Leverkusen Hoffnungsträger der Liberalen

Leverkusen · Christian Lindner soll die FDP als Spitzenkandidat aus dem Umfrage-Tief herausholen und erneut in den Landtag führen. Dafür opfert er viel Zeit und Kraft.

 Christian Lindner soll die FDP erneut in den Landtag führen. "Wir haben eine Chance. Ich bin optimistisch, dass es klappt", sagt der 33-Jährige, der als Direktkandidat im Nordkreis antritt.

Christian Lindner soll die FDP erneut in den Landtag führen. "Wir haben eine Chance. Ich bin optimistisch, dass es klappt", sagt der 33-Jährige, der als Direktkandidat im Nordkreis antritt.

Foto: Jürgen Moll

Als Direktkandidat hofft er auch auf das Vertrauen der Bürger im Nordkreis. Seine Verbundenheit zum Bergischen ist groß: "Es ist meine Heimat." Christian Lindner muss an diesem Tag viele Hände schütteln. Die Wermelskirchener nutzen die Gelegenheit, dass der FDP-Politiker und Spitzenkandidat für die Landtagswahl mal wieder in der Heimat vorbeischaut.

Mehrmals wird das Interview kurz unterbrochen, die Menschen kommen auf Lindner zu, wünschen ihm viel Erfolg für die anstehende Wahl. Für Lindner, der als Direktkandidat im Nordkreis antritt, sind diese kleinen Gesten der Menschen wichtige Signale im Wahlkampf. "Wir haben eine Chance am 13. Mai. Ich bin optimistisch, dass es klappt", sagt er kämpferisch.

Bei allem Optimismus sei er aber nicht blauäugig. Er ist sich bewusst, wie tief bei vielen Leuten die Enttäuschung sitzt. "Es gibt viele Menschen, die mit der FDP hadern, es ist eine ernste Situation, aber ich spüre, dass es eine positive Bewegung gibt", betont Lindner. Die Entscheidung seiner Partei, im Landtag den Haushalt zu kippen, sei absolut richtig gewesen. "Es wäre die Kapitulationserklärung der FDP gewesen, wenn wir den Schuldenhaushalt von Rot-Grün unterschrieben hätten", sagt der FDP-Spitzenkandidat. "Wir haben ein Zeichen gesetzt, dass uns Glaubwürdigkeit wichtiger ist als sichere Mandate."

"Es geht nicht um meine Person"

Dass er nun der große Hoffnungsträger der FDP ist, der die Partei wieder aus dem Umfrage-Tief herausführen soll, damit kann der 33-Jährige umgehen — wobei er aber klar sagt: "Ich bin der Botschafter für ein politisches Programm. Es geht nicht um meine Person, es geht um die Richtung in NRW."

Nach dem Rücktritt als Generalsekretär ("Die Entscheidung war gut überlegt und richtig") sei es nicht sein Plan gewesen, so schnell wieder im Mittelpunkt zu stehen — mit der Neuwahl kam aber alles anders. Lindner selbst sah sich nicht als Spitzenkandidat, "es gab aber viele Leute aus der FDP, die gesagt haben, ich soll diese Aufgabe übernehmen".

Im Turbo-Wahlkampf ist er zurzeit in ganz NRW präsent, ein Termin reiht sich an den anderen. "Als Spitzenkandidat kann ich leider nicht so viel in Wermelskirchen und im Kreis sein, wie ich es gerne wollte", bedauert er. Lindner hofft aber trotzdem auf das Vertrauen der Wähler im Rheinisch-Bergischen Kreis. "Ich baue darauf, dass die Menschen nach zwölf Jahren, in denen sie mich erlebt haben, sich ein Bild von mir und meiner Arbeit gemacht haben", sagt er.

Die Zeit des Wahlkampfes empfindet er auch nicht als Stress. "Wenn jemand um die Talsperre joggt, ist es anstrengend, es macht aber trotzdem Spaß. So ist es bei mir im Wahlkampf — ich mag diese Zeit."

Sollte es für ihn und die FDP bei der Wahl reichen, sieht Lindner Handlungsbedarf auf Kreisebene vor allem bei den Themen Gemeindefinanzen, bei der Weiterentwicklung des Schulsystems ("Der Konsens im Land benachteiligt die Gymnasien zu sehr") sowie bei der Verkehrsinfrastruktur ("Der Landesstraßenetat ist von Rot-Grün um 20 Prozent gekürzt worden").

Obwohl Christian Lindner mittlerweile entweder in Berlin oder in Meerbusch wohnt, wird seine Verbundenheit zu Wermelskirchen und dem Bergischen Land im Gespräch mehr als deutlich. Hierher kommt er immer gerne zurück. "Wermelskirchen ist meine Heimat, hier kenne ich die Leute, habe viele persönliche Freunde", sagt er. Wo er nach dem 13. Mai seinen festen Wohnsitz haben wird, könne er (seit August 2011 ist er mit der "Zeit"-Journalistin Dagmar Rosenfeld verheiratet) noch nicht sagen. Sollte die FDP in den Landtag einziehen, werde seine Frau mit nach NRW kommen. Denn: "Ich bin nicht der Typ für eine Fernbeziehung."

Wenn er abends nach Hause kommt, verdrängt der private Christian Lindner den Politiker. "Dann kann ich auch sehr gut abschalten", sagt er. Dann hat er auch Zeit für andere Dinge — in Ruhe ein Buch lesen, Sport treiben oder mit Freunden ins Kino gehen. Auch seine Vorliebe für schnelle Autos verheimlicht Lindner nicht. "Das ist meine Leidenschaft. Ich liebe alte Sportwagen", sagt er. Sein Traumauto: ein Porsche 911, Baujahr 1972. Er ist sogar Inhaber einer Rennfahrerlizenz, "die müsste ich aber erneuern. Dafür hatte ich zuletzt keine Zeit."

Und wie geht es weiter im Falle einer Wahlniederlage? Lindner antwortet sportlich: "Eine Weisheit lernt jeder Rennfahrer: Wenn man eine Kurve anfährt, sollte man immer auf den Kurvenausgang schauen und nicht auf die Leitplanke, sonst fährt man dort hinein." Mit einer Niederlage beschäftigt er sich also nicht. "Ich bin fest davon überzeugt, dass wir es schaffen werden."

(RP)
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