Neues Angebot in Krefeld Trauerort für „Schmetterlingskinder“

Krefeld · Auf dem Hauptfriedhof gibt es jetzt eine Gedenkstätte für Kinder, die bereits im Mutterleib gestorben sind. Eine Stele mit Regenbogen kennzeichnet den Erinnerungsort, der unweit der Kindergräber liegt.

 Eine Stele für „Schmetterlingskinder“: Auf dem  Hauptfriedhof wurde eine Gedenkstätte für fehl- oder totgeborene Kinder errichtet.

Eine Stele für „Schmetterlingskinder“: Auf dem  Hauptfriedhof wurde eine Gedenkstätte für fehl- oder totgeborene Kinder errichtet.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Stirbt ein Kind, dann ist das für die Eltern die schlimmste denkbare Erfahrung. Dabei ist die Frage, ob das Kind bereits geboren war oder nicht, vergleichsweise unerheblich. Eltern, die Fehl- oder Totgeburten erleiden, trauern nicht weniger als solche, deren Kinder bereits das Licht der Welt erblickt hatten. Während es aber für bereits geborene Kinder eine reguläre Beerdigung und damit ein Grab gibt, an dem Trauerarbeit geleistet werden kann, werden „Schmetterlingskinder“, also solche, die bereits im Mutterleib sterben, nur in einer gemeinsamen Zeremonie in einem Rasengrab beigesetzt.

„Für die Eltern fehlt hier der Ort, den sie individuell gestalten können. Das ist jedoch für die Trauerarbeit sehr wichtig“, sagt Antje Wenzel-Kassmer, Pfarrerin und Krankenhaus-Seelsorgerin am Helios-Klinikum. Für diese Eltern wurde nun auf dem Hauptfriedhof in Krefeld ein neuer, zentraler Trauerort unweit der Kindergräber angelegt.

Idyllisch unter einem großen Baum gelegen, wurde hier eine kreisrunde Gedenkstätte ausgehoben, in deren Mitte eine dreieckige Stele steht. Diese ist in Regenbogenfarben gehalten und nimmt die Schmetterlingsmotive auf, die sinnbildlich für die vor der Geburt verstorbenen Kinder stehen. Ein Gedicht, das sich über alle drei Seiten der Stele erstreckt, soll Trost spenden. „An diesem Ort haben die Eltern die Möglichkeit, kleine gravierte Steine mit dem Namen oder Blumen abzulegen und um ihr Kind zu trauern – gern auch gemeinsam“, erläutert Wenzel-Kassmer. Die Stele wurde von der Künstlerin Marion Maas gestaltet. Die Neukirchen-Vluynerin studierte einst Objektdesign an der Hochschule Niederrhein und gestaltete bereits viele Objekte rund um das Klinikum. Unter anderem zeichnet sie auch für das „Schatzkästchen“ verantwortlich: Eine weiße Kiste mit aufwendigen Glasintarsienarbeiten, in der die Kinder von der Station in die Pathologie verbracht werden und so ihren letzten Weg auf würdevolle Art beginnen.

Der neue Erinnerungsort liegt nur wenige Meter abseits des bisher bestehenden, den vor rund 15 Jahren der ehemalige Leiter der Frauenklinik, Jörg Baltzer, anlässlich seines Ruhestandes gestiftet hatte. Dieser aber ist mittlerweile mit Gedenkstücken, Steinen und Blumen derart überladen, dass eine neue Installation notwendig wurde.

Diese sollte eigentlich schon im vergangenen Herbst angelegt werden. „Dann aber kam zunächst Corona und danach der Lockdown dazwischen. Etwas später war es der Frost. So hat sich die gesamte Errichtung etwas verschoben, da wir die Fundamente entsprechend anlegen mussten“, erzählt Heike Blondin, die Leiterin des Friedhofs innerhalb des Kommunalbetriebs Krefeld. Dieser wird über seine Friedhofsgärtner kostenlos für die Bürger auch die Pflege der Gedenkstelle übernehmen.

„Auch für die Beisetzung der ,Schmetterlingskinder’ wird nur ein Anerkennungsbetrag fällig“, erläutert Blondin. Zur Zeremonie gehört auch eine Trauerfeier, die vollständig religionsübergreifend gestaltet ist, wie Pfarrerin Wenzel-Kassmer berichtet. So sollen alle Eltern, die den Verlust ihres Kindes erlitten haben, bestmöglich in ihrer Trauer unterstützt werden. Die Beisetzungen sind in Krefeld seit vielen Jahren Standard. Die neue Gedenkstelle soll dieses Angebot nun weiter aufwerten.

Ihr ungeboren gestorbenes Kind gibt den Eltern naturgemäß auch die schönste Gedenkstätte nicht zurück. Bei der Trauerarbeit aber kann und soll sie helfen und ein Anlaufpunkt sein, des kleinen Lebens zu gedenken und persönliche Zwiesprache zu halten. Oder, wie es Wentzel Kassmer ausdrückt: „Die Kinder berühren über die Trauer täglich das Leben der Eltern.“ Die Stele soll diesen helfen, auch umgekehrt den Kontakt zum Kind zu halten.

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