Fußball Obliers geht neue Wege

Fußball · Der erste hauptamtliche Trainer von Bayers Bundesligafußballerinnen erhöht Trainingsumfang und -intensität. Er vertraut der Qualität des Kaders, fordert aber mehr Einsatz. "Wer ein solches Jahr gespielt hat, muss sich nicht nur ein bisschen quälen", sagt der 44-Jährige zum Trainingsstart.

 (stehend, v. l.) Torwarttrainer Thomas Scheben (neu vom 1. FC Köln), Trainer Friedel Baumann (früher Borussia Mönchengladbach), Alina Calicchio, Laura Leluschko (beide eigene Jugend), Trainer Thomas Obliers, (vorne, v. l.) Arzu Karabulat (Jugend), Isabel Kerschowski (Potsdam), Ramona Petzelberger (Bad Neuenahr).

(stehend, v. l.) Torwarttrainer Thomas Scheben (neu vom 1. FC Köln), Trainer Friedel Baumann (früher Borussia Mönchengladbach), Alina Calicchio, Laura Leluschko (beide eigene Jugend), Trainer Thomas Obliers, (vorne, v. l.) Arzu Karabulat (Jugend), Isabel Kerschowski (Potsdam), Ramona Petzelberger (Bad Neuenahr).

Foto: Miserius

Nach rund zwei Stunden gab Thomas Obliers seinen Schützlingen das Zeichen zum Feierabend. Bayers Fußballerinnen waren bei der ersten offiziellen Trainingseinheit unter neuer Leitung auf der Kurt-Riess-Anlage ordentlich ins Schwitzen gekommen, doch die Laune war ausgesprochen gut. Die wenigen Kiebitze jedenfalls rieben sich die Augen. Auch ohne direkte Überwachung absolvierten die Leverkusenerinnen jede Übung gewissenhaft. "Das war nicht immer so", wusste einer der Beobachter zu berichten und spielte damit auf die vergangene Spielzeit an, während der das Innenverhältnis zwischen Trainerin Doreen Meier und Teilen des Teams bekanntermaßen einige Risse aufwies.

"Mannschaft hat Charakter"

Apropos vergangene Spielzeit: Die zweite Saison im Oberhaus, an deren Ende Bayer nur ein beeindruckender Schlussspurt und der Rückzug des Hamburger SV zum Klassenerhalt verhalf, wirkt nach. Die kommenden Wochen werden daher aus Sicht der Spielerinnen alles andere als vergnügungssteuerpflichtig. "Wer ein solches Jahr gespielt hat, muss sich nicht nur ein bisschen quälen", betont Obliers. Beim ersten hauptamtlichen Übungsleiter in der noch kurzen Geschichte des Frauenfußballs unter dem Bayer-Kreuz wird ohnehin einiges anders. Trainiert wird künftig in der Woche täglich abends, dazu wenigstens zweimal am Vormittag für diejenigen, die die Möglichkeit dazu haben.

Dass dieses Angebot angenommen wird, davon ist der erfahrene Coach überzeugt. "Diese Mannschaft hat einen tollen Charakter", schwärmt er. So hätten Kathrin Hendrich und Lisa Schmitz bereits vor dem eigentlichen Auftakt mit ihm trainiert — mit Blick auf die U 20-WM. Aber nicht nur der Charakter lässt Obliers Loblieder anstimmen. Auch vom Potenzial des Teams ist er überzeugt. "Das haben die Mädels letzte Saison nicht einmal ansatzweise ausgeschöpft", fasst er seine Beobachtung von gut einem Dutzend Leverkusener Spiele zusammen. Seine Aufgabe sei, das zu ändern. Kritik an der Vorgängerin übt Obliers nicht offen. "Taktisch habe ich andere Vorstellungen", ist die einzige zarte Andeutung, zu der er sich hinreißen lässt.

Weil er überzeugt war von unausgeschöpften Potentialen — und auch wegen des begrenzten Etats — stehen den Abgängen von Shelley Thompson (Bad Neuenahr), Johanna Elsig (Potsdam), Teresa Tüllmann (Karrierepause), Nathalie Moik, Katie Bethke (beide USA), Sally Shipard und Stephanie Mpalaskas nur drei Neuzugänge gegenüber: Die Angreiferinen Isabel Kerschowski von Turbine Potsdam und Ramona Petzelberger aus Bad Neuenahr mischten beim Aufgalopp schon aktiv mit, Marisa Ewers (Hamburger SV), die in der Verteidigung und im Mittelfeld einsetzbar ist, ließ sich zeitgleich von der medizinischen Abteilung behandeln. "Sie alle haben die Klasse, eine wichtige Rolle zu spielen. Sonst hätten wir sie nicht geholt", versichert der Coach. Etwas mehr Geduld fordert er bei B-Juniorin Laura Leluschko ein, der er hervorragende Anlagen bescheinigt.

(kre)
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