Stadtwald Falkner begeistert benachteiligte Kinder

Krefeld · Mit vier Greifvögeln war der ausgebildete Falkner und Pädagoge Frithjof Schnurbusch am Mittwoch im Stadtwald. Für Diakonie und Bürgerstiftung zeigte er benachteiligten Kindern seine Tiere und erklärte biologische Zusammenhänge.

 Falkner Frithjof Schnurbusch zeigt den Kindern einen Uhu. Sie dürfen das Tier streicheln.

Falkner Frithjof Schnurbusch zeigt den Kindern einen Uhu. Sie dürfen das Tier streicheln.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Ein gutes halbes Dutzend Kinder sitzt oder steht am Stadtwaldweiher. Gleich neben dem Bootshaus haben sie sich eingefunden. Vor ihnen sitzen vier Greifvögel – ein Europäischer Uhu, ein Harris Hawk, ein Sakerfalke und eine Schnee-Eule – auf ihren Stangen. Davor steht Falkner Frithjof Schnurbusch. Er erklärt den Kindern die Tiere. Dann lässt er den Uhu von seinem Handschuh auf eine der Sitzstangen fliegen, die genau vor den Kindern steht. Keiner der kleinen Zuschauer zuckt, sie vertrauen dem ausgebildeten Pädagogen bereits. „Und, war der Flug jetzt laut oder leise?“, fragt Schnurbusch.

„Leise“, antworten die kleinen Forscher unisono. Der Falkner stimmt zu und erläutert, warum das so ist. Die Kinder sollen klatschen und dann auf ihre Hosen schlagen. Das Klatschen ist lauter. „Das Weiche dämpft das Geräusch. Etwa so ist es auch beim Uhu“, erläutert der Experte. „Er hat weiche Federn, die kaum Geräusche machen.“ Dann dürfen die Kinder das Tier vorsichtig streicheln. Mit leuchtenden Augen strecken sie die Hände aus und fahren über den Rücken des Tieres. „Ganz weich“, stellen sie fasziniert fest.

 Der Europäische Uhu ist ein beeindruckendes Tier.

Der Europäische Uhu ist ein beeindruckendes Tier.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Die Vorführung ist Teil des Programms, das Schnurbusch im Angebot hat. Er erläutert Verhaltensweisen, Ernährungsgewohnheiten und Unterschiede zwischen einzelnen Spezies. „Mit der Schnee-Eule könnte ich das so zum Beispiel nicht machen. Sie will nicht angefasst werden. Uhus leben in dichten Wäldern, sie sind getarnt und recht entspannt. Schnee-Eulen leben in kargen Landschaften und meist auf offener Fläche. Sie sind sehr viel vorsichtiger“, berichtet er. Dabei vermittelt er den kleinen Zuhörern sogar biologische Regeln, die sie später einmal im Biologieunterricht lernen werden. „Uhus, die in Sibirien vorkommen sind zum Beispiel größer als der Europäische. Dort ist es kälter, und je größer sie sind, desto mehr Wärme können sie speichern.“

  Die kleine Zahra darf einen Harris Hawk, einen amerikanischen Wüstenbussard, auf ihrem Arm landen lassen und ist begeistert.

 Die kleine Zahra darf einen Harris Hawk, einen amerikanischen Wüstenbussard, auf ihrem Arm landen lassen und ist begeistert.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Die Kinder sind begeistert. „Ich fand es ganz toll, vor allem, wie groß die Vögel waren“, sagt der vier Jahre alte Tamim. Maurice, acht Jahre alt, stimmt zu: „Es war wirklich super. Ich fand alles schön, was am besten war, das kann ich nicht sagen.“ Die beiden gehören zu einer Gruppe Kinder, die von der Diakonie betreut werden. „Es sind alles Kinder von Familien, die zum Beispiel knapp über Hartz-IV-Einkommen liegen oder aus ähnlichen Gründen von uns betreut werden. Sie haben meist kein Geld für Bildungsangebote oder Urlaub. Bei dieser Veranstaltung können die Kleinen etwas lernen und haben nach den Ferien etwas zu erzählen, wenn alle anderen mit Urlaubserlebnissen daherkommen“, sagt Hanne Lloyd-Heume, Fundraiserin der Diakonie.

Andrea Vogt, stellvertretende Diakonie-Geschäftsführerin, stimmt zu: „Viel zu viele Kinder sind von Armut betroffen. Hier bieten wir ein Erlebnis, das besonders ist.“ Unterstützt wird die Initiative dabei von der Bürgerstiftung. „Wir sammeln Spenden und finanzieren dann solche Angebote. Wir haben ein breites Portfolio von Begabtenförderung mit Stipendien und Sprachreisen bis hin zu solchen Projekten hier“, sagt deren Vorstandsassistentin Sigrid Augustin.

Für Falkner Schnurbusch ist die Arbeit mit Kindern eine Herzensangelegenheit. Seit rund zehn Jahren bietet er unterschiedliche Kurse an. „Wir wollen vor allem den Kindern die Augen für Zusammenhänge öffnen. Dabei bieten wir Kurse in Kräuterkunde ebenso an wie Greifvogelschauen oder andere Angebote in der Natur. Zum Beispiel auch über den Zusammenhang zwischen verschiedenen Nahrungsmitteln, Monokulturen und den Auswirkungen auf viele Arten“, erzählt er.

Auch viele Biologen nähmen seine Dienste in Anspruch. „Wo sie den theoretischen Unterbau haben, liefern wir die praktischen Beispiele“. Für die Kinder gibt es noch Wurst, Brezeln und Getränke im Biergarten sowie einen Tretboot-Gutschein. Dann geht ein schöner und lehrreicher Tag für sie zu Ende, an dem sie Spaß und Bildung verbinden konnten.

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