Leverkusen Ochs mundet, Weihnachtsmarkt erntet Kritik

Leverkusen · Die ersten 100 Portionen des Ochsen waren auf dem Opladener Weihnachtsmarkt am Donnerstag rasch verkauft. Dessen Händler sind indes nur mittelmäßig mit ihrem Geschäft, Kundenzulauf und der Atmosphäre in Opladen zufrieden.

 Volksbank-Vorstand Hans-Jörg Schaefer schnitt gestern professionell die ersten Scheibchen vom Ochsen für die Besucherschar ab. Dann fungierte er als "Vorkoster" und befand: "Der ist gut durch. Eine Delikatesse."

Volksbank-Vorstand Hans-Jörg Schaefer schnitt gestern professionell die ersten Scheibchen vom Ochsen für die Besucherschar ab. Dann fungierte er als "Vorkoster" und befand: "Der ist gut durch. Eine Delikatesse."

Foto: Uwe Miserius

Für Hans-Jörg Schaefer war es "die spannendste Aufgabe des Jahres", die er Donnerstagmittag zu erfüllen hatte. Normalerweise hantiert der Chef der Volksbank Rhein-Wupper mit Zahlen, gestern mit einem großen Messer. Schaefer schnitt um kurz vor zwölf den Ochs am Spieß auf dem Opladener Weihnachtsmarkt an. Mit Publikum - das aber mehr Augen fürs Rind hatte, denn für den Banker, der sich zwecks Fleischabschnitt extra ein Schürzchen über dem Anzug angelegt hatte. "Neulich hat der Ochse in Much noch auf der Weide gestanden", merkte Schaefer an, der das 750 Kilo schwere Rind im Nachhinein auf den Namen Knut taufte. "Jetzt ist das eine absolute Delikatesse", kommentierte er nach dem Biss ins Fleisch. Schaefer kam die erste Portion der 400 Kilo Rindfleisch am Spieß zu, das 16 Stunden gegart worden war. Die Volksbank fungiert als Unterstützer des Weihnachtsmarkts.

Marktorganisator Dirk Pott gab die Bons fürs Fleisch aus. Die Ochsen-Aktion gehört seit Jahren zu den Höhepunkten der Veranstaltung. Die aber immer wieder mit Kritik zu kämpfen hat - zuletzt hatten Händler, deren Geschäfte an der Rückseite der Buden liegen, sich beklagt, dass auf ihrer Seite weniger Kundschaft flaniere, als vorne. Dirk Pott zieht eine positive Zwischenbilanz: "Am Anfang war es sehr gut, dann kam der Regeneinbruch. Wir hoffen, dass es jetzt trocken bleibt. Insgesamt geht das Konzept gut auf." Das Rückseiten-Problem kennt er, argumentiert: "Es hat sich durch die Beleuchtung der Rückseiten schon etwas getan, aber da müssen wir weiter dran arbeiten." Für 2015 habe er schon eine Reihe neuer Ideen.

Zum ersten Mal bleibt der Markt - in großen Teilen - bis zum 30. Dezember geöffnet. "Die Händler haben danach verlangt, weil es in Wiesdorf so ist und sie sich Geschäft versprechen", erläutert Pott.

Auch Jackmuths Weihnachtsbäckerei wird dann geöffnet sein. "Hoffentlich wissen die Leute auch, dass wir aufhaben", sagt Birgit Semrau. "Derzeit ist wegen des usseligen Wetters wenig los." Im vergangenen Jahr sei es mit der Kundschaft besser gewesen. "Wir können froh sein, dass es so viele Schüler gibt, die zu uns kommen." Elisabeth Singh, die Lederwaren anbietet, zieht eine "durchschnittliche" Bilanz. "Die ersten Tage waren gut. Aber Sturm und Regen lässt die Leute vorbeidüsen. Das hat manchmal eher etwas von Durchgangsverkehr am Bahnhof, denn von gemütlichem Markt", sagt die Düsseldorferin. Es hätte sehr nette Gespräche mit Kunden gegeben, "das entschädigt für Vieles". Singh hätte gerne Schals und Mützen mitverkauft, "die sind am ersten Markttag prima weggegangen". Da diese Ware aber schon ein anderer Händler im Angebot hatte, habe sie ihre nicht mehr offerieren dürfen. Was Singh am Rande negativ auffällt: "Am Bahnhof fühle ich mich unsicher, da ist es an den Parkplätzen hinten stockduster."

Dicke Kritik kommt von einem anderen Händler, dessen Geschäft nach eigenen Angaben nicht nur schlecht, sondern gar nicht läuft: "Der Markt hat überhaupt kein Flair. Da hätte man sich schon bei der Deko mehr Mühe geben können", moniert er. "Und den ganzen Tag läuft nur eine CD rauf und runter. Das kann's ja wohl nicht sein. Ich bin zum letzten Mal hier." Harter Nachsatz: "Leverkusen ist für mich gestorben."

(RP)
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