Krefeld Nach Säuglingstötung: Ethikkomitee soll Babyklappe prüfen

Krefeld · Nach dem Fund einer Babyleiche im Krefelder Südpark soll jetzt ein Ethikkomitee prüfen, ob das Helios-Klinikum Krefeld eine sogenannte Babyklappe anbieten sollte. Dies hat Krefelds Oberbürgermeister Gregor Kathstede (CDU) angekündigt.

Krefeld: Nach Säuglingstötung: Ethikkomitee soll Babyklappe prüfen
Foto: Polizei

Helios-Sprecherin Marina Dorsch teilte auf Anfrage mit: "Das klinische Ethik-Komitee am Helios-Klinikum Krefeld ist ein festes Gremium am Haus. Es kommt auf interne Anforderung regelmäßig zu ethischen Fallberatungen zusammen. Die Zusammensetzung der Mitglieder ist fach- und berufsgruppenübergreifend" — darunter befänden sich unter anderem Theologen, Chefärzte und Oberärzte, Pflegekräfte, Juristen — sowie je nach Anlass weitere themenbezogene Fachexperten.

Krefeld: Nach Säuglingstötung: Ethikkomitee soll Babyklappe prüfen
Foto: Maps4news.com/ HERE.com

Petition pro Babyklappe hat mehr als 700 Unterstützer

Die Installierung einer Babyklappe war zuletzt auch in einer Internetpetition auf "openpedition.de" gefordert worden: 725 Unterstützer, 514 aus Krefeld, hatten sich bis gestern dafür gemeldet. Die Babyklappe ist ethisch nicht unumstritten: Ein neugeborenes Baby kann durch eine solche Baby-Klappe in ein Wärmebett gelegt werden — wird die Klappe geschlossen, gibt es ein elektronisches Signal an das medizinische Personal.

Nach zwei Fällen von Kindstötungen vor rund zehn Jahren in Krefeld (wir berichteten) war bereits über die Einführung einer — eigentlich gesetzeswidrigen — Babyklappe diskutiert worden. Kathstede hatte danach eine Expertenrunde im Rathaus zusammengerufen. Entschieden wurde, statt einer Babyklappe den Schwangerennotruf einzuführen. Rechtliche Bedenken wie auch erste wissenschaftliche Untersuchungen sprachen gegen die Babyklappe — die damals bundesweiten 93 Babyklappen hatten nicht zu einer Senkung der Zahl der Aussetzungen und Kindstötungen geführt.

"Vertrauliche Geburt" schon jetzt möglich

Schon jetzt gibt es in Krefeld eine Alternative zur Babyklappe: Seit eineinhalb Jahren bietet Helios in Krefeld die Möglichkeit einer vertraulichen Geburt an. Im Unterschied zur "anonymen Geburt", bei der keinerlei Daten angegeben werden müssen, werden bei der vertraulichen Geburt Aufnahmedaten im Krankenhaus anonymisiert, in einem versiegelten Umschlag an die Jugendverwaltung der Stadt (Adoptionsvermittlungsstelle) übermittelt und dort bis zur Vollendung des 16. Lebensjahres des Kindes unter Verschluss gehalten. Bisher hat es am Helios Klinikum Krefeld den Fall einer "vertraulichen Geburt" nicht gegeben. Die Möglichkeit wurde allerdings bisher durch Helios nicht öffentlich genannt — zuletzt auch auf Anfrage unserer Zeitung nicht.

Auch rechtlich wird die "vertrauliche Geburt" auf Bundesebene abgesichert. Im Mai 2014 tritt das Gesetz zur "vertraulichen Entbindung" in Kraft. In Österreich, so wird berichtet, gibt es gute Erfahrungen mit der vertraulichen Geburt: Die Tötung von Neugeborenen ist dort nach Einführung des Gesetzes um 50 Prozent zurückgegangen.

(sep)
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