Opladen Literat Schmidt geht in Pension

Opladen · Am Samstag feierte die Opladener Prinzengarde ihre Prunksitzung und knapp 300 Besucher mit ihr. Für einen war die Jubiläums-Veranstaltung eine ganz besondere: Heinz Schmidt geht nach 29 Jahren in den Literaten-Ruhestand.

Heinz Schmidt hat seinen angestammten Platz eingenommen. Im Restaurant der Opladener Stadthalle hat der Literat die Tür zum Saal im Blick. Neben ihm erzählt Marita Köllner alias Et Fussich Julche von ihren letzten Auftritten: von der Ausgelassenheit, die ihr nachmittags im Rheindorf entgegenschwappte, von ihrem Fauxpas in Köln, als sie – in Unkenntnis, wen sie vor sich hat – den Oberstaatsanwalt aufforderte, nicht so ein langes Gesicht zu ziehen. Schmidt sortiert derweil Quittungen.

Von Wehmut gepackt

Währenddessen steigt drinnen im Saal minütlich das Feier-Thermometer. Die Opladener Prinzengarde hat zur Prunksitzung geladen, knapp 300 Besucher nutzen den Samstagabend, um mit dem Elferrat um Präsident Aloys Breibach und Senatspräsident Dieter Thomas die Jubiläums-Veranstaltung (fünf Mal elf Jahre Prinzengarde) unter dem Motto "Opladen anno Pief" zu feiern. Fünf Stunden Programm wurden zusammengestellt. Von Schmidt zusammengestellt. Er schaut zufrieden, nicht nur dann, wenn durch die geöffnete Tür mal die Stimmung bis zu ihm in den Nebenraum schwappt. Aber der 77-Jährige wird auch des Öfteren von Wehmut gepackt: "Das ist meine letzte Sitzung als Literat."

29 Mal sorgte er für die richtige Mischung auf der Bühne. Eine besonders gute Sitzung möchte er nicht herausstellen: "Alle waren meine Kinder, und alle sind mir gleich lieb." Beim Rückblick auf seine Literaten-Anfänge stellt er fest: "Das Geschäft ist härter geworden."

Früher war vieles besser, weil die Künstler direkt im persönlichen Gespräch gebucht werden konnten. Heute sind oftmals Agenturen zwischengeschaltet, die Schmidt am liebsten umging. "Die meisten Künstler kenne ich ja persönlich." Wie zum Beweis seines guten Drahts zu Musikern und Spaßmachern betritt Fritz Schopps (Et Rumpelstilzge) das Restaurant: Der erste Handschlag gilt Schmidt.

Gardeappell verschlafen

Am Ende der Sitzung muss Schmidt selbst auf die Bühne. Er wird geehrt, genau wie Breibach (er leitete seine zwei mal elfte Sitzung), wie Kurt Nawroczek (er trat der Prinzengarde kurz nach der Gründung 1954 bei und wurde rückwirkend zum Gründungsmitglied ernannt) und Lothar Dustert (er ist zwei mal elf Jahre Mitglied und verschlief seine Beförderung zum Major beim Gardeappell). Schmidt wird gedankt für drei mal elf Jahre Vorstandsarbeit und für sein Wirken als Literat. Wer ihm ins Amt folgt, steht nicht fest. Schmidt schlägt Zeugwart Jochen Gündling vor ("Der hat mir in den letzten Jahren über die Schulter geschaut.") Die Uhr zeigt eins, als Schmidts letzte Sitzung zu Ende geht, und er bereut nichts: "Ich würde es sofort wieder machen."

(RP)
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