Leverkusen Polizei-Appell: Glasverzicht bei Erntedankfest

Leverkusen · Interview Wachleiter Michael Hülsen über das Glasflaschenverbot auf dem Leichlinger Stadtfest und seine Signalwirkung für andere Feiern.

 Polizeihauptkommissar Michael Hülsen.

Polizeihauptkommissar Michael Hülsen.

Foto: Uwe Miserius (Archiv)

Herr Hülsen, es hat viel Lob für die Polizei gegeben für ihr besonnenes und freundliches Verhalten während des Stadtfests. Tut auch mal gut, oder?

Michael Hülsen Das Lob tut gut, ich möchte es aber gleich weiterreichen — zum einen an meine Stellvertreterin Iris Hemmeter, die schon Wochen vor dem Fest in die Leichlinger Schulen gefahren ist, dort mit den Jugendlichen gesprochen und sie für das Glasverbot sensibilisiert hat. Zum anderen gilt das Lob aber vor allem den Jugendlichen selbst. Denn damit so etwas funktionieren kann, müssen alle Seiten mitziehen. Und das haben die Leichlinger Jugendlichen ganz hervorragend getan. Am Festwochenende selbst haben uns einige sogar demonstrativ mit Plastikflaschen zugeprostet, um zu dokumentieren: "Seht her, kein Glas."

Welche Schlüsse ziehen Sie daraus?

Hülsen Vor allem den, dass man die heutigen Jugendlichen durch gezielte Ansprache wirklich erreichen und überzeugen kann. Was ich besonders toll fand: Die haben teilweise selbst mit aufgepasst und andere, die mit Glas auf dem Weg zum Festgelände waren, auf das Verbot aufmerksam gemacht.

Nächste Woche steht ja nun das nächste große Fest an . . .

Hülsen Genau, das Erntedankfest in Witzhelden, auf das ich mich auch schon sehr freue, weil ich dort wohne. Es wäre doch toll, wenn das, was in Leichlingen so gut funktioniert hat, auch dort umgesetzt würde — friedlich feiern ohne Glas. Dafür möchte ich gerne werben.

Was macht Glas auf solchen Veranstaltungen so gefährlich?

Hülsen Überall, wo viele Menschen auf engem Raum zusammenstehen, steigt die Gefahr, das jemand stürzt. Sei es durch Unachtsamkeit, Rempeleien, Alkoholgenuss oder was auch immer. Liegen Scherben auf dem Boden, sind oft üble Verletzungen die Folge. Es ist sogar schon vorgekommen, dass Rettungswagen die Reifen kaputtgegangen sind, weil sie durch Scherbenberge fahren mussten.

Noch steht ja nicht fest, ob die Stadt ein Verbot ausspricht. Darf man Ihren Aufruf also als Appell für einen freiwilligen Verzicht verstehen?

Hülsen Absolut. In die politische Diskussion mische ich mich nicht ein. Ich sehe das auch ein bisschen sportlich. Was die Leichlinger schaffen, müssten die Witzheldener doch wohl erst recht hinbekommen, oder?

Peter Korn führte das Interview.

(RP/rl)
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