Theater Krefeld Niedergang einer Handlungsreisenden

Krefeld · Das Theater zeigt Noah  Haidles zeitgenössisches Stück „Everything beautiful – Für immer schön“. Es erzählt von den Hoffnungen und von der Hölle der gealterten Kosmetikvertreterin Cookie. Am Freitag, 22. März, ist Premiere.

 Cookie (Esther Keil, links) und Heather (Carolin Schupa) unterwegs im Dienste der Schönheit.

Cookie (Esther Keil, links) und Heather (Carolin Schupa) unterwegs im Dienste der Schönheit.

Foto: Matthias Stutte

Als Christoph Roos in Tübingen Goethes „Faust“ inszenierte, hat er an das Theater Krefeld/Mönchengladbach gedacht. Der gebürtige Krefelder, der inzwischen Oberspielleiter am Tübinger Theater ist, hatte gerade für das hiesige Gemeinschaftstheater „Everything beautiful – Für immer schön“ in Szene gesetzt. Und ein Goethe-Zitat, findet er, passt haargenau auf Cookie, die Hauptfigur in Noah Haidles Stück: „Vom Himmel durch die Welt zur Hölle“, heißt es im „Vorspiel auf dem Theater“. Exakt diesen Kurs nimmt Cookie. Jetzt kommt die Inszenierung nach Krefeld, am Freitag, 22. März, ist Premiere. Ab 19.30 Uhr können die Theaterzuschauer den Niedergang einer Handlungsreisenden miterleben.

Die thematische Nähe zu Arthur Millers Stück „Tod eines Handlungsreisenden“ von 1949 weist Roos nicht von der Hand. Cookie ist Vertreterin für Kosmetika. Mit ihrem Rollkoffer zieht sie von Haustür zu Haustür durch die Vorort-Wohngebiete. Wie Willy Loman bei Miller bleiben auch der Schönheitsvertreterin die meisten Türen verschlossen. Doch sie lässt sich nicht entmutigen, sie motiviert sich immer wieder selbst.

Hinfallen, aufstehen, Krönchen richten, weitermachen: Das Mantra des  positiven Denkens hat es längst schon bis zur popfarbigen Postkarten-Weisheit gebracht. „Es ist ein sehr heutiges Thema in der Gesellschaft“, sagt Roos. Der Amerikaner Noah Haidle ist Hausautor am Mannheimer Nationalheater. Dort wurde „Everything beautiful“ 2017 uraufgeführt. „Es spielt im modernen Amerika. Zugrunde liegt die Autobiografie einer höchst erfolgreichen Geschäftsfrau, die die Haltung des modernen Menschen, sein eigenes Glück zu gestalten, verinnerlicht hatte“, erzählt der Regisseur. Dieser schier unzerstörbare Glaube an das Positive sei kein rein amerikanisches Phänomen. Das Immer-Weitermachen-Müssen und Nicht-Aufhören-Können sei ein Bild für den kapitalistischen Zeitgeist.

Das hat komische Momente, aber es wird tragisch enden. Cookies Sucht nach Erfolg führt sie in tiefe Abgründe. Bei aller Groteske behalte sie aber immer ihre Würde. „Die Psychologie der Figuren hat mich gereizt“, sagt Roos. Die Entwicklung vom oberflächlich Leichten zum schmerzhaft Existenziellen hat ihn so beeindruckt, dass er „Everything beautiful“ demnächst auch im Tübiger Haus auf den Spielplan nehmen will.

Esther Keil spielt die Hauptrolle der Cookie. Außerdem spielen Johanna Miller, Carolin Schupa, Eva Spott, Michael Grosse und Paul Steinbach. Das Bühnenbild – eine schräge Ebene mit vielen Türen –  hat Thomas Rump entworfen, für die Kostüme ist Anne Koltermann zuständig. Mit Musik des Krefelders Markus Maria Jansen wird das Stück klanglich unterstützt.

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