Langenfeld Belegschaft der Landesklinik gedenkt der NS-Opfer

Langenfeld · Die Belegschaft der Klinik des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) in Reusrath nahm den bundesweiten Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus zum Anlass für eine Gedenkstunde. Gedacht wurde der Patienten, die zu den Opfern gehörten. Vor rund 70 Jahren war die LVR-Klinik – damals die Rechtsvorgängerin Provinzial-, Heil- und Pflegeanstalt Galkhausen – eine so genannte "Zwischenanstalt", von der aus Patienten im Rahmen der NS-Euthanasie Adolf Hitlers in die frühere Tötungsanstalt Hadamar transportiert und vergast wurden, erinnerte Klinik-Pressesprecherin Martina Schramm.

 Vorstandsmitglieder, Vertreter des Personalrates und Klinikseelsorger gedachten der NS-Opfer.

Vorstandsmitglieder, Vertreter des Personalrates und Klinikseelsorger gedachten der NS-Opfer.

Foto: LVR-Klinik

Die Belegschaft der Klinik des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) in Reusrath nahm den bundesweiten Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus zum Anlass für eine Gedenkstunde. Gedacht wurde der Patienten, die zu den Opfern gehörten. Vor rund 70 Jahren war die LVR-Klinik — damals die Rechtsvorgängerin Provinzial-, Heil- und Pflegeanstalt Galkhausen — eine so genannte "Zwischenanstalt", von der aus Patienten im Rahmen der NS-Euthanasie Adolf Hitlers in die frühere Tötungsanstalt Hadamar transportiert und vergast wurden, erinnerte Klinik-Pressesprecherin Martina Schramm.

Der Vorstand, der Personalrat sowie die Seelsorger der LVR-Klinik trugen in einer Lesung in verschiedenen Rollen aus Briefen von Angehörigen vor, die in den Jahren nach Ende des Hitler-Regimes nach Informationen über ihre ermordeten Angehörigen suchten.

Insgesamt wurden von April bis August 1941 870 Patienten (davon 472 Männer sowie 398 Frauen) von Galkhausen nach Hadamar gebracht; davon kamen 502 Menschen aus anderen Häusern. Insgesamt waren 409 Galkhausener Patienten sowie 997 Patienten aus anderen rheinischen Kliniken für Hadamar vorgesehen.

Als Clemens August Graf von Galen, Bischof von Münster, ab 3. August 1941 in seinen Predigten die Euthanasie offen zur Sprache und Anzeige brachte, ordnete Adolf Hitler jedoch am 24. August 1941 die Einstellung der sogenannten "T4-Aktion" an. Damit war das Morden von psychisch Kranken und Behinderten jedoch nicht beendet. Es begann das, was später als "wilde Euthanasie" etikettiert wurde, wobei in dieser zweiten Phase der Vernichtung mehr Patienten umgebracht wurden als in der ersten Phase, so die Pressestelle der Klinik. Vor allem im Jahr 1943 seien massenhaft Verlegungen in die Ostgebiete erfolgt. Allein aus Galkhausen seien annähernd 1500 Männer und Frauen nach Meseritz-Obrawalde, Tiegenhof und in andere Häuser im Osten verlegt worden, von denen nahezu niemand überlebt habe, teilt die LVR-Klinik mit.

Zum Abschluss der Gedenkstunde bat der Vorstand alle Mitarbeiter, die zum Teil in Begleitung von Patienten gekommen waren, zu dem Gedenkstein der Klinik, der für die Opfer der Hadamar-Transporte errichtet worden war. Bei einer Verlesung der Namen einer Transportliste stellten die Schüler der Gesundheits- und Krankenpflegeschule Kerzen für die Opfer an den Gedenkstein. Holger Höhmann, Vorsitzender des Klinikvorstands, schloss die Veranstaltung. Er sagte: "Scham und Trauer sind uns eine Mahnung, jeden Menschen zu achten, möge er noch so schwierig, eigensinnig oder störend sein." Auch heutzutage sei man nicht frei von abwertenden Vorurteilen und Stigmatisierung. Daher müsse man sensibel und aufmerksam jeder Form von Abwertung oder gesellschaftlicher Ausgrenzung entschlossen entgegen treten. "Wir müssen Selbstkritik und Zivilcourage in unseren Einrichtungen stärken", so Höhmann weiter. Die Mitarbeiter sollten den Patienten und ihren Angehörigen offen und solidarisch begegnen. Die Psychiatrie müsse aus ihrem Versagen in der Vergangenheit lernen. "Wir müssen das lernen. Nicht nur an diesem Gedenktag. Jeden Tag", betonte er in seiner Ansprache.

(pc)
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