Fußball Ex-Profi als Botschafter hinter Gittern

Fussball · Jens Nowotny besuchte im Auftrag der Sepp-Herberger-Stiftung die DFB-Fußballgruppe in der JVA Heinsberg.

Die Sepp-Herberger-Stiftung steht für soziales Engagement in verschiedenen Lebensbereichen — und auch in Kooperation mit dem Deutschen Fußballbund (DFB) werden immer wieder Veranstaltungen geplant und in die Tat umgesetzt.

Der Vorsitzende des SV Ophoven, Dirk Schulze, hat diese Möglichkeit genutzt und eine Aktion in der Jugend-Justizvollzugsanstalt (JVA) Heinsberg organisiert: "Bereits seit 2009 holen wir regelmäßig Strafgefangene ab, die bei uns dann offiziell an den Meisterschaftsspielen teilnehmen. Ohne diese Jungs hätten wir manchmal gar nicht spielen können. Unter dem Motto Anstoß in ein neues Leben gibt es hier unter anderem auch eine sogenannte DFB-Gruppe".

Und dieser Fußballer-Gruppe war es nun vorbehalten, prominenten Besuch zu empfangen. Jens Nowotny, Ex-Profi von Bayer Leverkusen und heue Spielerberater, hat sich bereiterklärt, eine Patenschaft für die JVA Heinsberg zu übernehmen. Nach kurzer Begrüßung durch Sozialarbeiter Thomas Klein und Sportkoordinator Herbert Stolz, war dann der große Moment für die Jugendlichen gekommen. Sie wurden aus ihren Zellen abgeholt und der 39-jährige Nowotny, der zuletzt noch für Dinamo Zagreb gespielt hatte, bevor ihn eine Verletzung zum Karriereende zwang, beantwortete in einer kleinen Talkrunde gerne die Fragen der jungen Fußballer.

Die Jungs der DFB-Gruppe hatten sich gut vorbereitet und die Fragen an Nowotny kamen reichhaltig: "Wie er denn zum Fußball gekommen sei", wollte einer wissen. Nowotny erzählte, dass sein älterer Bruder "schuld" sei. Der hatte ihn als Vierjährigen dazu verleitet, schon in der E-Jugend mitzuspielen, obwohl er noch zu jung war. Ob er denn schon mal in einer JVA gewesen sei, fragte ein anderer: "Nee, das ist das erste Mal", antwortete der Ex-Profi.

Am meisten faszinierten die Kicker aber die Erzählungen von Spielen in der Nationalmannschaft oder auch mit Leverkusen. Die verpatzte Meisterschaft 2002 wurme ihn immer noch, betonte der gebürtige Malscher, doch die positiven Momente überwiegen. Ein Höhepunkt war die WM 2006 "wo ich noch mit Olli Kahn zusammen gespielt habe." Nowotny erklärte den Jugendlichen aber auch, dass es im Profigeschäft immer härter zugeht und schon Kinder im Alter von zwölf Jahren unter Druck gesetzt werden: "Es ist so. Du kriegst als Profi richtig viel Asche, aber nie einen Dank. Als ich mal verletzt war, hat mein Trainer Christoph Daum mich nicht mal gegrüßt, weil ich ihn in dem Moment nicht weiterbringen konnte." Und vor allem benötige man auch das nötige Glück, von den richtigen Leuten gesehen zu werden, um ins Geschäft zu kommen.

Nach rund zwei Stunden ging ein außergewöhnlicher Nachmittag für die Jungs der DFB-Gruppe zu Ende und alle hoffen, dass Jens Nowotny noch mal nach Heinsberg kommen wird.

(mom)
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