Monheim "Quartier 29" wird komplett umgebaut

Monheim · Das Alloheim will mit eigenen Kräften eine moderne Küche aufbauen, deren Angebote sich gezielt an die Bewohner des Seniorenheims richten. Ob das Lokal später wieder öffentlich zugänglich gemacht wird, ist noch fraglich.

Gäste, die bisher den Mittagstisch im "Quartier 29" am Ernst-Reuter-Platz genutzt haben, werden sich nach einem anderen Lokal umsehen müssen. Auf unbestimmte Zeit bleibt die Küche dort geschlossen. Zum Jahresende hatte der Betreiber, das benachbarte Ensemble Pflegezentrum, das zur Düsseldorfer Alloheim-Gruppe mit insgesamt 48 Seniorenwohnheimen gehört, der Firma Ökobau gekündigt. "Das ist kurzfristig geschehen. Unser Mietvertrag lief eigentlich noch viel länger", sagt Thomas Bischof. Die konkreten Gründe kennt der stellvertretende Geschäftsführer der gemeinnützigen Gesellschaft nicht. Er vermutet, die Unternehmensgruppe wolle die Küche für das Seniorenheim in Eigenregie betreiben.

Das bestätigt Johannes Knake, Regionalleiter West der Gruppe Alloheim: "Das ist der einzige Grund für die Kündigung", lautet sein Statement. In allen übrigen Heimen bereite man die Speisen mit eigenem Personal individuell auf die Bedürfnisse der Bewohner abgestimmt zu. Teilweise müssten Diätpläne eingehalten werden, so dass bestimmte Standards notwendig seien, führt Knake aus. Mit dem eigenen Team sei das einfacher, weil es keine zusätzlichen Schnittstellen gebe.

Die Alloheim-Gruppe habe das Pflegezentrum im Monheimer Süden 2011 übernommen. Die bestehenden Verträge mit der gemeinnützigen Gesellschaft aus Köln wurden damals fortgeführt. Bei der Versorgung der Senioren gebe es nach der Kündigung keine Engpässe, weil "wir das Essen nach unseren Kriterien aus einem Dormagener Alloheim beziehen", sagt Knake. Dort werde es gekocht, in Monheim übernehme man die "Detailzubereitung und das Finishing". Derweil entwickelten das Team und weitere öffentliche Stellen neue Konzepte für das "Quartier 29". Die Gastronomie dort müsse komplett modernisiert werden, sagt der Regionalleiter. Ob das Lokal später nur von den Bewohnern genutzt werde oder, ob es auch wieder für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht würde, sei "noch ungewiss".

Das "Quartier 29" war 2007 eröffnet worden. Als Nachfolger des Stadtteilcafés an der Friedrichstraße sollten die Nachbarn und Bewohner des Berliner Viertels sich dort ungezwungen treffen und zu kleinen Preisen essen und trinken können. Außerdem war es möglich, Räume für private Feiern wie Kommunion oder Geburtstag anzumieten, erinnert Stadtteilmanager Georg Scheyer an die ursprüngliche Intention. Damals flossen zweckgebunden 120 000 Euro Fördermittel vom Land und Bund für das Programm "Soziale Stadt". Mit dem Geld wurde die gut ausgestattete Restaurantküche bezahlt. Da die Zweckbindung fünf Jahre betrug, ist die Frist inzwischen abgelaufen und der Alloheim-Gruppe drohen keine Rückzahlungsforderungen, übermittelte die Kämmerei auf Anfrage.

Für das Catering war seit Eröffnung die Firma Ökobau zuständig, die auch das Altenheim versorgte. Deren Aufgabe sei es jedoch auch gewesen, Langzeitarbeitslose unter Aufsicht von Fachkräften wieder an den Arbeitsmarkt heranzuführen, erklärt der Stadtteilmanager. "Die Gäste haben das toleriert." Scheyer, der selber häufig mittags in dem Lokal gegessen hat, bemerkte in letzter Zeit einen schleichenden Qualitätsverlust und weniger Angebote bei den Speisen. "Es kamen immer weniger Gäste." Der Monheimer bedauert die Schließung dennoch: "Wir brauchen neben den Kneipen auch einen neutralen Anlaufpunkt und Treff für die Bewohner im Berliner Viertel."

(RP/rl)
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