Meerbusch Caspari und die Pferdestärken

Meerbusch · Der Strümper Thomas Caspari dreht eine Dokumentation über den Reit- und Springsport in Deutschland. Mit dabei ist seine Tochter Carla, die vom früheren Nationenpreis-Teilnehmer Willi Bettinger gefördert wird. Auf dessen Hof hat ein arabisches Nationalteam Quartier bezogen.

Pferdestärken haben Thomas Caspari immer schon fasziniert. Als junger Mann wollte der in Basel geborene Strümper unbedingt Rennfahrer werden. Dann machte er jedoch Karriere als Filmemacher und produzierte unter anderem rund 1000 Kino- und Fernsehspots für erste Adressen aus Handel und Wirtschaft international. Dass sich beim 53-Jährigen im Moment alles wieder um Pferdestärken – aber im ganz ursprünglichen Sinne – dreht, hängt mit dem Talent seiner zwölfjährigen Tochter Carla zusammen. Der Teenager ist auf dem Weg, eine gute Dressur- und Springreiterin zu werden. Unterstützt wird die junge Meerbuscherin dabei von dem als "Hallenkönig" bekannten früheren Nationenpreis-Reiter Willi Bettinger, der auf seinem Gut Siebenlinden direkt an der Stadtgrenze zu Lank-Latum in Gellep-Stratum Profis und Nachwuchs gleichermaßen schult und betreut.

Dermaßen inspiriert packte Thomas Caspari seine Kamera aus und begann einen Dokumentarfilm über Historie, Entwicklung und Zukunft des deutschen Reit- und Springsports zu drehen und mit Porträts bekannter deutscher Sportler wie Weltmeister Ludger Beerbaum, Hubertus Schmidt und eben Bettinger aus Krefeld zu ergänzen.

Dabei bekommt der zur Ausstrahlung im Fernsehen bestimmte Streifen noch eine recht exotische Note. Bettingers Ruf als Trainer und Pferdeexperte reicht bis an den Golf von Oman. Und so haben die Scheichs in den Vereinigten Arabischen Emiraten kurzerhand entschieden, das Basislager ihrer Nationalmannschaft für drei Monate auf dem Gutshof Siebenlinden aufzuschlagen, um von dort aus zu den Turnieren in ganz Europa zu starten. Caspari war mit seiner Filmcrew zugegen, als mitten in der Nacht voll klimatisierte Pferdetransporter im Konvoi vorfuhren, um 30 edle Tiere nach einer 5009 Kilometer langen Reise an ihren Bestimmungsort zu bringen. Hinzu kamen 7500 Kilogramm schwere Metallkisten mit Material, Sättel, Spezialfutter und Gepäck der Betreuer. In den Stallgassen stapelten sich die Behältnisse. Erst Tage danach kehrte langsam wieder Ordnung und Ruhe ein. Mit zum Tross zählen natürlich die Jockeys, Spring- und Dressurreiter, medizinische Pfleger und Ärzte für die viele Millionen US-Dollar teuren Vierbeiner.

"Der Pferdesport war jahrelang quasi in der Versenkung verschwunden und erlebt seit einiger Zeit eine ungeheure Renaissance", sagt Caspari. Inzwischen gebe es sieben Millionen aktive Reiter und Freunde des Reitsports in Deutschland. "Mittlerweile sind auf den Weiden mehr Pferde als Kühe zu sehen", berichtet der Hochschuldozent für Film und Marketing.

Mit seiner Doku will der Meerbuscher den Bogen aus der guten alten Zeit des Galopp- und Trabrennsports, der Spring- und Dressurprüfungen mit Sportlerlegenden wie Hänschen Frömming, Josef Neckermann oder Karl-Heinz Winkler zu den jungen Talenten im Hier und Jetzt schlagen – und seinem Faible für Pferdestärken treu bleiben.

(RP)
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