Leverkusen Furiose Supershow zum Start der Jazztage

Leverkusen · Sensationell gut besucht war der Eröffnungsabend. Mit Candy Dulfer und der Band "Incognito" starteten die Jazztage in ihre 33. Ausgabe.

 Die niederländische Saxophonistin Candy Dulfer blieb auch im Forum bei ihrem Markenzeichen: Mini-Rock und Stilettos.

Die niederländische Saxophonistin Candy Dulfer blieb auch im Forum bei ihrem Markenzeichen: Mini-Rock und Stilettos.

Foto: Uwe Miserius

Die britische Funk- und Soul-Band "Incognito" zauberte eine perfekt unterhaltsame, abwechslungsreiche Supershow auf die Bühne, während Candy Dulfers gefährlichste Waffen weder ihr Saxophon noch ihre Musik waren: Der kurze Mini und die Stilettos bleiben ihr Markenzeichen.

"Bluey" nennen die Fans den Bandchef von "Incognito", der dieses langlebige Produkt vor mehr als 30 Jahren erfunden hat. Damals wurde der tanzfreudige Musikmix, der auch heute noch bestimmend ist, gerade erfunden. Und die sehr begeisterten Menschen im Forum durften bestätigen: Die Musik bleibt herzerfrischend jung, unsterblich und juvenil wie die Band selbst.

Viele Musiker, die heute der Band Gesicht und Stimme leihen, waren im Gründungsjahr der Funkband noch nicht geboren. Und "Bluey" Jean Paul Maunick ist ein Talent-scout, der kein austauschbares Orchester engagiert, sondern eine richtige Band präsentiert: Die Show fesselt durch ihre hörenswerten Solisten, die kurz aufblitzen und wieder in den Gesamtsound eintauchen. Stimmen unterschiedlicher Fächer hat Bluey gefunden. Vanessa Haynes ist seine Disco-Diva, eine schwarze Stimme mit Soul und Jazz, die besonders ergreifend Steve Wonder interpretierte und in dem groovigen Song einen Gospel freilegte. Über Scatgesang und die weichen, hellen Farben verfügt Natalie Williams, eine Dame der Jazzszene, die in vielen Projekten auftritt.

Auch in den deutschen Hitparaden sind die Damen und Herren "Incognito" vertreten, zum Beispiel im Hit "Nur noch eben die Welt retten". Jamie Anderson (Tenorsaxophon) wurden zehn Minuten gewährt, in einem hoch energetischen Solo ein individuelles Klanggebilde virtuos aufzubauen, wie es nur die Improvisation hervorbringt.

Für eine ganze Nummer wechselten die Musiker kurz die Instrumente, der Pianist spielte Schlagzeug, Vanessa die Perkussion, Bluey übernahm die Spitze als Frontman und Sänger. Die Band hatte sichtlich Spaß an ihrem Tun, und das kam sehr gut an. Mit Candy Dulfer hielt dann die Disco-Brause Einzug, das Produkt war nicht nur perfekt, sondern auch aalglatt. Das gut aussehende Maisje rannte mit ihrem Saxophon stets in Action über die Bühne, immer wieder auch zur Rampe. Ihr knallgelbes Röckchen war der Lichtpunkt und Blickfang, das lag auch an der schrillen Signalfarbe.

Candy Dulfer verquirlt in ihrer aktuellen Musik alles, was den Eindruck erweckt, in der nächsten Zukunft Erfolg haben zu können und massenkompatibel zu sein. Dabei entsteht nach Gewinnmaximierung Erdbeerjogurt ohne Erdbeeren — in ihrer Branche Musik ohne Seele. Aber die Fans mögen solche flachen Produkte. Denn wo im Rheinland ein Trömmelche jeiht, da darf getanzt werden — Partystimmung zum erfolgreichen Jazztage Auftakt.

(RP)
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