Leverkusen Postkarte statt Knöllchen

Leverkusen · Beim zweiten landesweiten Blitzer-Marathon gestern waren die Autofahrer in Leverkusen und Leichlingen auch dank Bürgerbeteiligung vorgewarnt. Viertklässler der Don-Bosco-Schule verteilten Dankeskarten.

 Links: In Leichlingen hatte die Polizei einen Kilometer vor der angekündigten Kontrolle gestern noch eine nicht angekündigte eingerichtet. Dort erwischte es sogar ein Auto der Stadt.

Links: In Leichlingen hatte die Polizei einen Kilometer vor der angekündigten Kontrolle gestern noch eine nicht angekündigte eingerichtet. Dort erwischte es sogar ein Auto der Stadt.

Foto: Ralph Matzerath

Der Schreck ist den Autofahrern deutlich anzusehen — der Beamte mit der roten Polizeikelle weist sie energisch in die Haltebucht, dabei haben sie an der Don-Bosco-Schule in der Quettinger Straße die erlaubten 30 km/h nicht überschritten. Die Belohnung wird durchs Autofenster gereicht: "Danke, dass Sie sich an die Geschwindigkeits-Begrenzung gehalten haben" steht in krakeliger Kinderschrift auf den Postkarten, die Nicole und Victoria mit anderen Viertklässlern verteilen.

Zwar kamen nicht alle Autofahrer in den Genuss einer Postkarte, doch dank Ankündigung und Bürgerbeteiligung sichtete die Polizei gestern nur wenige echte Raser — häufig lagen die Verstöße zwischen zehn und 18 km/h zu viel. Der Negativrekord wurde an der Schule in der Elbestraße aufgestellt: 69 bei erlaubten Tempo 30. "Das gibt ein Fahrverbot. Das Argument des Rasers war, dass er dringend zu einem Termin musste", sagte der leitende Verkehrsdirektor Helmut Simon.

Direkt per EC-Karte bezahlt

1670 Autos wurden in Leverkusen allein von 6 bis 12.30 Uhr von Stadt und Polizei gemessen, es gab indes "nur" 46 Geschwindigkeits-Überschreitungen. Aber: "Das sind 46 zu viel", sagte Polizeipräsident Wolfgang Albers. "Eben vor allem, weil die Kontrollen angekündigt waren." 220 überprüfte Autos und 20 der Verstöße gingen auf das Konto der Stadt. "Die Radarwagen werden nicht so gut erkannt", lieferte Simon eine Erklärung für die höhere Quote.

Bis um 16 Uhr wurden 3017 Autos in Leverkusen kontrolliert: Es gab insgesamt 52 Verstöße, darunter drei Fahrverbote. Ein Fahrer wurde festgenommen, da ein Haftbefehl gegen ihn vorlag. Eine Bilanz gibt es nach dem Ende des Blitz-Marathons heute um 6 Uhr.

Einer der Temposünder ist Bernd Lorenz, der an der Quettinger Straße mit 43 km/h erwischt wurde und die 15 Euro direkt per EC-Karten bei Einsatzleiter Fritz Weber bezahlte. "Ich wusste vom Blitz-Marathon und fahre die Strecke zweimal täglich", sagte er, schüttelte den Kopf über sich — und fand die Aktion gut.

Viel positive Rückmeldung bekamen die Beamten der Frühschicht auch an der Hitdorfer Straße — dort sind ebenfalls nur 30 km/h erlaubt, doch der Durchgangsverkehr hat es häufig eilig. "Da wurden wir oft von den Bürgern angesprochen, die die Aktion lobten", sagte Weber. Am Marktplatz wurden bei 1197 Messungen sieben Verstöße registriert. Doch wie am Morgen an der Dhünnstraße in Wiesdorf hörten die Einsatzkräfte häufig von Messpaten und Anwohnern, dass die Raser besonders nachtaktiv seien. Die Polizei will das bald aufgreifen und mit den weiteren genannten "Wutpunkten" der Bürger abarbeiten. 149 Vorschläge gingen für Leverkusen ein, 13 wurden für gestern angekündigt. "Aber wenn wir damit durch sind, können wir in der Nacht auch weitere anfahren", kündigte Albers an. Den dritten Blitz-Marathon soll es im Herbst geben.

Auto der Stadt Leichlingen geblitzt

In Leichlingen hatte die Polizei des Rheinisch-Bergischen Kreises für Bleifuß-Strategen gestern eine zusätzliche Hürde aufgebaut. Gut einen Kilometer vor dem angekündigten Blitzer in der Ortschaft Ziegwebersberg stand ein zweiter, nicht angekündigter, an der Bahnhofstraße: Und in den rauschte ausgerechnet ein Fahrzeug der Stadt Leichlingen. Zu schnell ist zu schnell, egal, wer am Steuer sitzt.

In Ziegwebersberg stand nicht nur Polizeidirektor Manfred Frorath an der Messstelle, er hatte auch die "Wutpunkt"-Paten Kevin Assmann, Ulrike Mitas und Marianne Müller hinzugebeten. Müller schilderte das waghalsige Überholmanöver eines Rasers, das um ein Haar in einem schweren Unfall geendet hätte — und das an einer Stelle, wo häufig Kinder die Straße überqueren müssen. Frorath versprach, die Örtlichkeit bei der nächsten Verkehrsbesprechung der Behörden zum Thema zu machen. So wirkt der Blitzmarathon auch nach seinem Ende noch positiv weiter.

(RP)
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