga war positiv. Eigentlich ist Handball für mich immer total positiv. Das Wir-Gefühl, die große Familie – das macht die Unitas aus und ich habe im Laufe der Zeit auch eine ganze Menge im Vereinsrecht gelernt.

Was wünschen Sie der Unitas für die Zukunft?

Blau Kontinuität, die Grundlagen schafft. Am liebsten eine eigene Halle, aber wenigstens die zweite Trainingseinheit, um mit Haftmittel zu trainieren und weiterhin eine gute Zusammenarbeit mit dem Gebäudemanagement der Stadt Haan. Ich wünsche meinem Nachfolger Wolfgang Goeken dabei viel Glück.

Trommeln Sie weiter auf der Tribüne für die Unitas?

Blau Ich trommele gerne, so kann ich mich etwas abreagieren. Wenn ich das nicht habe, sage ich in der Emotion schon mal Dinge, die ich sonst nicht sagen würde – dann kann ich mich richtig ereifern. Das ist aber auch schön, und nach dem Spiel ist sowieso wieder alles gut.

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