Leverkusen Quettingen: Geheimes Tauziehen um die Grundstücke Feldstraße

Leverkusen · In der CDU Leverkusen gibt es kontroverse Pläne zur Bebauung der Gärten an der Feldstraße. Die CDU-Ratsfraktion fordert Neubauten, zwei CDU-Bezirksvertreter, darunter Bezirks- Fraktionschef Melzig, sind vehement dagegen.

 Ein Bauunternehmen hat Interesse an den unbebauten Flächen zwischen Feldstraße, Kolberger Straße, Neue Bahnstadt und Torstraße. Hier könnten Ein- und Zweifamilienhäuser entstehen, wie es in der benachbarten Bahnstadt auch schon realisiert wurde, meinen eine CDU-Mehrheit, Grüne und OpladenPlus.

Ein Bauunternehmen hat Interesse an den unbebauten Flächen zwischen Feldstraße, Kolberger Straße, Neue Bahnstadt und Torstraße. Hier könnten Ein- und Zweifamilienhäuser entstehen, wie es in der benachbarten Bahnstadt auch schon realisiert wurde, meinen eine CDU-Mehrheit, Grüne und OpladenPlus.

Foto: Uwe Miserius

Lucas Melzig, der junge und engagierte CDU-Bezirks-Fraktionsvorsitzende, und seine Parteifreundin Christine Richerzhagen rebellieren überraschend gegen ihre Parteifreunde im Stadtrat: "Wir lehnen die Bebauung des Innenbereichs zwischen Feldstraße, Gaußstraße, Torstraße und Kolberger Straße strikt ab", schrieben sie in einer am Samstag verbreiteten Presseerklärung. Die Koalition aus CDU-Ratsfraktion, Grünen und OpladenPlus hatte dagegen erst am Donnerstag die Bebauung ausdrücklich gefordert. Angeblich seien fast alle Grundstückseigentümer bereit, Land dafür zu verkaufen.

Das schätzt Melzig komplizierter ein. Er kritisiert sogar drängelnde Methoden eines Bauunternehmens, das die Geländestücke schon seit 2015 erwerben wolle. Anwohner an der Feldstraße, die kein Interesse am Verkauf ihrer Gärten hätten, würden in Schreiben ungewöhnlich stark unter Druck gesetzt, heißt es in der Presseinformation.

Noch im September 2016 schrieb der Chef der Baufirma Anwohner der Feldstraße an, erneuerte sein Kaufinteresse und nannte Preise (Das Schreiben liegt unserer Redaktion vor). Den Verkäufern bot das Unternehmen 230 Euro pro Quadratmeter Land (nach Abzug von Planungskosten und mehr). Einzelne Grundstückseigner kämen so auf rund 100.000 Euro Einnahme.

Ein Ehepaar (Name der Redaktion bekannt) hat in einem Info-Schreiben an Nachbarn ihr Desinteresse an einem Landverkauf erklärt. Seit 1910 sei ihr Grundstück mit Haus in Familienbesitz, inzwischen in der vierten Generation. Immer habe dabei der Garten eine zentrale Rolle gespielt. Dies solle so bleiben. Geld wiege die grüne Qualität an ihrem Haus nicht auf.

"In den Gesprächen mit Anwohnern wurde mir klar, wie wichtig ihnen ihr Gartenland ist", sagte Melzig gestern im Telefonat mit unserer Redaktion. In der jüngsten CDU-Fraktionssitzung habe er dies noch nicht so gewusst. Deshalb habe er in der Fraktion auch nichts zu der gewünschten Bebauung gesagt. Dies sei inzwischen anders.

CDU-Ratsfraktionschef Thomas Eimermacher zeigte sich gestern verwundert über Melzig. "Ich habe abstimmen lassen und die Fraktion war, mit Ausnahme von Paul Hebbel und einer gewissen Gegenwehr von Frau Richerzhagen, für dieses Vorgehen. Andere Fraktionsmitglieder haben das ausdrücklich befürwortet", betonte Eimermacher.

Rückblende. Es gab Zeiten im Stadtrat, da wollten vor allem CDU-Politiker keinen weiteren Neubauten in Quettingen mehr zustimmen. Die Verkehrslage sei zu katastrophal, argumentierte speziell CDU-Ratsherr Paul Hebbel unermüdlich. Er forderte wie Richerzhagen einen allgemeinen Baustopp und den Bau einer Entlastungsstraße für Quettingen. Da wurde auch über eine Parallelstrecke zur A1 zwischen Borsigstraße und Lützenkirchen gesprochen. Zusätzlich sollte eine Auffahrt zur A1 im Bereich Lützenkirchen gebaut werden. Alle Forderungen sind in Schubladen oder Papierkörben verschwunden.

Hebbel sieht die Lage heute differenzierter. Der Bereich Feldstraße könne den Verkehr verkraften, weil diese Strecke schnell in die vierspurige Borsigstraße münde. Anders sei es beim Gebiet Jakob-Eulenberg-Weg in Holzhausen. Dort müsse speziell die Einmündung aus dem gewünschten Wohngebiet auf die Hauptstraße neu geregelt werden. Aber da sei der Investor dran, sagte Hebbel am Samstag.

Das kann Melzig nicht beruhigen. Quettingen sei in den vergangenen Jahren massiv zugebaut worden. Er nennt als Beispiele die Wohngebiete Weidenbusch, Am Hagelkreuz, Quettinger Feld, Kolberger Straße und Görlitzer Straße. Klar sei: Neubauten wurden genehmigt, ohne dass die Leistungsfähigkeit der Verkehrsstrecken angepasst wurde. Über die Quettinger Straße rollten heute ca. 16.000 Fahrzeuge pro Tag, warnt Melzig: "Irgendwann führt das alles zum Kollaps."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort