Leverkusen Postboten und Co.: Bei Minusgraden draußen arbeiten

Leverkusen · Während Büromenschen bei Schnee und Frost die Heizung hochdrehen können, ist das an manchen Arbeitsplätzen nicht möglich: Postboten, Marktbeschicker oder auch die Müllabfuhr müssen vor die Tür und sich gegen die Minusgrade wappnen.

Bei Wind und Wetter draußen arbeiten
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Die Lützenkirchener Stammzustellerin Christina Babik ist besonders froh über ihre funktionale Sportunterwäsche, die sie auch bei Wanderungen trägt: "Das macht viel aus. Darüber kommt noch ein Rolli, ein Fleece und die Winterjacke", sagt sie. Die beiden oberen Schichten werden von der Deutschen Post gestellt, ebenso gibt es Mütze oder Stirnband, eine gefütterte Hose und Handschuhe. "Aber ich habe von einer netten Kundin schon drei Paar geschenkt bekommen", sagt sie und zeigt die gestreiften Fingerlinge. Für ihre Outdoorschuhe könnte sie noch Spikes bekommen, aber das sei eher etwas für die Kollegen mit einem Handkarren. "Wenn man mit dem Fahrrad stürzt, kann man sich da auch selber verletzen."

Dicke Funktionskleidung bekommt auch Müllwerker Markus Miech gestellt. Doch darunter müssen noch weitere Lagen gezogen werden, um der Kälte standzuhalten. "T-Shirt, Hemd und Pulli", zählt Miech, der seit 2006 für die Avea arbeitet, unter der windabweisenden und gepolsterten Jacke. Da die ebenfalls signalfarbene Hose nicht gefüttert ist, trägt er eine lange Unterhose. "Dann noch dicke Socken, vielleicht auch zwei Paar, Schal und Mütze." Die Kombination kann noch ergänzt werden, schließlich muss der Müll auch bei zweistelligen Minusgraden abgeholt werden. Handschuhe sind bei der Arbeit ganzjährig Pflicht und machen noch mehr Sinn, wenn die Tonnen in der Kälte ebenfalls eiskalt sind. "Aber wir arbeiten ja, durch die Bewegung wird einem warm."

Ein bis zweimal pro Schicht kann sich Miech mit seinen Kollegen zudem am Betriebshof aufwärmen, denn der Müllwagen muss zwischendurch geleert werden. Nach Feierabend geht es dann direkt vor Ort unter die heiße Dusche. "Durch die tägliche Arbeit an der frischen Luft wird man schon abgehärtet", sagt Miech. Babik schwört außerdem auf Holundersaft und selbst gemachten Ingwertee. "Damit beginne ich schon im November. Und toitoi, seit sechs Jahren hatte ich keine Erkältung."

Andrea Heidemann steht mit dem Wagen der Bäckerei Schmidt unter anderem auf dem Lützenkirchener Markt. "Bei der Kälte hilft nur das Zwiebelprinzip", sagt sie und zählt sieben Lagen Kleidung am Oberkörper. "Angora ist das effektivste", findet sie nach 20 Jahren Erfahrung. Hinter der Theke hilft eine Gasflasche mit Aufsatz im Kampf gegen die Minusgrade. "Man muss aber genau davor stehen, um etwas davon zu spüren." Der Kaffee hingegen erzielt nicht ganz die gewünschte Wirkung, aber deswegen wird der Stand noch längst nicht zugemacht oder gar nicht erst aufgebaut: "Das habe ich noch nie erlebt, wir sind auch schon bei minus 17 Grad rausgefahren. Da müsste schon der Backofen kaputtgehen", sagt Heidemann.

Gegenüber am Fisch- und Feinkoststand von Stefan Feilmann setzt Verkäuferin Sonja Music auf Ski-Unterwäsche. "Fünf Lagen habe ich an, außerdem gefütterte Schuhe und zwei paar Socken", sagt sie. Die drei Frauen hinter der Kühltheke werden zumindest etwas durch eine Heizung gewärmt, ein Wasserkocher steht bereit. "Aber nach Feierabend muss schon eine heiße Dusche sein", sagt Music.

(irz)
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