Serie Meerbusch früher und heute Das verschwundene Pförtnerhaus der Ostara

Osterath · In den 50er-Jahren war es der farbenfrohe Eingang zur Mosaikfabrik in Osterath. Heute erinnern nur noch Fotos an das schicke Häuschen.

 Ein Schnappschuss aus dem Jahre 1954 zeigt das Pförtnerhaus der Ostara-Werke in Osterath mit seinem Mosaik-Schriftzug.

Ein Schnappschuss aus dem Jahre 1954 zeigt das Pförtnerhaus der Ostara-Werke in Osterath mit seinem Mosaik-Schriftzug.

Foto: Stadarchiv Meerbusch/Repro Mike Kunze/Stadtarchiv Meerbusch/Reporo Mike Kunze

Leicht bedeckt war der Tag im April 1954, als jemand das Pförtnerhaus der Ostara-Werke in Osterath zum Motiv seiner Fotosafari erkoren hatte. Dennoch gelang ein Schnappschuss, der die 1950er mit ihren charakteristisch-geschwungenen langen Formen auf Schwarz-Weiß-Papier gebannt hat und trotzdem einen Eindruck der farbenfrohen Erscheinung des Mosaik-Schriftzuges vermittelt. Auch die Wände des Gebäudes waren mit kleinen Mosaiksteinen verkleidet – man war stolz auf die eigenen Produkte. Für den nötigen Überblick des Pförtners, der den Zugang zum Werksgelände regelte, sorgten die großen Fensterflächen.

Knapp zehn Jahre nach Kriegsende war das Wirtschaftswunderland in der Moderne angekommen und Zeitgeist und Lebensfreude waren wieder spürbar. Fast wie ein amerikanischer Diner wirkt das Pförtnerhaus der Osterather Fliesenfabrik der Familie Faulhaber-Hölssig, der in jenen Tagen zu den modernsten Werken Deutschlands gehörte. Das war natürlich kein Wunder, weil etliche Produktionsanlagen durch die Kriegsproduktion und Kriegsfolgen beschädig waren und ersetzt werden mussten. Im Wiederaufbau hatte man für die breite Produktpalette aus Osterath jedenfalls reichlich Verwendung.

 Wie der Rest der Mosaikfabrik musste auch das Pförtnerhaus weichen und ist längst abgerissen worden.

Wie der Rest der Mosaikfabrik musste auch das Pförtnerhaus weichen und ist längst abgerissen worden.

Foto: Mike Kunze

Rechts von dem Pförtnerhaus ist eine 30-Tonnen-Wage für Lastkraftwagen, die nicht nur von den Werksfahrzeugen genutzt werden konnte. Reste der Anlage sind heute noch im Pflaster der Ladestraße zu erkennen. Die diente damals der Zufahrt zu den Rampen und Güterschuppen des Bahnhofes, aber auch Ostara hatte hier lange einen eigenen Gleisanschluss. Hinter dem Pförtnerhaus ist neben einzelnen Schornsteinen rechts der Giebel des alten Verwaltungsgebäudes zu erkennen. Auch hierfür wurde im Mai 1955 ein moderner und größerer Ersatz erbaut. Ostara war im Boom. Der langsame Abschwung begann allerdings auch schon in den 1960er Jahren. 1973 erfolgte der Verkauf an die Lauffen Keramik AG, 1998 an die Deutsche Steinzeug AG.

Links des Pförtnerhauses ist das schmiedeeiserne Tor zum Werksgelände und dahinter der parkartige Garten der Hölssig-Villa zu erkennen. In alter Tradition war das Wohnhaus der Fabrikbesitzer ebenfalls Mitte der 1950er Jahre am Rande des Industriegeländes entstanden. Es war das Heim von Benno Hölssig, dem Geschäftsführer des Werkes, und seiner Frau Maria geborene Faulhaber, welche kurz nach dem Krieg die Erbin des Unternehmens war. Der verantwortliche Unternehmer war damit immer greifbar und auch das Geld für die Lohntüten wurde hier im großen Safe sicher verwahrt. Das Artefakt steht heute noch in dem erst kürzlich renovierten Gebäude.

Das Pförtnerhaus hingegen ist mit dem großen Rest der Mosaikfabrik längst abgerissen. Nachdem Ostara – längst Teil der Deutschen Steinzeug AG – 2001 endgültig die Pforten schloss, stand auch das Pförtnerhaus zuerst leer und dann der neuen Bebauung des Ostara-Geländes im Wege.

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