Krefeld Der ganze Faust an einem Abend

Krefeld · Generalintendant Michael Grosse stellte gestern seinen zweiten Spielplan vor. 21 Produktionen sind im Repertoire. Im Schauspiel ist der Schwerpunkt außereuropäisches Theater, im Musiktheater gib es hier noch nie gespielte Stücke. Die Spielzeit startet am 30. September mit Goethes Faust I und II.

Das Konzentrat von Richard Wagners Ring an einem Abend füllt in dieser Spielzeit die Theaterkassen — alle Vorstellungen sind ausverkauft. Und auch die kommende Spielzeit startet mit einem "Best of". Schauspieldirektor Matthias Gehrt will alle wesentlichen Stationen aus Goethes "Faust" — erster und zweiter Teil — in einen Abend packen. Er will eine zeitgenössische Lesart und Faust als Global Player in Szene setzen: So startet am 30. September die Theaterspielzeit 2011/12 im Krefelder Haus.

Bei der Gestaltung des Spielplans, den Generalintendant Michael Grosse und sein Team gestern dem Theateraufsichtsrat vorstellten, stand die Wiedereröffnung des umgebauten Theaters in Rheydt im Vordergrund. "Zwei Jahre Interimszeit waren schwierig. Jetzt wollen wir die Zuschauer mit einem besonders prallen Angebot locken", sagte Grosse. Zum Beispiel mit der Mozart-Oper "Le nozze di Figaro", die erst ein Jahr später nach Krefeld kommt.

Musiktheater Doch auch die Seidenstädter erleben ein Juwel: Bellinis "Norma". Es ist die Belcanto-Oper schlechthin, und jeder denkt dabei an die Callas. Deshalb will Operndirektor Andreas Wendholz andere Bilder in die Köpfe bringen — er hat eine Modernisierung des tragischen Stoffes im Sinne von Fellinis "Rom — offene Stadt" in Kaiserslautern gesehen. Diese Inszenierung wird Krefeld übernehmen.

Highlight für die Anhänger zeitgenössischen Musiktheaters ist Detlev Glanerts "Joseph Süd". Die Oper zeigt die Mechanismen des Antisemitismus. Die Unterhaltung bedienen die Comedian Harmonists, die ab Silvester wieder nach Krefeld kommen, die swingenden Niederrheinischen Sinfoniker in "Me and my Girl" und ab 2012 der Operetten-Klassiker "Die Fledermaus", den Reinhardt Friese und Günter Hellweg inszenieren.

Schauspiel Außereuropäisches Theater soll auch in der zweiten Saison Grosses eine Rolle spielen — zum Beispiel mit der Uraufführung eines Stücks der nigerianischen Schriftstellerin, das der nigerianische Regisseur Nicholas Monu zeigen wird: "Hagel auf Zamfara". Das Stück, das noch ins Deutsche übersetzt werden muss, erzählt von einer Frau, die gegen die Gesetze der Scharia verstoßen hat und gesteinigt werden soll. Lesungen, Filme und Gastspiele sollen den afrikanischen Themenblock im Theater abrunden. "Aber auch zum Faust bieten wir viele Extras", erklärt Gehrt. Zeitgenössisch auch beim Klassiker soll es mit Shakespeares "Sommernachtstraum" werden, der der jungen Regisseurin Christine Hofer anvertraut wird. Um Orientierungslosigkeit junger Leute geht es in "Roberto Zucco" des 1989 verstorbenen französischen Dramatikers Koltès. Als kult-verdächtiger Nachfolger der "Rocky Horror Show" erobern im März 2012 die "Blues Brothers" Krefeld.

Ballett Ballettdirektor Robert North beginnt die Ballettsaison in Krefeld mit Leidenschaft: mit Fado und Bolero. Ab Januar zeigt er zur Musik von Prokofjew den Klassiker "Romeo und Julia".

(RP)
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