Viersen Tangoschritte im Altenheim

Viersen · Ein Pilotoprojekt hat Renate Wiemes von "Tangoluna" in Viersen ins Leben gerufen. Im Dülkener Altenheim des Bodelschwinghwerks tanzt sie mit an Demenz erkrankten Menschen Tango.

 Hubertine Hormes lässt sich von Renate Wiemes führen, auch Aurelia und Viktor Siemes konzentrieren sich auf ihre Schritte. Beim Tango leben die Senioren auf.

Hubertine Hormes lässt sich von Renate Wiemes führen, auch Aurelia und Viktor Siemes konzentrieren sich auf ihre Schritte. Beim Tango leben die Senioren auf.

Foto: Busch

Die klassische Tango-Musik ist schon von weitem gut hörbar. Sie animiert zum Tanzen, und genau das passiert auch im Mehrzweckraum des Dülkener Altenheims Bodelschwinghwerk. Die Senioren bewegen sich in Tangoschritten vorwärts und rückwärts durch den Raum. Auf den Gesichtern spiegeln sich Konzentration und Begeisterung wieder, und das gilt für alle. Egal ob an Demenz erkrankt oder nicht, ein jeder ist mit Freude bei der Sache.

"Vor drei Wochen hätten sich einige das noch nicht vorstellen können", sagt Renate Wiemes. Da seien einige schon beim Wort rückwärts gehen verschreckt stehen geblieben. Doch mit dem Tango habe man diese Bewegung auch erreicht, fügt sie mit etwas Stolz in der Stimme an. Der gelernten Krankenschwester und Pflegepädagogin, die in Viersen zusammen mit ihrem Mann Michael Wittich die Tangotanzschule "Tangoluna" betreibt, schwirrte schon seit Jahren die Idee im Kopf herum, mit an Demenz erkrankten Menschen Tango zu tanzen. "Die Bewegungsabläufe beim Tango sind anders als bei den Standardtänzen. Man achtet mehr auf seinen Partner. Der Tango bietet sich als Tanz an", erklärt Wiemes, die seit Jahren selber mit Begeisterung Tango tanzt. Von ihrer Ausbildung her kennt sie die Probleme, die eine Demenzerkrankung mit sich bringt. Oft gehe das Partnerschaftliche mit einer solchen Krankheit verloren. Der Demenzkranke finde keinen Zugang mehr zum nicht Erkrankten, was auch umgekehrt gelte. Dabei sei es so einfach, sich auf einer anderen Ebene wieder zu begegnen, erklärt Wiemes. Und das ist der Tanz. In diesem Fall Tango, bei dem die Bewegung zur Kommunikation wird. Vor anderthalb Jahren startete sie einen ersten Versuchsballon in ihrer Viersener Tangotanzschule. Demenzerkrankte und ihre Partner tanzten dort mit Anleitung Tango.

"Der Erfolg war immens. Die Menschen kamen sich wieder näher, und viele berichteten mir, dass sie am Abend noch einmal Musik gehört und getanzt hätten", erzählt Renate Wiemes. Mit ihrer Idee wurde sie bei verschiedenen Instituten vorstellig. Bärbel Kowalewski, Geschäftsführerin des Bodelschwinghwerkes, ließ sich spontan auf das Pilotprojekt ein und wurde nicht enttäuscht. "Unsere demenzerkrankten Senioren leben mit der Musik und dem Tango auf. Selbst diejenigen, die oftmals keine Freude an Bewegung haben, sind motiviert", freut sich Kowalewski über die gute Annahme. Die Kommunikation über den Tanz gelinge, und durch die Bewegung werde unter anderem auch eine Sturzprophylaxe betrieben. Den Tangotänzern selber macht das Tanzen Freude. "Früher haben wir auch viel getanzt. Mit dem Tangoangebot tanzen wir wieder. Das ist einfach nur schön", sagt Viktor Siemes, der seine Frau Aurelia jeden Tag im Altenheim besucht und sich nun besonders auf die Dienstage freut, denn dann steht von 15.30 bis 17 Uhr Tangotanzen an.

(tref)
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