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Krefeld "Hülser Bibel" 130-mal als Unikat

Krefeld · Paul Funger gestaltet in seiner Freizeit das von 286 Bürgern handgeschriebene Neue Testament als individuelles Geschenk. So kann beispielsweise elf Millionen Jahre alter Sand den Buchdeckel zieren. In jedem der bisher 130 Exemplare spiegelt sich Familiengeschichte wieder.

 Paul Funger mit einem fertigen Werk, das er aus 26 Lagen à sechs Bögen (im Vordergrund aufgefächert) erstellt. Rechts das Album mit den Gestaltungsmöglichkeiten – hier mit einem Bild des See Genezareth.

Paul Funger mit einem fertigen Werk, das er aus 26 Lagen à sechs Bögen (im Vordergrund aufgefächert) erstellt. Rechts das Album mit den Gestaltungsmöglichkeiten – hier mit einem Bild des See Genezareth.

Foto: T. Lammertz

Persönlicher kann ein Geschenk zu einem besonderen Anlass kaum ausfallen: das Neue Testament in handschriftlicher Form, gestaltet nach den individuellen Wünschen des Bestellers. "Das Buch bekommt so eine persönliche Note und bleibt über die Zeit des Besitzers hinaus dauerhaft lebendig", sagt Paul Funger, der diese Unikate aus 26 Lagen à sechs Bögen erstellt. Der 74-jährige Hülser ist gelernter Buchdrucker, hat in seinem Beruf die gesamte Palette des grafischen Gewerbes durchlaufen und hat im Ruhestand zudem noch das Buchbinden erlernt.

Die "Hülser Bibel" kann man nicht im Laden kaufen. Es gibt sie nur auf Bestellung als Einzelanfertigungen, von denen Paul Funger gerade das 130. Exemplar in Arbeit hat. Basis ist die Niederschrift der 27 Bücher des Neuen Testaments aus den Händen von 268 Menschen aus Hüls und aus Nachbarorten. Sie entstand 2003 im Jahr der Bibel auf Initiative der katholischen und der evangelischen Gemeinde. Funger hat sie vom DIN-A 3 auf DIN-A 4-Format gebracht und gestaltet seine Exemplare so unterschiedlich, wie es die Menschen und deren Geschichte sind, die so eine Bibel bei ihm bestellen.

"Die Leute können sich nur schwer vorstellen, wie viele Möglichkeiten es gibt, das Buch individuell zu gestalten", sagt der 74-Jährige. Deshalb hält er eine Sammlung mit Beispielen bereit, die er inzwischen verwirklicht hat. Mit dieser Sammlung besucht er die Interessenten und bespricht sich mit ihnen. "Aus Begeisterung über die Vielfalt, verbunden mit den dazugehörenden Geschichten, vergehen dabei oft mehrere Stunden."

Da ist zum Beispiel die Bibel, die ein Geologe seiner Tochter geschenkt hat — mit elf Millionen Jahre altem Sand auf dem Buchdeckel. Neben dem Buchdeckel wird vor allem die Widmungsseite am Anfang des Buches für die Gestaltung durch Bilder — zumeist Ansichten oder Ausschnitte von Kunstwerken aus Familienbesitz — genutzt. Innerhalb des Buches variiert die Anzahl der eingearbeiteten Bilder von einem einzelnen bis zu einem guten Dutzend, darunter auch Bilder, die heutige Erwachsene als Schulkinder gemalt haben.

Neben der bildlichen gibt es auch die Möglichkeit der textlichen Ausgestaltung. "Für die Hülser Krankenhauskapelle hat die Seelsorgerin aus jedem der 27 Bücher des Neuen Testaments je einen Satz herausgeschrieben, der auf Krankheit, Trost und Hoffnung Bezug nimmt. Diese Sätze hat Paul Funger auf die Rückseiten der jeweiligen Buchtitelseiten in eigener Handschrift eingearbeitet.

Außergewöhnlich ist auch die Gestaltung einer Bibel, die Großeltern für ihre beiden Enkel und deren Eltern anfertigen ließen, als diese Vier zusammen 100 Jahre alt wurden. "Da habe ich aus Foto dieser Familien ein Kreuz gestaltet, weil es in einem ihrer Zimmer ein Kruzifix gibt, hinter das die Familie bei Sorgen oder Freuden immer ein Zettelchen mit einem passenden Satz steckt. Eine wunderschöne Familiensitte, die über diese Bibel weitergegeben wird", freut sich Funger, der auch auf den Anhang aus leeren Seiten für persönliche Eintragungen mit Gedanken und Lebenserfahrungen hinweist.

Nicht selten kommt eine Idee für eine Gestaltung aber auch von Funger selbst: In einem Fall war eine Mutter, die ihrem Sohn eine Bibel schenken wollte, unentschlossen, wie sie gestaltet werden sollte. Als ich in die Wohnung kam, bemerkte ich eine Strahlenmadonna, die ihr verstorbener Mann auf Glas gemalt hatte. Dieses Bild wurde dann zum zentralen Bestandteil dieser ganz persönlichen Bibel."

(RP/rl)
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