Krefeld Bistum droht Krefeld

Krefeld · Der Generalvikar des Bistums Aachen kritisiert die Streichung des städtischen Zuschusses an die Marienschule. "Krefeld verabschiedet sich aus der Solidarität." Langfristig droht der Wegfall von kirchlichen Angeboten.

Das vom Krefelder Rat mit Stimmen von CDU, Grünen und UWG verabschiedete Sparpaket sorgt beim Bistum Aachen für großen Unmut. Die Politiker der Sparpaket-Troika haben darin unter anderem beschlossen, den städtischen Zuschuss für die kirchliche Marienschule jährlich um 16 000 Euro zu kürzen. In fünf Jahren soll die Marienschule keine Zuschüsse mehr erhalten. Generalvikar Manfred von Holtum spricht jetzt sogar von "einem klassischen Eigentor", das der Rat geschossen habe. Denn durch den langfristigen Rückzug des städtischen Zuschusses für die Marienschule drohten Krefeld Streichungen von kirchlichen Angeboten. Die Kirche finanziert in Krefeld zum Beispiel Kindergärten, Beratungsstellen, die Maria-Montessori-Schule, die Jugendeinrichtung Felbelstraße und ist über die Caritas engagiert.

"Es könnte Krefeld eher treffen"

Wörtlich schrieb Manfred von Holtum vor zwei Monaten bereits in einem Brief an Krefelds Oberbürgermeister: "Ich möchte deutlich machen, dass Kommunen, die sich aus der Solidarität (teilweise) verabschieden, in größerem Maße betroffen sein können als Kommunen, die in einer partnerschaftlichen Weise unsere gemeinsamen Aufgaben mittragen." Wenn die Kirche über die "Neuordnung von Aufgabenstrukturen" in den kommenden Jahren nachdenke, könne es Kommunen wie Krefeld eher treffen, schreibt von Holtum. Allerdings betonte er, dass es konkret keine Überlegungen über Streichung oder Reduzierung von Angeboten gebe. Der Brief wurde den Fraktionen im Rat unter dem Tagesordnungspunkt "Eingänge" mitgeteilt. Inhaltlich wollte Oberbürgermeister Gregor Kathstede den Brief nicht mehr kommentieren.

Die Marienschule in Krefeld ist als Schule in freier Trägerschaft eine sogenannte "staatlich anerkannte Ersatzschule" – zu 94 Prozent wird sie vom Land Nordrhein-Westfalen finanziert. Die restlichen sechs Prozent finanziert für gewöhnlich das Bistum. Die Stadt Krefeld gibt aber wie einige andere Kommunen in NRW einen städtischen Eigenbeitrag zu diesen sechs Prozent. Bisher lag er jährlich bei 78 000 Euro, und damit etwas unter dem des Bistums. Der städtische Zuschuss soll jetzt über fünf Jahre jährlich um 20 Prozent bis auf Null gekürzt werden. Auch alle anderen nicht-städtischen Schulen würden keine Zuschüsse erhalten, betont die Krefelder Stadtverwaltung. Weitere private Ersatzschulen sind die Montessori-Grundschule, die Montessori-Gesamtschule und die Freie Waldorfschule.

Die Marienschule sucht jetzt mit dem Bistum nach neuen Finanzierungslösungen: "Das muss in der Schulpflegschaft jetzt sorgsam abgestimmt werden", sagte Schulleiter Klaus Neuenhofen auf Anfrage unserer Zeitung.

In Kirchenkreisen wird der Schritt der Stadt mit Bedauern registriert. Gerhard Kühn vom Katholischen Büro in Düsseldorf, der Kontaktstelle der katholischen Kirche zur Landesregierung, ist kein anderer Fall bekannt, bei dem sich bisher eine Kommune aus der Finanzierung zurückzog. Allerdings gebe es durchaus Kommunen, die sich an dem sechsprozentigen Bistumsanteil nicht beteiligen, betont Ludger Schreiber von der Abteilung "Glaube und Bildung" der Bischofskonferenz in Bonn. Er kritisiert aber den Krefelder Ratsbeschluss: "So wie Krefeld agiert, ist das zu kurz gedacht. Finanzpolitisch ist es wichtig, das freie Schulwesen in Qualität und Quantität zu erhalten."

(RP)
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