Leverkusen Sichelrichten mit Publikum

Leverkusen · Trotz brühender Hitze draußen begaben sich am Sonntagnachmittag knapp zwei Dutzend neugierige Besucher in den Freudenthaler Sensenhammer, um den vielen Arbeitsschritten zur Entstehung einer Sichel zuzugucken. Besonderheit an der Führung: Gäste hatte die Chance, ihre eigene Sichel oder Sense mitzubringen und aufbessern zu lassen. Diese Gelegenheit nutze auch Horst Meyer (78).

Nach dem Rundgang durch die alte Fabrik, gab er seine alte Sichel in die Obhut von Siegfried Seiler, der seit 1958 im Sensenhammer arbeitet. Nach zwei Arbeitsschritten war die Sichel schließlich wieder scharf. "Ich habe die Sichel am Wetzstein geschliffen und danach poliert. Da diese Sichel aus Blech gestanzt ist und nicht wie unsere Sicheln aus Stahl geformt wurde, muss sie auch anders behandelt werden", erläuterte Seiler.

Sein Handwerk hat er innerhalb mehrerer Jahre gelernt und perfektioniert. "Um die kleinen Sicheln zu formen braucht man ein halbes Jahr lang Übung. Bei den großen, unhandlichen Sensen mindestens ein dreiviertel Jahr!", sagte er. Kaum zu glauben, denn so wie er mit dem glühenden Eisen an dem wuchtigen Reck- und dem schweren Sichelhammer umgeht, denkt man im ersten Augenblick sein Handwerk wäre kinderleicht.

Doch die glühende Hitze der unfertigen Sensen und des rund 700 Grad heißen Ofens machen die Arbeit zusätzlich schwer. Als Seiler die Blech-Sichel schließlich seinem Besitzer wiedergab, verfiel dieser in alte Zeiten. "Ich lebe auf dem Bauernhof meiner Großeltern und habe dort schon mit 10 Jahren den Erwachsenen beim Mähen des Feldes geholfen. Dabei haben wir mit der Sense, also per Hand, ein 25 000 Quadratmeter großes Feld gemäht", erzählte er strahelnd.

(RP)
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