Leichlingen Mix aus argentinischen Tango-Klängen und lateinischer Messe

Leichlingen · In Kirchen wird gebetet, gesungen, gelacht und geweint. Warum nicht mal getanzt? Unter der Überschrift "Liturgie trifft Tanz" erklang in der Gemeinde St. Johannes Baptist am Sonntagabend jene Musik, die der Kölner Domchor dem argentinischen Papst Franziskus vor einigen Jahren nach Rom brachte.

 Die Zuhörer erlebten in St. Johannes Baptist eine Uraufführung.

Die Zuhörer erlebten in St. Johannes Baptist eine Uraufführung.

Foto: UM

Zum Auftakt ließ der Frankfurter Komponist Peter Reulein die Klänge in seinem "Te Deum" tanzen. Zu afro-kubanischen und mexikanischen Rhythmen erklang das Lob Gottes aus den Kehlen der Sänger von Evangelischer Kantorei, Katholischem Kirchenchor, Chorschule und italienischem Gastchor Ludus Vocalis aus Ravenna, von Pfarrer Michael Eichinger eingangs in Landessprache begrüßt. Für die musikalische Begleitung sorgte die Bergische Kammerphilharmonie. Weitere Mitwirkende waren Daniela Bosenius (Mezzosopran), Stephan Langenberg (Bandeon) und Beatrice Santini (Piano). Die Gesamtleitung hatten Carsten Ehret und Pia Gensler.

Das Auftragswerk war zugleich eine Uraufführung im Rahmen des Projekts "Lichte Stille: Neue geistliche Musik im Bergischen Land". Kernstück des ökumenischen Chorkonzertes war die "Misa a Buenos Aires" - auch bekannt als Misa Tango - von Martín Palmeri. Der argentinische Komponist und Tango-Arrangeur hüllte Jahrhunderte alten, lateinischen Messtext in das Gewand des Tango Nuevo mit seinen markanten Rhythmen und dem unverkennbaren Klangkolorit; maßgeblich erzeugt durch das Bandoneon, obwohl Elemente klassischer Messvertonungen durchschimmerten, etwa beim Kyrie.

Insgesamt ertönte eine interessante Zusammensetzung aus europäischen Traditionen und emotionalen Klängen des argentinischen Tangos. Wer aber dachte, die Tänzer Mareike Focken und Jost Budde würden im Gotteshaus einen mitreißenden Tanz bieten, der in der argentinischen Metropole an jeder Ecke gepflegt wird, der wurde enttäuscht. Das Paar glitt vielmehr zart und fast schon meditativ über die Bühne vor dem Altar. Vom Tanzen zum Lobe Gottes ist in der Bibel mehrfach die Rede. In einigen Psalmen wird regelrecht zum Reigen(tanz) aufgefordert, Prophetin Mirjam dankte Gott tanzend für die Rettung am Schilfmeer und König David tanzte sogar vor der Bundeslade, dem Allerheiligsten. In all diesen Darstellungen findet der Tanz nicht zum eigenen Vergnügen statt, sondern er ist liturgische Handlung, gleichwertig dem gesungenen oder gesprochenen Wort, welches das Lob Gottes verkündet.

(RP)
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