Monheim Echte Raritäten aus 111 jecken Jahren

Monheim · Die Pferde sind festlich mit Blumen geschmückt. Sie ziehen eine ebenfalls aufwändig dekorierte Kutsche mit großen Holzrädern. Auf dem Vehikel steht eine Gruppe fröhlich lachender Bäcker und Konditoren. Der Schriftzug "Bäckerei und Wurstfabrik" ist schemenhaft erkennbar, ansonsten lässt sich nicht mehr genau ermitteln, wer auf dem Wagen den Jecken am Straßenrand zujubelt. Das Bild wurde 1903 beim ersten Rosenmontagszuges in Monheim aufgenommen. Die Fotografie ist jetzt in der Ausstellung zum 111-jährigen Bestehen der Gromoka im Schelmenturm zu sehen. Am Freitag wurde die Schau mit Fotos, Filmen, Orden, Zeitungsartikeln, Postern und Plakaten aus der langen Historie des Vereins eröffnet.

Die ausgestellten Stücke stammen aus dem Fundus von Armin Drösser. Der 62-Jährige hegt und pflegt seit Ende der 1970er Jahre das Archiv der närrischen Institution. Die meisten Aufnahmen hat er von Privatpersonen erhalten. "Diese Ausstellung zeigt einen Querschnitt der letzten 111 Jahre Fastelovend in Monheim", sagt der überzeugte Karnevalist. "Im Laufe der Zeit ist die Sammlung immer weiter angewachsen und es sind ein paar echte Schätze dabei." Damit meint er unter anderem auch das original Plakat zum ersten Rosenmontagszug 1903, der schon damals über 40 Wagen und Fußgruppen hatte.

Auch ein Orden aus der ersten Gromoka-Session ist in einer Vitrine zu bestaunen — gleich neben Mützen, Ornaten und anderen jecken Devotionalien. "Außerdem zeigen wir Dokumente, Versammlungsprotokolle und einige Kuriositäten." Eine davon ist sicherlich ein Erlass aus den 1920er Jahren, in dem das öffentliche Feiern untersagt wurde — aus Gründen der Sittlichkeit und des Jugendschutzes. Von "nicht tragbaren Tanzlustbarkeiten" ist in dem Schriftstück unter anderem die Rede. In einem Leserbrief an die "Karnevalszeitung" aus derselben Zeit beklagt ein Bürger zudem die "Vergnügungssucht der Monheimer", die verboten werden sollte. "Zum Glück hat sich damals kaum einer daran gehalten", meint Gromoka-Geschäftsführer Ronald Kösters. "Die Monheimer haben sich den Karneval nicht verbieten lassen — und diese Tradition wird vermutlich auch noch weitere 111 Jahre anhalten." Damals hatte die Gänselieselstadt gerade einmal 1800 Einwohner und der Fastelovend wurde mit Maskenbällen, Sitzungen und natürlich dem Rosenmontagszug gefeiert. "Auch das ist etwas Besonderes", betont Kösters. "Gerade in der Anfangszeit der Gromoka gab es weder in Düsseldorf noch in Aachen Rosenmontagszüge, sondern nur in Köln — und in Monheim." In einem Nebenraum flimmern zeitgleich Videoaufnahmen längst vergangener Sessionen über die Leinwand. Auch dort wird der Wandel sichtbar. Selbst alteingesessene Monheimer werden wohl einige Straßenecken kaum wiedererkennen. Armin Drösser hätte noch weit mehr Material gehabt. "Wir zeigen hier echte Raritäten aus einem unfassbar großen Fundus."

(dora)
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