Medizin in Meerbusch Therapie per Video

Lank-Latum · Seit drei Jahren können Ärzte und Therapeuten Videosprechstunden anbieten. Doch erst seit der Corona-Krise wird die Möglichkeit stärker genutzt. Die Psychotherapeuten Melanie und Fabian Platen berichten von ihren Erfahrungen.

 Das Therapeutenpaar zeigt, wie eine Videosprechstunde ablaufen kann: Psychotherapeut Fabian Platen sitzt vor dem Laptop, auf dem Bildschirm ist Melanie Platen zu sehen.

Das Therapeutenpaar zeigt, wie eine Videosprechstunde ablaufen kann: Psychotherapeut Fabian Platen sitzt vor dem Laptop, auf dem Bildschirm ist Melanie Platen zu sehen.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Vor Beginn der Corona-Pandemie waren Videosprechstunden für die Psychotherapeuten Melanie und Fabian Platen aus Lank-Latum, wie auch für viele andere psychotherapeutischen Praxen, kein Thema. „Ich bin nicht so medienaffin und finde, dabei geht auch sehr viel verloren“, meint Melanie Platen.

Als aber die Krise begann, kam für beide aber die Frage auf, wie sie es bewerkstelligen können, dass die Psychotherapien nicht abgebrochen werden müssen. „Also haben wir Erkundigungen eingezogen. Wie lassen sich Videosprechstunden mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) vereinbaren? Wie ist es mit dem Datenschutz? Welche Anbieter gibt es, und wie sieht es mit der Sicherheit aus?“, so Fabian Platen. Da die Digitalisierung von der KV schon länger gefördert wird, waren die Voraussetzungen gut. Die Psychotherapeuten fanden in dem zertifizierten Anbieter RED medical schnell einen passenden Partner.

Das Angebot zur Videosprechstunde sei bei den Patienten gerade zu Beginn der Pandemie sehr gut angekommen. „Über zwei bis vier Wochen liefen rund 80 Prozent meiner Therapie-Stunden über Video“, berichtet Fabian Platen. Gerade jüngere Menschen wären sehr routiniert mit dieser Therapieform umgegangen, erzählt er. Bei Älteren seien die Reaktionen unterschiedlich gewesen. Manche hätten Hemmungen und wollten lieber abwarten, bis persönlicher Kontakt wieder möglich ist. Andere seien sehr firm in den digitalen Medien und hätten gar keine Probleme mit dem Thema gehabt. „Jetzt wird die Möglichkeit der Videosprechstunde wieder weniger genutzt. Zurzeit sind es unter zehn Prozent“, so Platen.

Bedauerlich findet das Therapeutenpaar das nicht. „Der menschliche Kontakt hat über den Bildschirm nicht die gleiche Qualität, als wenn einem der Patient gegenüber sitzt. Aber die Videosprechstunde ist eine gute Alternative. Aber eben nur eine Alternative“, sagt der Psychotherapeut. Auch Melanie Platen würde immer den persönlichen Kontakt bevorzugen. „Aber wenn es einen guten Grund gibt, ist das für einzelne Sitzungen gut.“

Dabei ist nicht nur die Sorge von Risikopatienten, sich anzustecken, ein Motiv. Wenn der Patient einen Schnupfen hat und aus Corona-Vorsicht lieber keinen Kontakt mit anderen Menschen haben möchte, kann er daheimbleiben. Auch für Menschen, die beruflich viel unterwegs sind, ist es von Vorteil, dass sie keine Therapie-Pausen machen müssen. Die Ersparnis von Zeit und langen Wegen sei definitiv ein großer Vorteil der Videosprechstunde, sagen beide. Hinzu kommt, dass fast jeder einen PC oder ein Handy mit Internetanschluss hat und der Austausch so sehr einfach ist.

Aber es gebe auch Nachteile. Zum einen können sich auf der technischen Seite viele Fehler einschleichen. „Manchmal bricht die Verbindung ab, die Videoqualität ist schlecht, oder das Mikro funktioniert nicht richtig“, erzählt der Psychotherapeut. „Manche Techniken, die wir einsetzen, können wir über Video auch gar nicht anwenden“, ergänzt Melanie Platen.

Außerdem sei es viel anstrengender, 50 Minuten über einen Monitor zu kommunizieren. Hinzu komme, dass das Therapiezimmer ein geschützter und ruhiger Raum sei, in dem die Patienten ihre Sorgen und ihren Ballast lassen könnten. Zuhause hingegen gebe es viele Störfaktoren. Die Kinder lärmen vielleicht im Hintergrund, der Paketbote klingelt, und der Ehepartner, der nichts hören soll, sitzt im Nebenzimmer. Und letztlich gingen den Psychotherapeuten auch Informationen verloren, da sie den Patienten nicht im Ganzen sehen. „Die Eindrücke der Personen, wie Mimik, Gestik und Körpersprache, fließen mit in die Therapie ein. Daher ist es auch besser, wenn wir die Patienten vor der Videosprechstunde schon einmal gesehen haben“, findet Fabian Platen.

Der Weg zur Videosprechstunde ist einfach. Die Patienten brauchen einen Computer, ein Tablet oder Handy mit Kamera, Mikrofon und Lautsprecher und eine Internetverbindung. Nachdem sie sich schriftlich oder telefonisch mit der Praxis in Verbindung gesetzt haben, müssen sie eine Einwilligungserklärung und die Datenschutzerklärung unterzeichnen. Über RED medical setzt der Arzt einen Termin fest. Der Patient bekommt einen Link zugeschickt, den er zu dem Termin nur anklicken muss, um mit seinem Gesprächspartner verbunden zu werden.

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